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2374 - Der Trojaner

Titel: 2374 - Der Trojaner
Autoren: Unbekannt
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Brausen zu vernehmen. Ein aufziehender Sturm? Doch der Himmel über Shulukai war wolkenlos und die Luft unbewegt. „Mögen die Zwölf Heroen Arkon beistehen!", rief Iton bebend aus. „Der Begam kann es nicht mehr."
     
    *
     
    „Der Notsender arbeitet!"
    Major Alvaro Hearn blickte in angespannte Gesichter. Niemand konnte vorhersagen, was wirklich geschehen würde. Eigentlich sollte ab dem Moment jede Kolonnen-Einheit im weiten Umkreis den um Hilfe rufenden TRAI-Versorger orten können.
    Aber vielleicht verhallte das Signal ungehört. Oder die havarierte Einheit wurde zu einer Kolonnen-Fabrik auf der anderen Seite der Milchstraße transportiert und keineswegs wie erhofft nach Arkon.
    Was dann?, fragte er sich bitter. „Wie lange?"
    Hebet Ruick, der Analytiker in Lapaches Fünferteam, hatte minutenlang unbewegt dagestanden, nun ließ er sich einfach zu Boden sinken, zog die Knie an und verschränkte die Arme um die Schienbeine.
    Shallowain schien von nichts mehr Notiz zu nehmen. Er kapselte sich ab. Ob gewollt oder nur unbewusst, wagte Hearn nicht zu beurteilen.
    Die Anwesenheit des Kralasenen behagte ihm ohnehin herzlich wenig, aber er sagte sich, dass es wohl sein musste. Im Fall eines Falles konnte Shallowain auf Arkon zum unersetzlichen Verbündeten werden.
    Bis dahin ...
    Seine Tätigkeit für den TLD lag lange Zeit zurück, trotzdem löste schon die Erwähnung eines Kralasenen in Hearn heute noch Alarmbereitschaft aus. Das war eine Regung, die er nie verlieren würde.
    Ebenso wie das Gefühl, allein am effektivsten arbeiten zu können.
    Als Einsatzagent ebenso wie später als Prospektor war er stets allein gewesen und hatte gelernt, die Einsamkeit als Vertrauten zu akzeptieren. Der endlose Raum und die Stille zwischen den Sternen waren keineswegs lebensfeindlich, wie viele behaupteten. Wer ihre Verlockung begriff, der erkannte erst, welch atemberaubende Vielfalt das Leben bereithielt, vor allem lernte er, die eigenen Abgründe zu erforschen. Der Mikrokosmos der Seele war nicht weniger vielschichtig als das Weltall an sich, ein Spiegelbild der Schöpfung.
    Hearn hatte den TLD verlassen, weil er sich Zwängen ausgesetzt gesehen hatte, die seiner inneren Veränderung zunehmend widerstrebten. Freiheit, Recht, Selbstverteidigung - immer mehr waren diese Begriffe für ihn zu Phrasen verkommen, deren es in einer aufgeklärten Gesellschaft nicht mehr bedurfte. Woran entzündeten sich die Streitigkeiten der Galaktiker? An Gebietsansprüchen und dem manischen Zwang, anderen überlegen zu sein. Das war lächerlich, denn allein die Milchstraße hielt mehr Welten bereit, als ihre raumfahrenden Völker jemals für sich in Besitz nehmen konnten. Er hatte einige dieser Planeten gesehen. Manche waren unberührte Paradiese, andere wahre Höllen, doch jeder für sich bedeutete eine Herausforderung.
    Jetzt war er zurück - und freiwillig wieder im Einsatz. Weil die Bedrohung durch die Kolonne in seinen Augen gänzlich anderer Natur war als frühere Gefahren. TRAITOR rüttelte an den Grundfesten der Existenz.
    Shallowain hatte eine Waffe unter seinem Mantel hervorgezogen und das Energiemagazin ausgeklinkt. Akribisch nahm er den Strahler auseinander und setzte ihn anschließend wieder zusammen.
    Dass ihm die Strangeness zu schaffen machte, konnte Hearn deutlich erkennen.
    Gerade deshalb zollte er dem Arkoniden Respekt. Andererseits schien sich der Umgang mit der Waffe tief in Shallowains Unterbewusstsein eingegraben zu haben und dominierte als Verhaltensmuster, verschaffte ihm notwendige Stabilität.
    Hearns Blick wanderte weiter. Ein kleines, ortungsgeschütztes Holo stellte die einzige Verbindung zur Außenwelt dar. Dünne Impulsleiter waren an der Außenhülle des Versorgers verlegt worden. Sie führten zu Sensoreinheiten, die eine optische Weitwinkelerfassung ermöglichten und darüber hinaus eine passive Nahbereichsortung. Eintausend Kilometer Wirkungsradius, das war nicht eben berauschend, aber besser, als völlig blind zu sein. Die UHF-Aura des Trojaners überdeckte diese kleine Spielerei völlig.
    Hearn rief nacheinander beide Anschlüsse ab. Es gab keine Ortung, er hatte es auch nicht anders erwartet, und in der Bildwiedergabe zeigten sich nur die verwaschene Lichtfülle des Sternhaufens und die nahe Sonne als alles überstrahlende, leicht verzerrt abgebildete Scheibe.
    Vorerst gab es nichts zu tun.
    Lapache und der Analytiker Hebet Ruick redeten leise miteinander, aber es war kein fließendes Gespräch. Immer wieder
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