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2370 - Die Milliardenstadt

Titel: 2370 - Die Milliardenstadt
Autoren: Unbekannt
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wenn doch? Hast du jemals so 'n volles Fass gesehen?"
    Beiläufig registrierte Aheun, wie ihm jemand in den Magen trat. Der Schmerz setzte seltsam verzögert ein, wurde von den Bildern überlagert, die sich vor seinem inneren Auge wiederholten. „Der hat Zeugs bei sich", sagte wiederum die erste Stimme, „wertvolles Zeugs. Kann man sicher verkaufen." Hände tasteten ihn ab, griffen ihm an die Innenschenkel, die Brust- und Bauchtaschen, zogen an seinen Schuhen. „Den können wir nicht mal in die Ecke rollen, so schwer ist der."
    „Macht nix. Kümmert sich eh niemand drum, was mit ihm passiert. Komm schon - mach die Taschen leer!"
    Aheun wehrte sich schwach, hielt die tapsenden Finger von seiner Brust und dem Gurt, der die ID-Karte hielt, fern. Niemand durfte sein wertvollstes Besitztum angreifen; jenes Bindeglied zwischen Vergangenheit und Zukunft. „Der Fette wehrt sich! Ich stech ihn ab."
    „Spinnst du? Umbringen tu ich niemanden, nich', während Leute zu- schauen. Hau ihm auf die Fresse, bis er sich nich' mehr rührt.
    Da regt sich keiner drüber auf."
    Neuerlich explodierte Schmerz, diesmal in Aheuns Gesicht. Flüssigkeit tropfte aus der Nase. Er hustete angestrengt, spuckte ein Stück Zahn aus, hielt abwehrend einen Arm hoch. „Noch mal! Der ist noch immer wach."
    „Mach's besser, Idiot! Ist nich' leicht, richtig zu treffen, bei dem Vierfachkinn."
    Aheun rief um Hilfe, während weitere Schläge auf sein Gesicht einprasselten.
    Raphanen eilten an ihm vorbei, stiegen über ihn hinweg, während er um sein Leben bettelte. Keiner hatte ein Auge für ihn; die Stadtbürger kümmerten sich nicht um einen Fremden und achteten lediglich auf ihr eigenes Schicksal.
    Ein weiterer Schlag gegen seine Schläfe.
    Irgendetwas knackste und krachte.
    Dann ... tauchte ein Gesicht vor ihm auf. „Calazi!", flüsterte er heiser. „Bist du gekommen, um mir zu helfen oder um mich zu töten?"
    Das Gesicht der geliebten und gehassten Frau, besorgt und treuherzig dreinblickend, entfernte sich, ließ ihn mit dem falschfarbenen Buntbild alleine.
    Schmerzensschreie, die nicht von ihm zu stammen schienen, erklangen.
    Das rasche Trippeln davonlaufender Füße war zu hören, dann herrschte Stille. „Bist du in Ordnung, Aheun Arcalotz?", fragte ihn Calazi oder jenes Geschöpf, das er dafür hielt. „Ja", gab er schwach zur Antwort. „Du musst hochkommen; wir müssen so rasch wie möglich von hier weg. Ich ... weiß nicht, was ich mit dir tun soll."
    Aheun Arcalotz spürte einen kräftigen Arm, der ihn hochzog. Er kam auf die Knie, beugte sich vornüber, spuckte weiteres Blut aus. Irrsinniger Kopfschmerz stach ihm mit einem Mal zwischen die Augen, der Boden kam neuerlich näher. Er prallte mit der Stirn voran auf.
    Alles endete
     
    3.
     
    Noch blieben mir zwei Minuten, bevor ich eine Entscheidung über Reaktionen treffen musste.
    Weitere Daten trudelten ein. Die anfliegenden Raumer hatten eine Geschwindigkeit von 150.000 Kilometern pro Sekunde erreicht. Sie hielten dieses Tempo.
    Warum erfolgte kein Sprung? Ich kannte mich mit lemurischer Raumschiffstechnik, wie sie vor 50.000 Jahren verwendet worden war, leidlich aus. Bei gleich gebliebenem Technologieniveau hätten die Angreifer längst in den Linearflug überwechseln oder in die Transition springen müssen...
    Technologischer Rückschritt, konstatierte der Extrasinn. Sie sind den KombiTrans-Einheiten in flugtechnischer Hinsicht hoffnungslos unterlegen.
    War dies eine der Auswirkungen der erhöhten Hyperimpedanz, oder war das Vergessen bereits viel früher über dieses vollkommen isoliert lebende Volk gekommen?
    Nun - darüber konnte ich mir später den Kopf zerbrechen.
    Die Drohungen Kenton Selfs, so wurde mir erneut bewusst, besaßen keinerlei Substanz. Weder Nachgeben noch Kapitulation kamen für mich in Frage. Wir zeigten jegliche Sorgfalt, die für derlei Erstkontakte angebracht schien. Wir forderten nicht, sondern wir baten. Wir lieferten vernünftige Erklärungen, boten unverfälschtes Datenmaterial an und unternahmen alles, um eine Konfrontation zu vermeiden. „Eineinhalb Minuten bis zum Erreichen der Kernschussweite", erinnerte die Bordpositronik mit sanfter Stimme.
    Ich erhob mich,. forderte zwei Bordkameras mit einem Wink auf, mir zu folgen, während ich mit allen Zeichen innerer Ruhe auf einen kleinen Nebenraum zumarschierte. Kenton Self, der meine Reaktionen wohl über die Bildübertragung verfolgte, sollte sehen, dass ich keine Angst vor seinen Drohungen hatte.
    Mit
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