Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2361 - Traumspuren

Titel: 2361 - Traumspuren
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
entstellte Gesicht des Terraners. in dem sich ein paar Dutzend Sommersprossen wie winzige Oasen in einer narbigen Kraterwelt ausnahmen. „Wir nehmen uns nun EX-16-255 vor", entschied der Ertruser. „Und was machen wir mit dem Steuersektor zwischen hier und dort?
    Transmitter scheiden ja wohl aus."
    „Wir bauen einen Tunnel und tarnen ihn als Schlucht durch unwegsames Gelände."
    „Übrigens, wir haben das Patt erreicht", berichtete Spooner, der ein kleines Holo abgerufen hatte. In diesem Fall bedeutete es so viel wie einen Sieg. Die nächste Schicht musste mit dem Tunnel weitermachen und verlor dadurch Zeit, während sie selbst morgen früh die zweite Halle in Angriff nehmen konnten.
    Protestanrufe der Kolleginnen und Kollegen ignorierte Pikkas. Nach einem letzten Blick auf die verblüffend echte Kopie der Savanne rund um den Bahnhof der Friedensfahrer beendete der Ertruser seinen Dienst und ging in den Feierabend.
    Den Bahnhof der Friedensfahrer mussten sie glücklicherweise nicht nachbauen, das war selbst in Monkeys Metallaugen zu viel des Guten.
     
    *
     
    „MAJESTÄT an alle", erklang die freundliche Stimme der Hyperinpotronik. „Quinto-Center hat seine Zielposition erreicht. Auf den Monitoren der Außenbeobachtung seht ihr die Gaswolken des Lagunennebels mit seinen Geburtsstätten. Wundert euch nicht über die gewaltigen Lichtblitze und Eruptionen, über die Lichttage großen Gasschweife.
    Sie sind Begleiterscheinungen bei der Geburt neuer Sterne."
    Der Lagunennebel also. Pikkas kannte ihn unter den Bezeichnungen M8 oder NGC 6523.
    Er zählte zu einem ganzen Komplex hochaktiver interstellarer Gaswolken, Dunkel-, Emissions- und Reflexionsnebeln, zu denen auch der Trifidnebel NGC 6514 - oder M20 genannt - ,die Nebel NGC 6559 und IC 4681 sowie mehrere offene Sternhaufen gehörten. Sie alle waren durch den zarten Gas- und Staubschleier dieser sogenannten HII-Region miteinander verbunden. Dabei handelte es sich um Wasserstoffgebiete, die durch nahe Sterne zum Leuchten angeregt wurden. Der Wasserstoff ionisierte durch die UV-Strahlung und zeigte sich dadurch als dünner Emissionsnebel mit einer Temperatur von 10.000 Kelvin.
    Der Ertruser schaltete eine Verbindung vorn Schirm seiner Konsole zur Außenbeobachtung. Rot leuchtende Fontänen hingen im All. Sie erinnerten an Tücher, die der Wind bewegte.
    Dazwischen stach grellweiß das Licht einzelner Sterne hervor. Ein dunkler, gebogener Kanal durchzog den Nebel und spaltete ihn scheinbar in zwei Hälften, hin und wieder von parallel laufenden, hellen Filamenten durchzogen. An den meisten Stellen betrug sein Durchmesser drei Lichtjahre.
    Quinto-Center flog mit fünfzig Prozent Lichtgeschwindigkeit in diesen Kanal ein. „Im Lauf des morgigen Tages wird das Schiff mit den Algorrian eintreffen", fuhr MAJESTÄT fort. „Ein aktuelles Dossier über die Angehörigen dieses Volkes liegt vor und steht ab sofort in den Speichern zur Verfügung. Ich bitte alle, sich umgehend damit zu befassen."
    MAJESTÄT schwieg. Für einen kurzen Augenblick empfand Pikkas Erleichterung.
    Genieße die Ruhe vor dem Sturm, sagte er sich. Dann aber glühte die Checkliste in seiner Hand wie heißes Eisen. War wirklich alles so, wie sie es haben wollten?
    Besser gesagt, wie Monkey es haben wollte?
    Pikkas checkte seine Liste. Die dritte Schicht an diesem Tag legte soeben letzte Hand an. Sie prüfte die Verankerungen der Schluchten, die einzige große Herausforderung in den vergangenen Wochen. In einem Rundkurs verbanden die Felseinschnitte alle drei Hallen miteinander, sodass den Algorrian ein Areal von insgesamt vier Quadratkilometern zur Verfügung stand plus Schutzbunker, von dem aus ihnen eine schnelle Flucht ins Zentrum des Mondes möglich war.
    Alles war perfekt bis auf eine Kleinigkeit.
    Der Ertruser raufte sich den Sichelkamm, als er es bemerkte. So weit er blickte, sah er Savanne und Himmel.
    Die Silhouette der fernen Berge jedoch fehlte. Pikkas schaltete eine Konferenzschaltung mit den Mitgliedern seiner Hundertschaft. „Sie haben vergessen, die Projektoren für die Gebirge einzubauen."
    Er erntete dröhnendes Gelächter. Als er den Blick hob und wieder in die Ferne richtete, waren die Berge da, fein säuberlich an den gekrümmten Rand der Halle projiziert. „Übrigens, unser Team hat gewonnen", hörte er Brent Spooner von irgendwoher sagen. „Das müssen wir feiern. Die Verlierer geben einen aus."
    „Drei auf einen, das ist unfair", wehrte Blum hastig ab. Er kannte dieses Spiel,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher