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2357 - Camp Sondyselene

Titel: 2357 - Camp Sondyselene
Autoren: Unbekannt
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aus.
    Der Feuchtigkeitsanteil an dem Nährgetränk war viel zu hoch!
    Manches an Bord war nicht so, wie es sein sollte. Die Raumschifffahrt war jener Geschäftsbereich, den die Ay'Va trotz ihres Nahezu-Monopols im Lazaruusternhaufen eng budgetierte. Der im Volksmund meist Sparbund genannten Vereinigung lag viel mehr an den lukrativeren Geschäften wie Schutzgelderpressung, dem Handel mit Waffen sowie Rauschgiften, der Vermittlung von in Morddingen bewanderten Urban-Killern und von Wasserträgern sowie dem Transport und Verleih von Prostituierten aus und in alle Teile des Lazaruu-Sternhaufens.
    Ein Raumschiff hatte zu funktionieren, und das möglichst kostengünstig. Schließlich ging es um Kostenminimierung. Der Begriff „Sparbund" hatte durchaus seine Berechtigung...
    Was sollte mit diesem seltsamen Naigon geschehen?
    Er besaß die Lytrila-Kristalle zu Unrecht.
    Derlei Dinge hatten nicht am freien Markt zu existieren. Alleine der Gedanke, dass sich ein nichthaurisches Wesen an der „Umverteilung" beteiligte, wie man den Schmuggel üblicherweise nannte, sofern man darin tätig war, erschien Ushekka als obszön.
    Diese Kristalle gehörten in die vertrauenswürdigen Hände der Ay'Va, keine Frage.
    Mit dem Kapitän der AY'VA'RATHU würde er dieses Problem unter keinen Umständen besprechen. Er mochte nominell sein Vorgesetzter sein; in Wirklichkeit tat er seine Arbeit in dieser elenden Kälte und auf diesem erbärmlichen Seelenschoner deswegen, weil er bei der Ay'Va in Ungnade gefallen war. Eine kurze Affäre mit einer Verleihdame, die jemand anderem zugesprochen gewesen war, hatte ihn vor langer Zeit beim Sparbund in Ungnade fallen lassen. Heute war er ein gebrochener, alter Hauri, auf den man sich nicht mehr verlassen konnte und der an Bord der AY'VA'RATHU sein Gnadenbrot fraß.
    Ein zweiter Schluckbissen vom Ospeno-Topf fühlte sich merkbar besser an. Die sämige Substanz füllte seinen Rachenraum mit Hitze. Ushekka meinte die eingearbeiteten Wurmsymbionten spüren zu können, wie sie die Speiseröhre hinabglitten und sich an seinen Magenwänden festkrallten. Sie gaben in ihren Körpern gespeicherte Lipasen an die Umgebung frei und sorgten für eine überdurchschnittliche Fettbindung jener sorgfältig ausgewählten Nahrungsstoffe, die Ushekka vor kurzer Zeit zu sich genommen hatte. Ein unglaubliches Prickeln, das sich vom Magen aus verbreitete und sättigendes Wohlbefinden hervorrief, würde ihn während der kommenden dienstfreien Zeit in Ekstase versetzen. Es würde sich so anfühlen, als hätte er die besten Leckerbissen zu sich genommen, die es am Markt für LZR-Iverand zu kaufen gab.
    Irgendwann würde er zu viele Wurmsymbionten in seinem Magen gespeichert haben. Ushekka hatte Bilder gesehen, wie die Innereien eines verstorbenen Süchtigen aussahen: zerhackt, zerbissen, in Fleischfetzen gelöst.
    Sollte er sich deswegen etwa Sorgen machen? Er hatte noch viele gute Jahre vor sich. Solche, in denen er sich unglaublichsten Träumen hingeben durfte.
    Sie alle konterkarierten das disziplinierte Leben eines Hauri, dessen Existenz von ständiger Askese geprägt war. Nur dank des Ospenos und seiner Wurmsymbionten konnte er von der Völlerei träumen.
    Da war es bereits. das Gefühl von Glück und Zufriedenheit und Sättigung.
    Bevor er sich endgültig hinabfallen ließ in jenes dunkle, verlockende, wunderschöne Reich der Völlerei, überdachte er ein letztes Mal, was mit dem Stolzen Herrn zu geschehen hatte.
    Es war nicht gut, ihn bereits hier, an Bord eines Schiffs des Sparbundes, dem Tod zu übergeben. Die Ay'Va wusste noch zu wenig über Naigon. Möglicherweise existierten Hintermänner. Selbst der Sparbund musste auf seinen Ruf achten: Also würde Ushekka warten, bis sie den Boden des Planeten Vibe-Lotoi betraten. In La Untique, dieser vor Geschäftigkeit überbordenden Stadt, würde sich niemand um eine Leiche mehr oder weniger aufregen.
    Er zog ein letztes Mal am Schlauch des Ospeno-Topfes. Dann vergaß er alles um sich und gab sich der Völlerei hin.
     
    6.
     
    „Es freut mich, euch im Camp Sondyselene begrüßen zu dürfen."
    Während sich Cosmuel Kain vornehm im Hintergrund hielt, winkte Kantiran die illustre Schar der Friedensfahrer an sich vorbei. Sie hatten sich Vibe-Lotoi im Verbund genähert und waren im Schutz der OREON-Hauben gelandet. Ihre Schiffe lagerten nunmehr in „Parkhöhlen" unweit des Stützpunkts. Der Personentransport erfolgte über eine primitive, durch Höhlen kreuz und quer führende
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