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2357 - Camp Sondyselene

Titel: 2357 - Camp Sondyselene
Autoren: Unbekannt
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Gravos zerrten plötzlich an ihm.
    Ein Hauri rauschte vorbei, prallte am Plastbeton einer winzigen Insel inmitten eines Säuresees auf, rutschte in grüne Flüssigkeit. Vorbei.
    Der Hauri störte sich nicht daran, erklomm trotz des belastenden Schwerkraftfaktors den Rand der Insel, streckte seine Arme verlangend nach ihm aus.
    Kirmizz ließ sich fallen, landete auf dem Hauri, tötete ihn, während seine eigenen Knochen zu brechen drohten.
    Es blieb keine Zeit, den Schmerz zu verarbeiten. Ein schlauchartiges Gebilde saugte ihn auf, riss ihn mit sich. Wiederum musste er sich nach allen Seiten hin mit Händen und Beinen abstützen.
    Der Begriff Pfotenflug erhielt einen Sinn.
    Es ging um Griffsicherheit und Körperbeherrschung; darum, sich stets mit den „Pfoten" abzufangen.
    Er trieb auf riesige, schartige Rotationsklingen im Schlauchgefüge zu.
    Laut sirrend zerteilten sie die Luft. An ihren Rändern klebte Blut. Wollte er zwischen ihnen hindurchgleiten, musste er sich langmachen und sich im Windstrom ein wenig zur Seite treiben lassen.
    Geschwindigkeit und Abstand ergaben in seinem Geist ein perfektes Bild. Er wusste einfach, wo er wann die Klingen passieren musste, als hätte er diese Spielchen sein Lebtag lang geübt ... Geschafft! Mit einer geschickten Drehung lag er auf Kurs, würde die hell erleuchtete andere Seite erreichen...
    Ein seitlich angebrachtes Gebläse wirbelte ihn beiseite. Ein weiteres warf ihn vollends aus der Bahn. „Stotternde" Schwerkraftvektoren, die zogen und drückten und zerrten, ließen ihn vollends die Orientierung verlieren.
    Die Klingen kamen näher, immer näher, flappten mechanisch im Kreis.
    Die Ordnung in Kirmizz' Gedanken verlor sich, alles wurde zu einem wilden Kunterbunt, dem er sich kaum mehr entziehen konnte. Auch sein Körper reagierte auf eine Art und Weise, die er kaum mehr kontrollieren konnte. Er verlor, verlor seine Sicherheit, die Übersicht, das Leben. Er wusste plötzlich alles! Die Dämme waren gebrochen, seine Erinnerungen gehörten wieder ihm.
    Ausgerechnet jetzt, da er sterben würde ...
    Dürre Hauri-Hände packten ihn von hinten, rissen seinen Kopf schmerzhaft zur Seite. Instinktiv wehrte er sich und entkam dem Würgegriff. Nur noch wenige Körperlängen, dann würde er von den Klingen filetiert werden, dann spielte dieser Kampf ohnehin keine Rolle mehr.
    Außer ...
    Kirmizz griff zu, rollte sich über den Hauri ab, drückte ihn vor sich in den Luftsog, sodass er als Erster zwischen die Klingen geriet. Gegen den Rand des Schlauchs musste er ihn drücken, möglichst fest, sodass er verkeilte.
    Er sah dem Hauri in die Augen. Der Wahnsinnige zeigte keinerlei Reaktion, bestenfalls Verwunderung, als ihn die Rotorblätter zerrissen.
    Das verschaffte Kirmizz gerade genug Zeit, zwischen den Klingen hindurchzuschlüpfen. Er stürzte, von einem kalten Luftpolster getragen, einen immer breiter werdenden Kanal entlang.
    Geschafft!
    Geschickt landete er auf ebener Erde, fühlte endlich wieder richtige Schwerkraft.
    Riemen peitschten von allen Seiten in Richtung seiner Beine. Er sprang hoch, erkannte den Rhythmus im Spiel der mit Stahlnieten verzierten Lederbänder.
    Dennoch musste er einen atemraubenden Stepptanz aufführen, während er sich dem Holosignal, das in Richtung Ausgang wies, näherte.
    Endlich konnte er das Peitschenfeld verlassen. Er blickte sich um. Fünf Hauri waren ihm gefolgt, vier standen nach ihrer Landung wieder auf.
    Kirmizz blieb stehen. Schmerz tobte in ihm. Der Zwang, sich den Erinnerungen hinzugeben. Aber noch widerstand er. Zu gerne hätte er gewusst, warum ihn seine Attentäter mit einer derartigen Beharrlichkeit verfolgten. Ging es denn wirklich nur um die Kristalle? Lag dies etwa in der Natur ihres Denkens? Und warum widerstanden sie dem Schmerzruf, warum konnte er sie nicht beeinflussen?
    Die Hauri waren in der Tat seltsame Lebewesen...
    Lichtreflexe schossen plötzlich kreuz und quer. Sie prallten auf bislang unsichtbaren Glasflächen auf, wurden reflektiert, bildeten ein Durcheinander an rot glühenden Feldlinien, die langsam hoch und nieder wanderten, sich ihm bedrohlich näherten.
    Kirmizz hob einen Stein vom Boden auf, hielt ihn vorsichtig in einen Lichtstrahl. Er begann zu dampfen.
    Das Laserlicht kam näher, schien ihn von allen Seiten einkreisen zu wollen. Die Pfotenflug-Anlage reagierte auf seine Anwesenheit und unterzog ihn einem letzten Überlebenstest.
    Vorsichtig tat er einen Schritt nach vorne.
    Hunderte Lichtreflexe irritierten
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