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2353 - Requiem für einen Mond

Titel: 2353 - Requiem für einen Mond
Autoren: Unbekannt
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wie ihn.
    Drei Stunden lang hatte er zum Himmel hochgeschaut und sich gewünscht, er könne die Sterne sehen und Drorah.
    Irgendetwas, das ihm sagte: Hier gehörst du her. Ein Anker, ein Halt im Chaos um ihn herum. Nichts.
    Er hatte gewartet und jede Minute gehofft, dass Taje zurückkäme. Aber er kam nicht, und er konnte ihn nicht rufen. Er hätte ihn nicht einmal warnen können, wenn Kolonnen-Truppen aufgetaucht wären und den Transmitter angegriffen hätten.
    Immer häufiger hatte er sich gefragt, ob in dem Wrack noch jemand lebte. Die Informationen, die die Mikropositronik seines Anzugs über die CROFON-Docks enthielt, besagten, dass sie achthundert Mann Besatzung hatten. Es war unvorstellbar, dass sie alle tot waren.
    Vielleicht trauten sie sich nur nicht heraus, er hätte es gut verstanden.
    Und dann war er gegangen.
    Er hatte Karoon-Baals Mahnungen im Ohr, als er nun durch die leeren Korridore der Station schlich. Er hatte sich vom Gravo-Pak zu einer offen stehenden Hangarschleuse tragen lassen und das Dock betreten.
    Er sah keine Leichen. Achthundert Akonen konnten nicht einfach so verschwunden sein.
    Er ging weiter. Dann der Schock, als er anmaß - das wenigstens konnte er noch -, dass das Dock in weiten Teilen verstrahlt war Er schloss seinen Anzug und drang ein Stück in einen solchen Bereich ein, bis ihm einfiel, dass sich eventuelle Überlebende ganz sicher nicht hier aufhielten. Also kehrte er um und rief immer wieder nach ihnen. Die einzige Antwort war das Echo seiner eigenen Stimme, und sie klang fremd wie alles hier.
    So vergingen die nächsten zwei Stunden.
    Jere begann immer mehr zu zweifeln.
    Wenn Karoon-Baal inzwischen zurück war. Wenn er auf ihn wartete, wenn er vielleicht Hilfe brauchte. Wenn, wenn, wenn ...
    Er hatte bereits beschlossen umzukehren, als er in seinem Rücken die Stimme hörte.
    Jere hätte nicht gedacht, dass ihn der Klang einer akonischen Stimme einmal so erlösen würde. Ganz langsam drehte er sich um - und sah in das flirrende Abstrahlfeld einer Energiewaffe. „Keine Bewegung!", sagte der Mann, ein völlig heruntergekommener Akone mittleren Alters. Seine Hand zitterte, sein Blick flackerte irr. „Wir wussten, dass ihr irgendwann kommen würdet."
    „Natürlich sind wir gekommen", antwortete Jere erleichtert. „Du kannst die Waffe weglegen, es wird alles gut. Wir sind hier, um euch zu ..."
    Er hatte sich die Worte zigmal überlegt.
    Um euch zu retten. Aber wie? Um euch von hier fortzubringen. Wie denn? Um euch nach Hause zu holen ... Aber offenbar waren sie falsch. „Ich weiß, warum ihr hier seid", krächzte der Mann. „Wir wissen es alle."
    „Wie viele?", fragte Jere, um Zeit zu gewinnen. Der Mann wusste wahrscheinlich nicht mehr, was er sagte. „Wie viele von euch leben noch?"
    „Das ist unwichtig. Vierhundert?
    Dreihundert? Es ist egal, wir werden alle hier sterben, aber ihr sterbt mit uns. Ihr gehört zu ihnen. Zu den Kreaturen. Zur Kolonne. Aber ihr werdet uns nicht ..."
    Er lachte wie ein Wahnsinniger, hob die Hand mit der Waffe...
    Jere schrie auf und warf sich zur Seite. Er landete auf dem Bauch und musste an den Selbstmörder aus Konar denken, der ihn ebenfalls für einen Kolonnen-Angehörigen gehalten hatte. Die Strahlen fuhren über ihn hinweg und fuhren zischend in die Wände. Der Akone lachte und hörte nicht auf. Jere schloss die Augen.
    Plötzlich war es wieder still. Dann sagte eine andere Stimme: „Du kannst aufstehen, oder brauchst du Hilfe?"
    Er hielt den Atem an, hob den Kopf, öffnete die Augen und sah zwei Akoninnen auf dem Gang, eine junge und eine ältere.
    Sie hatten den Verrückten offenbar paralysiert und kamen näher, hatten aber die Waffen auf ihn gerichtet. „Nicht schießen", brachte er würgend hervor. „Ich bin von Drorah gekommen.
    Zusammen mit meinem Freund. Ich ... wollte sehen, ob ..."
    Die ältere Frau senkte langsam die Waffe.
    Sie begann wie befreit zu lächeln, und dann brach sie zusammen. „Dem Herrn aller Welten sei Dank", sagte die andere. „Wir hätten es keine Stunde länger ausgehalten ..."
     
    *
     
    ... Und nichts geschah.
    Die Mine explodierte, in einer flachen Kuppel am Rand des Landefelds. Doch die erwartete Katastrophe blieb aus. Taje Karoon-Baal hätte es wissen müssen. Die Wucht der Detonation fegte ihn fort wie ein Blatt im Wind, aber sie konnte an der Fabrik nicht einmal kratzen. Sie war wie bin Insektenstich gegen einen Raumschutzbunker - nein, nicht einmal das. Der Gigant am Himmel, unüberschaubar in
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