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2346 - Chyndors Weg

Titel: 2346 - Chyndors Weg
Autoren: Unbekannt
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dir zuerst sagen, wer ich bin. Cosmuel Kain, TLD-Agentin. Seit kurzem bin ich abgeordnet auf die Isla Bartolomé."
    „Und?" Ihre Worte beruhigten Kantiran keineswegs. Er war von Natur aus misstrauisch. Vielleicht log sie. Wie war es ihr gelungen, sich lautlos anzuschleichen und ihn zu überrumpeln?
    Und wieso wollte er sich am liebsten umdrehen und weggehen? Weshalb fing sich sein Blick immer noch an ihrem Gesicht, an der spitzen Nase, dem schmalen Kinn, dem kleinen herzförmigen Muttermal links über der Lippe?
    Thereme, dachte er mit beinahe schmerzhafter Intensität, während über ihm einige bunt schillernde Vögel laut zwitschernd aus dem dichten Geäst flogen. „Ich weiß nicht, ob ich es wagen soll, dir so direkt zu sagen, weshalb ich dich aufgesucht habe."
    Ihre Stimme war schmeichelnd und doch beharrlich, als winde sie sich suggestiv in seinen Ohren. Lag es an ihr oder an ihm, weil er zugelassen hatte, für einen Moment sentimental zu werden wie ein Narr? „Ich habe wenig Zeit, Cosmuel Kain.
    Bring dein Anliegen vor oder geh."
    „Ich bitte darum, euch begleiten zu dürfen."
    „Uns begleiten?"
    „Bildet mich aus! Ich möchte.
    Friedensfahrerin werden."
    Kantiran verschränkte die Arme und fühlte das raue Leder der dunkelbraunen Jacke unter den Handflächen. Auch das erinnerte ihn an Thereme. Sie hatte diese Jacke einst persönlich für ihn angefertigt, deshalb trug er sie bis heute. „Friedensfahrerin?"
    „Du und Alaska Saedelaere ... nehmt mich mit! Mein ganzes Leben lang träumte ich davon, im Kosmos tätig zu sein, und nie erfüllte sich dieser Wunsch. Was bin ich schon? Eine kleine TLD-Agentin, die immer noch auf der Erde ihren Dienst versieht."
    „Du sagst es", erwiderte Kantiran. „Eine einfache TLD-Agentin. Es gibt wohl nichts, was dich zur Friedensfahrerin qualifiziert."
    Sie blickte ihn mit versteinerter Miene an.
    „Entschuldige meine harten Worte", ergänzte er in ungewohntem Mitgefühl. Sie musste enttäuscht sein, unendlich enttäuscht. Und ging es ihm nicht genauso?
    Wäre es nicht angenehm gewesen, sie tatsächlich mitzunehmen, ihre Schönheit nicht von sich zu weisen, sondern zu genießen? „Man bewirbt sich nicht zur Friedensfahrerin. Man wird in den Dienst der Organisation berufen. Das ist etwas völlig anderes."
    „Ich habe verstanden." Cosmuel Kain wandte sich ab und ging davon.
    Kantiran fühlte sich plötzlich ein wenig einsamer als noch vor einigen Minuten.
    Noch lange klangen ihre letzten Worte in ihm nach, und ebenso lange roch er den feinen Duft, den sie hinterlassen hatte.
     
    *
     
    Da war sie wieder.
    Fawn Suzuke.
    Aus Kantirans Blickwinkel stand sie direkt vor dem Nukleus, und es schien, als sprühe sie selbst die irisierenden Funken in alle Richtungen. Was in gewisser Hinsicht den Tatsachen entspricht, dachte er und verharrte in einigen Schritten Entfernung.
    Er hörte Schritte hinter sich. Er machte sich darauf gefasst. wieder dieser Cosmuel Kain gegenüberzustehen, doch seine Befürchtungen - oder handelte es sich um Hoffnungen? - bewahrheiteten sich nicht. „Komm", forderte Alaska Saedelaere. „Die Zeit ist fast um. Wir sollten unseren Bericht abgeben."
    „Vielleicht schadet es nichts, den Nukleus ein wenig warten zu lassen." Der Maskenträger ignorierte den Einwand und ging weiter. Kantiran folgte; eigentlich hatte er seine Worte nicht ernst gemeint.
    Früher vor seiner Berufung zum Friedensfahrer und den damit verbundenen Erfahrungen, hätte er sie womöglich in die Tat umgesetzt, doch die Phase der rebellischen Jugend war vorüber.
    Gucky wies ihn immer wieder aufs Neue auf seine äußerlichen Veränderungen hin, indem er irgendwelche Scherze über Kantirans Vollbart oder seine angeblich nicht mehr ganz so mickrige Statur riss.
    Aber er hatte sich auch innerlich gewandelt, war erwachsen geworden.
    Hatte er dafür nicht gerade vorhin den Beweis erbracht? Jede reife Persönlichkeit trug ihr eigenes Paket aus Lasten der Vergangenheit, aus schmerzhaften Erlebnissen, die erst zur Reife führten.
    Sie blieben vor Fawn Suzuke und dem Psi-Korresponder stehen. Marc Londons Hand befand sich nur wenige Millimeter von Fawns schmalen und blassen Fingern entfernt. „Der Nukleus ist bereit", eröffnete sie das Gespräch.
    Alaska deutete mit einer beiläufigen Geste auf seinen Begleiter. Kantiran gab eine knappe Zusammenfassung ihrer Erlebnisse. Zum ersten Mal waren die beiden Friedensfahrer im Auftrag des Nukleus tätig gewesen. „Wir haben Oaghonyr gefunden", endete
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