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2346 - Chyndors Weg

Titel: 2346 - Chyndors Weg
Autoren: Unbekannt
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1345 NGZ Die OREON-Kapsel ELLSUNTUR stoppte, ehe sie in das Chaos eindrang.
    Viergliedrige Hände huschten über die Sensorfelder. Dunkelgrüne Fingernägel klickten auf den Bedienelementen. Die braunen Punktmuster auf den Handrücken verfärbten sich rötlich, ein Zeichen der Anspannung und der Erregung, die den Lenker der Kapsel im Griff hielt.
    Chyndors Nickhäute schnappten zu.
    Wenigstens einen kurzen, allzu kurzen, Moment der Sammlung wollte er sich angesichts des Schreckens, der auf ihn wartete, gönnen. Nur widerwillig öffnete er nach wenigen Sekunden das Auge.
    Die Sensoren der ELLSUNTUR sammelten alle Informationen. Selbst einem erfahrenen Friedensfahrer wie Chyndor fiel es nicht leicht, rasch eine Auswertung vorzunehmen. Zu vielfältig waren die Eindrücke, die auf ihn einstürmten.
    Die erste intuitive Einschätzung bestätigte sich. Im Fantamagula-System herrschte blankes Chaos. Dutzende Raumschiffe der Dinath trudelten steuerlos durchs All. Von der Oberfläche des Planeten Dina Baca gingen pausenlos Hilferufe ab.
    Doch das war nicht einmal das Schlimmste: Die Dinath beschossen sich gegenseitig. Soeben brach nahe Fantamagula II der Schutzschirm eines Leichten Kreuzers zusammen. Eine Salve schmetterte in den Ringwulst, und das über 100 Meter durchmessende Schiff verging.
    Formlose Schlackehaufen trieben durchs All.
    Chyndor traute seinem Auge nicht. Die Dinath galten seit langem als Helfer und Unterstützervolk der Friedensfahrer. An der ethischen Reife der Lemur-Nachkommen gab es nicht den geringsten Zweifel. Was war die Ursache dafür, dass sie blindwütig aufeinander losgingen? Es hatte keinerlei Anzeichen für einen schwelenden innenpolitischen Konflikt gegeben.
    Er nahm Funkkontakt mit den anderen Friedensfahrern in den OREON-Kapseln ILBUR und GOLD DER WÜSTE auf. „Ich kann nicht länger tatenlos zusehen!"
    Sein Thonisch, das Idiom, dessen sich alle Friedensfahrer bedienten, klang seltsam verdreht und nasal. Wer ihm zuhörte, musste dies genau tun, um alle Nuancen zu verstehen. Eine Eigenschaft, die Chyndor bisweilen ausnutzte. Schließlich verschaffte ihm andererseits seine Fähigkeit als Para-Charismat wirkungsvoll Aufmerksamkeit, wenn er dies wollte.
    Es vergingen einige Sekunden, ehe jemand reagierte. Chyndor war von dem Geschehen so gebannt, dass er nicht einmal wahrnahm, aus welcher Kapsel die Antwort stammte. Die Stimme klang hoch, und ein seltsam vibrierender Unterton begleitete jedes Wort. Siby'an - es musste sein alter Freund Siby'an sein, dem die GOLD DER WÜSTE gehörte. „Es ist Wahnsinn, in das System einzufliegen!
    Kein Schiff kann dort manövrieren. Wenn du es tust, wirst du ..."
    „Wenn ich es nicht tue, vergehe ich mich an den Dinath!"
    „So wie wir?" In der Frage lag ebenso Anklage wie Schuldbewusstsein. „Darüber habe ich nicht zu richten. Ihr seid schon einige Zeit vor mir eingetroffen, und ihr habt beobachtet. Auch das war nötig.
    Wir sind moralisch verpflichtet, den Dinath zu helfen - und nicht nur, weil sie uns seit 450 Jahren beistehen."
    „In das Fantamagula-System einzufliegen kommt einem Selbstmord gleich. Kein Dinath-Raumer bleibt von Ausfällen verschont. Nicht ein einziges Schiff ging auf Überlichtgeschwindigkeit und floh.
    Stattdessen beschießen sie sich gegenseitig. Wir konnten nichts weiter tun als alle ankommenden Raumer warnen und sie am Einflug hindern."
    „Ich sehe es mit eigenem Auge", erwiderte Chyndor kühl. Das Muster auf den Handrücken nahm wieder die gewohnte bräunliche Einfärbung an. „Dadurch habt ihr vielen das Leben gerettet. Aber ihr begeht einen Denkfehler. Die Schiffe der Dinath lassen sich nicht mit den Möglichkeiten unserer OREON-Kapseln vergleichen."
    „Vielleicht hast du Recht."
    „Wir werden es sehen. Beobachtet mich, wenn ich die Systemgrenze überquert habe."
    Siby'an widersprach. „Diesen Wunsch werde ich dir nicht erfüllen können, Chyndor, denn ich werde dich mit der GOLD DER WÜSTE begleiten."
    Chyndors schmale, gespaltene Zunge huschte über die Knorpelränder des Mundes. Siby'ans Angebot rührte und erleichterte ihn. Der alte Freund zeigte ebenfalls die Bereitschaft, das Risiko einzugehen. Das war in diesen Zeiten bei weitem nicht selbstverständlich. Unter vielen Friedensfahrern, die nicht gänzlich bereit waren, sich in der von düsteren Anzeichen geprägten Gegenwart entsprechend dem „neuen Kurs" zu betätigen, weil sie darin einen Verrat an den Idealen und der Vergangenheit sahen, machte sich eine gewisse
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