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2328 - Mission der Sol

Titel: 2328 - Mission der Sol
Autoren: Unbekannt
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Straßenschmutz, der an ihren Fingern kleben blieb, wie eine Reliquie. „Es ist gut, dich endlich wieder zu spüren, du Staub des ehrwürdigen Vin-Marau!"
    Respekt gegen Respekt. Eine gewinnende Mischung, insbesondere wenn sie mit Schmeichelei vermischt war.
    Und deshalb waren wir nach Hangay gekommen: um die Kartanin für unsere Sache zu gewinnen. „Wir wollen dem Regenten unsere Aufwartung machen!", rief Dao. „Wo finden wir ihn?"
    Wortlos öffnete sich der Kreis der Kartanin, wies uns auf diese Weise den Weg. Wir marschierten los. Dao mit ihrer üblichen Nichtvondieser-Welt-Katzeneleganz, ich mit der rohen Wuchtigkeit eines Menschen und in der Hoffnung, dass niemand bemerkte, wie ich das linke Bein nachzog. Mein Knöchel hatte das ehrwürdige Pflaster Vin-Maraus etwas zu leidenschaftlich geküsst. Eine Tatsache, die ich besser für mich behielt. Vom Himmel zu fallen und aufzustehen, als habe man sich nur eben nach einer Münze gebückt, garantierte Respekt; dasselbe zu tun und anschließend humpelnd nach einem Arzt zu rufen garantierte Spott.
    Einige Minuten lang folgten wir der sich windenden, engen Straße. Ein Spalier aus neugierigen Kartanin wies uns den Weg. Die Nachricht von dem Menschen und der Kartanin, die vom Himmel gefallen waren, musste sich rasch verbreiten. Vom offiziellen Vin-Marau war nichts zu sehen, dafür aber umso mehr zu hören. Das Dröhnen und Heulen von Gleitertriebwerken erfüllte die Luft, machte jede Unterhaltung unmöglich. Es war wie ein nicht endender Gewitterdonner. Oder vielmehr ein Theaterdonner, wie ich vermutete.
    Als wir aus der Straße auf die freie Fläche des Hafens traten, brach der Lärm wie auf Kommando ab.
    Ein hoch gewachsener Kartanin sprang uns in den Weg, federte elastisch ab und rief: „Willkommen auf Vinau! Der Regent erwartet euch - folgt mir bitte!"
    Seine Kleidung war ebenso pompös wie sein Auftreten. Er wandte sich um, ohne unsere Antwort abzuwarten.
    Dao wackelte mir frech mit ihren Katzenohren zu. „Der Zeremonienmeister", hauchte sie.
    Der Mann, dem wir die Empfangssuppe gründlich versalzen hatten. Und ein Mann, den ich bereits nach dieser kurzen Begegnung, ohne zu zögern, für die SOL abgeworben hätte. Der Zeremonienmeister hatte sich nicht damit aufgehalten, sich über unsere kleine Extravaganz zu ärgern, sondern hatte die Zeit genutzt, seine Leute neu aufzustellen. Er hatte in aller Eile den Empfang, der uns am Raumhafen zugedacht gewesen war, in den Hafen verlegt. Er fiel nun um einige Größenordnungen kleiner aus, aber das machte das romantische Setting mehr als wett.
    Die Hafenlichter tänzelten auf den Wellen, brachen sich in allen Regenbogenfarben in dem Schiff aus Glas, das für uns bereitstand. Es konnte kein anderes Gefährt sein als die Yacht des Regenten. Und damit nicht genug: Eine Flottille aus Booten und Schiffen und Hunderten von Gleitern geleitete uns, als wir den Hafen verließen.
    Es war eine kurze Reise. Die Hügel Vin-Maraus waren eben hinter dem Horizont versunken, als der Palast des Regenten sich aus dem Horizont schälte. Er glitzerte wie ein Juwel, in dessen Innerem ein Feuer brannte, Symbol der Macht der aufstrebenden Koalition von Vinau und zugleich, unfreiwillig, einer fundamentalen Verunsicherung. Der Palast war, wie wir feststellten, als unser gläsernes Schiff durch eine Strukturlücke glitt, von nicht weniger als zehn gestaffelten Schutzschirmen umgeben.
    Wieso? Die SOL kam in Frieden, niemand zweifelte daran. Zugegeben, der Kontakt zwischen Hangay und der Milchstraße war nach den ereignisreichen Jahrzehnten, die Dao und ich hier verbracht hatten, etwas eingeschlafen, vor allem nach der Vernichtung des Humanidroms im Jahre 1289 NGZ, aber das änderte nichts an den Grundfesten der Beziehungen zwischen Kartanin und Menschen. Unsere Völker verband gegenseitige Achtung, und was potenzielle Konflikte anging, stellte die Entfernung zwischen Hangay und der Milchstraße ein gewichtiges Hindernis dar.
    Dennoch - der Palast des Regenten hüllte sich in Energie verschlingende Schirme, als stünde ein Angriff unmittelbar bevor.
    Unser Glasschiff legte an. Der Zeremonienmeister verneigte sich tief vor uns. „Entschuldigt bitte. Ich wünschte, ich könnte auf diese Umstände verzichten, doch auch den Helden Hangays zuliebe, denen eigentlich jede protokollarische Ehre zusteht, können wir nicht alle Vorsichtsmaßnahmen aussetzen."
    Er verschwand, ehe wir ihn fragen konnten, was er mit seiner Bemerkung über Vorsichtsmaßnahmen
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