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2320 - Terra im Psi-Schauer

Titel: 2320 - Terra im Psi-Schauer
Autoren: Unbekannt
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denken.
    Nein!, sagte er sich. Einen solchen Zufall gibt es nicht.
    Er entdeckte den schmalen Strich quer zu seiner Laufrichtung. Im letzten Moment gelang es ihm anzuhalten. Vor ihm erstreckte sich eine Abbruchkante im grünlich glitzernden Eis. Rampen führten in unterschiedliche Richtungen, kein einziger Steg eignete sich für eine unmittelbare Überquerung des Abgrunds.
    Marc London starrte in den endlos scheinenden Abgrund der Gletscherspalte, dachte an Fawn, die alles andere als verzweifelt gewirkt hatte. Er ertappte sich bei dem Gedanken, wie leicht ein einziger Schritt ins Bodenlose doch war. Manchmal schaffte einem der direkte Weg eine Menge Probleme vom Hals und jeden Kummer,' den man mit sich herumschleppte.
    Marc erinnerte sich an einen Nachbarjungen und Schulkameraden, dem kein Pädagoge und kein Psychologe etwas angemerkt hatte. Und doch hatte er sich an einem Wochenende in einen Steinbruch gestürzt, ohne Abschiedsbrief, ohne Grund, wie man glaubte.
    Und Fawn? Wozu hätte sie so etwas tun sollen? Um hinterher aus ihrer psionischen Substanz und seiner Korrespondenzkraft völlig neu zu entstehen? „Ich habe Fawns Spur verloren, Mondra."
    „Ich komme."
    Marc sah den Gleiter erst im letzten Augenblick. Knapp einen halben Meter über dem Boden huschte er vorbei und verschwand im Nichts eines Deflektorfelds. Ein Traktorstrahl erfasste Marc und setzte ihn auf der anderen Seite der Spalte wieder ab.
    Er rannte los, versuchte ein Stück wenigstens mitzuhalten. Fawn, wo steckst du?
    Sie musste sich nur zeigen. Aber das wollte sie nicht. Er sollte sie nicht finden, das war die Lektion, die sie ihm erteilen wollte. Nein, nicht sie, korrigierte Marc sich. Es ist der Nukleus. Er drängt auf den Erfolg, zwingt sie, persönliche Dinge in den Hintergrund zu stellen.
    Voraus bewegte sich etwas - eine vage Wahrnehmung von Weiß auf Weiß war es.
    Er kniff die Augen zusammen, als könnte er es dann besser erkennen. Es huschte zwischen zwei Schneedünen entlang. Erst hielt er es für einen Eisbären, dann erinnerte es ihn an einen geduckt laufenden Menschen in einem weißen Tarnanzug.
    Wo aber steckte Fawn?
    Marc rannte - ebenfalls geduckt - in die Richtung, die der Unbekannte einhielt. Vor Aufregung wagte er fast nicht zu atmen.
    Rufen durfte er auch nicht, das hätte den Unbekannten auf ihn aufmerksam gemacht, egal ob Mensch oder Bär.
    Marc bebte in seinem Anzug - Lampenfieber, wie er sich eingestand.
    Welche Worte hatte Rhodan bei seinem Besuch noch mal benutzt? „Eine falsche Entscheidung kann den Untergang unserer Zivilisation bedeuten", hatte er gesagt.
    Fiel sie jetzt, in den nächsten Minuten?
    Oder hatte jemand sie schon gefällt, und Mondra kam zu spät?
    Etwas klammerte sich plötzlich um seinen rechten Stiefel und hielt ihn fest. Marc geriet ins Stolpern, fiel der Länge nach hin.
    Der Anzug dämpfte den Fall, wenigstens holte er sich bei dem Sturz auf den brettharten Boden keine Prellungen. Völlig perplex blieb er ein paar Augenblicke liegen. Ein Schatten fiel auf ihn, er sah ein grimmiges Gesicht, umrahmt von kurzem Blondhaar. „Fawn!"
    „Du Narr!", zischte sie neben seinem Helm. „Wieso folgst du mir? Du machst alles nur noch schlimmer!"
    „Ich kann nicht zulassen, dass du ..."
    „Halt den Mund!"
    Das Gesicht über ihm verschwand. Er wälzte sich zur Seite,, zog die Knie an den Körper, wollte aufstehen. „Fawn!"
    Sie war nicht mehr da, spurlos verschwunden. Oder er bildete es sich nur ein. Verlegen sah er sich um, entdeckte Fußspuren am Boden. Ein Hauch Schnee lag auf dem Eis, und darin zeichneten sich die Abdrücke von Stiefeln ab, klar und deutlich, ohne verwischte Ränder. Das konnte nur der Unbekannte sein.
    Marc schlich weiter. Nach einer Weile stieß er wieder auf die Spur und stellte fest, dass es seine eigene war. Er war im Kreis gelaufen. Dort, wo die Spur den Kreis verließ, war er hergekommen.
    Er rannte in der ursprünglichen Richtung weiter. Der Gletscher schien sich endlos in alle Richtungen zu erstrecken. Es lag an den Augen. Trotz des Filters stumpften sie durch die Helligkeit ab, verwischten sich die Konturen. Wo war der Gleiter?
    Marc London bereute, dass er nicht bei Mondra im warmen Fahrzeug geblieben war. Aber jetzt war es zu spät. Er kletterte über eine Eisbarriere, hielt noch immer die Richtung, in die sich der Unbekannte bewegt hatte. Auf einem Schneebrett zeichneten sich Fußspuren ab, die mittendrin endeten.
    So etwas brachten gewöhnlich nur Teleporter fertig. Marc
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