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2315 - Kampf ums Salkrit

Titel: 2315 - Kampf ums Salkrit
Autoren: Unbekannt
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die Worte, die man mir seit meiner Geburt eingetrichtert hatte: „Man fügt sich." Und: „Das Leben geht weiter."
    Diese Grundsätze waren so alt, dass sie längst jeglichen Sinnes entbehrten. Tief steckten sie in unserem Unterbewusstsein.
    Wie eine träge, jeden freien Gedanken umschlingende Masse sorgten sie dafür, dass wir uns immens schwer taten, Neues zu finden und zu erfinden. „Kempo?"
    „Ja, Sheerdurn?"
    „Wir sollten gehen."
    Ja, das sollten wir.
    Im Hain der Charonii trat wieder einmal der Rat zusammen, und ich würde einen weiteren Anlauf nehmen, diese Sturschädel aus ihrer Lethargie zu reißen. Nun - meine Position war nicht die allerbeste; und ich hatte etwas vor, was mich meinem Volk wahrscheinlich endgültig entfremden würde.
    Khal Pif'Deran gab mir mit windelweichem Griff die Hand. Sie fühlte sich kalt und schlaff wie die Haut einer satten Sandnatter an. „Willkommen", sagte der Ratsvorsitzende, blickte mich kühl an und wies mir einen Platz in den vorderen Reihen zu. „Du wirst für dein Anliegen ein wenig Geduld aufbringen müssen. Das Alltagsgeschäft, du weißt..."
    Ja, ich wusste. Man redete darüber, was man alles nicht verändern würde. Wie man jegliche Weiterentwicklung der charonischen Gesellschaft schon im Keim erstickte.
    Auch wenn das Geschwafel einschläfernd wirkte und nach gewisser Zeit einen Geschmack nach Erbrochenem in meinem Rachen erzeugte, wollte ich diesmal aufmerksam bleiben. Zu viel hing davon ab, dass ich einen Überblick bekam, wer im Rat wofür stand.
    Also musste ich mit verdammt hohen Einsätzen spielen. „... bin ich der Meinung", sagte ein breitmaulgesichtiger Ratsherr von Grissom mit tiefer Stimme, „dass es nicht ratsam und folgerichtig auch absolut verfehlt wäre, den erwirtschafteten Überschuss handelsüblich genormter Kesch-Kerne über das intercharonische Handelsverkehrsabkommen hinaus, wenn man die Produktivitätsrate mit jener aus dem zweiten Jahrzehnt des vorigen Jahrhunderts vergleicht, respektive um den historischen Kern, haha, der Exportbewirtschaftung folgerichtig zu erfassen, dass man die Logistik- und Transportkosten berücksichtigt, natürlich nicht den...
    Dingsbums ..." Erbrach ab, blickte über den Rand seines seltsamen Kneifers hinweg und sagte in die Runde: „Wenn es das verehrte Publikum nicht stört, möchte ich nochmals von vorne beginnen. Mir scheint, ich habe wohl den Faden verloren ..."
    Erst nach zwei, drei Ewigkeiten kam er zu einem Ende. Ich schloss mich dem erleichterten Geklatsche einer Hand voll Ratsherren an. Hastig richtete ich mich auf, so wie der Großteil der ungefähr vierzig hier versammelten Delegierten ihres jeweiligen Heimatplaneten. Nicht alle hatten den Weg aus ihrer Heimat zu dieser Sitzung gefunden. Somit tendierten die Chancen, heute schon mein Ziel zu erreichen, ohnehin gegen null. „Bravissimo", murmelte Sheerdurn, fiel mit dem Kopf auf meine Schulter zurück und schlief weiter. Ärgerlich - und ein wenig neidisch auf seinen gesunden Schlaf - rempelte ich meinen ehemaligen Mentor und jetzigen Kameraden an, so dass er erschrocken hochfuhr. „Reiß dich gefälligst zusammen, Alter!", schnauzte ich ihn an. „Wir sind hier, um zu beobachten und zu lernen."
    „Geht klar", murmelte er. „Ab jetzt konzentriere ich mich."
    Augenblicklich schlief er wieder ein.
    Seufzend konzentrierte ich mich auf den nächsten Vortragenden, dann auf den übernächsten. Stunden vergingen, während über Einschränkungen des interplanetaren Flugverkehrs, Normierungsvorschriften, die Eröffnung einer neuen Buchhaltungsklasse, Einführung der Mehrwertsteuer, Zinsberichtigungen, Investitionsfonds und Restaurationsarbeiten an denkmalgeschützten Gebäuden diskutiert wurde.
    Donilfürsten redeten über die Ankurbelung der Ordensproduktion. Eine Micacherin propagierte die freie Liebe. Ein Grissomer legte sich für Kapitalwertpapiere ins Zeug. Eine erenesaesische Schauspielerin machte sich in Stabreimen für die Bewahrung alten Kulturgutes stark ... Was für nichtssagende Dinge im Vergleich zu all dem, was ich in letzter Zeit beobachtet, gelernt, erfahren hatte! „... begrüßen wir Kempo Doll'Arym", hieß es schließlich. „Auf eigenen Wunsch wird er uns über sein Vordringen in das Goldene System berichten."
    Steif erhob ich mich, flüsterte Sheerdurn ins Ohr, wenigstens jetzt aufmerksam aufzupassen, machte meinen höflichen Diener in die Runde und marschierte steifen Schrittes nach vorne, ins Zentrum des kleinen Kreises. Ich
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