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2297 - Unter dem Kondensator-Dom

Titel: 2297 - Unter dem Kondensator-Dom
Autoren: Unbekannt
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epileptischen Anfall.
    Gorm Goya hämmerte weiterhin wie ein Berserker auf die Rechner ein, sprang dabei immer wieder hin und her, viele Meter weit, um Terken, Arog und dem anderen Zwei-Plan kein sicheres Ziel zu bieten. Trotzdem würde es nicht mehr lange dauern, bis er unweigerlich getroffen wurde.
    Karonadse taumelte zu Letoxx. Sie schluchzte und wimmerte, hielt die Hände an die Schläfen gepresst, als wolle sie ihre Prothesen herausreißen. „Nein!" schrie sie. „Du darfst nicht..."
    Cende Terken erwischte den Bulligen, zuerst mit einem Thermo-Schuss am Bein, dann mit der stählernen Klaue. Arog und der Zwei-Plan kamen ihr zu Hilfe. Blut spritzte. Weitere Schüsse trafen. Goya hatte keine Chance mehr, doch er ergab sich nicht. Letoxx begriff, dass er Karonadse die Flucht ermöglichen wollte.
    Die Pseudoseherin warf den Kopf wie irr von einer Seite zur anderen. Dann ging ein Ruck durch sie. Flink zog sie ein Messer aus dem Gürtel, bückte sich zu einem der Bewusstlosen und schnitt ihm das Gravo-Pak von der Brust.
    Letoxx lief zu ihr. „Für mich auch eines!", flehte er. „Nimm mich mit!"
    Im Hintergrund des Raums implodierten rasch hintereinander zwei Projektoren. Ein Arm flog durch die Luft, ein Schädel.
    Karonadse starrte Letoxx an. Dann legte sie ihm das Gravo-Pak um und schnappte sich selbst ein zweites. „Und jetzt lauf, Stinker, so schnell du kannst!"
    Durch den Stollen, durch den Torbogen. Den Schacht hinauf, hinter ihnen eine Feuerwalze.
    An dem verschmorten Klumpen vorbei, der von dem Ausstellungsrechner und dem Ranzen übrig war. Die Stufen, endlos. Dann der Dom.
    Dort, unmittelbar bevor sie aus der Falltür stiegen, ereignete sich etwas, das Letoxx endgültig an seinem Verstand zweifeln ließ. Vor seinen Augen verwandelte sich die Seherin in einen Kybb-Traken.
    Es war kein Tarnfeld, dessen Emissionen hätte er aus dieser Nähe mit dem Trakensinn erkannt. Vielmehr legte sich ein semimaterieller Kokon um die Terranerin, gleich einem aus dem Nichts entstandenen zweiten Körper.
    Wie zwei nächtliche Müßiggänger schlenderten sie an der Tribüne vorbei und aus dem Kondensator-Dom zum Gleiter. „Du erlaubst", sagte die unheimliche Frau, „dass ich das Steuer übernehme?"
    Nachwort: Der Bote So, Perry, kamen wir zu den Kyber-Neutros.
    Knapp fünfhundert Stück bargen Jallon Hypts Raumsoldaten aus dem Habitat. Niemand hinderte sie. Die Zutritts-Kodes, die Filana Karonadse ergattert hatte, stimmten ebenso exakt wie die Koordinaten.
    Die unbemannte, robotisch gewartete Raumstation war jahrtausendelang von keinem organischen Wesen betreten worden. Dennoch schienen alle mit dem seltsamen Fluid gefüllten Wannen auf den ersten Blick intakt. Sie wurden unverzüglich auf die LEIF ERIKSSON überstellt.
    Zeitgleich zerschlugen wir das TRAKTAT-Netzwerk. Auch für diese konzertierte Aktion, an der Landungstruppen aus insgesamt sechzig ENTDECKERN beteiligt waren, hatte Filana die Grundlagen geliefert. Wir tauften sie „Unternehmen Okrill", zum ehrenden Angedenken Gorm Goyas. Die kybernetische Intelligenz, geschwächt und in ihrer Entwicklung zurückgeworfen durch den Verlust des so genannten Sonnengeflechts, leistete erstaunlich wenig Widerstand, zumal unsere Leute genau wussten, wo sie anzusetzen hatten.
    Von den Geschehnissen in den Kavernen unter dem Kondensator-Dom drang nichts an die planetare Öffentlichkeit. Die Stimmung auf Tan-Eis entwickelt sich gut. Hajmo Siderip tüftelt zur Stunde über neuen Initiativen zur Völkerverständigung.
    Da Iant Letoxx seinen Teil der Abmachung erfüllt und uns außerdem sein umfassendes Wissen über die Bedienung der Kyber-Neutros weitergeben hat, habe auch ich mein Versprechen eingelöst. Er ist bereits abgeflogen, mit unbekanntem Ziel.
    Zu meiner großen Überraschung hatte Filana Karonadse darum gebeten, ihn begleiten zu dürfen; der Trake habe nichts dagegen. Zwar machte mir die Positronikerin einen etwas verstörten Eindruck, doch zurechnungsfähig erschien sie allemal. Daher erhob ich keinen Einwand. Wir befürworten schließlich die Freiheit des Individuums, nicht wahr, Perry?
    Bevor die Space-Jet um die Mittagsstunde des 26. Mai in die Weiten des Alls entschwand, sendete sie einen letzten Funkspruch: „Lang - lang - kurzkurz -lang - kurzkurzkurz - lang - kurz - lang."
    Wenn du jetzt an Morsekode denkst, liegst du falsch. Jallon klärte mich auf: „Das klatschen sie seit Urzeiten auf fast allen Sportplätzen der Galaxis."
    Was Letoxx und Karonadse uns damit
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