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2293 - Ein Held für alle Fälle

Titel: 2293 - Ein Held für alle Fälle
Autoren: Unbekannt
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die abendliche Begegnung mit einigen Überwachungsschwebern des TLD.
    Jack sah sie kommen, als er nur noch wenige Kilometer von seinem Ziel entfernt war. Die Rohrbahn hatte ihn hierher in diese abgelegene Sektion „seines" Mondgebiets gebracht. Die restliche Strecke wollte er wieder mit Hilfe der Transportbänder zurücklegen. Er war weiterhin bester Laune und konnte sich eigentlich nicht vorstellen, dass sich daran am heutigen Tag noch etwas ändern sollte.
    Es sei denn, er geriet in eine TLD-Kontrolle.
    Es waren drei. Die Schweber hielten direkt auf ihn zu und drängten ihn von dem Band. Jack schwante Schlimmes. Die längst vergessen geglaubten Bilder von der Exekution tauchten vor seinem geistigen Auge wieder auf. Er befand sich unmittelbar vor dem Eingang der Halle mit dem Terminal, zu dem ihn NATHAN auf seine gewohnt diskrete Art und Weise geschickt hatte. Hier arbeitete niemand. Die Gon-O-Diener in Uniform konnten ihn erschießen, ohne dass es einen Zeugen gab. Sicher brauchten sie dazu nicht unbedingt eine zusammengetriebene Menschenmenge.
    Er versuchte, ruhig zu bleiben. Leider besaß er nicht allzu viel Übung in Autosuggestion und spürte schon wieder seinen beschleunigten Herzschlag. Er beschwor Mardis schönes Gesicht vor sich herauf in der Hoffnung, dass es ihm Halt gebe - und erreichte damit genau das Gegenteil.
    Die Verabredung, die er schon platzen sah, war noch das Geringste, was ihm jetzt den Blutdruck in die Höhe trieb. Mardi wusste ja nun, worum es ging. Sie würde deswegen nicht gleich wieder wütend sein. Eher schon, wenn sie einige Tage vergeblich auf seinen Anruf wartete und ihn dann suchte und nicht mehr fand. Nirgendwo in Luna Town IV. Nirgendwo auf dem Mond! Sie würde sehr wütend sein, allerdings auf den TLD, von dem jedermann wusste, wie gut er Leichen verschwinden lassen konnte.
    Verdammt, Jungs! Ihr solltet eigentlich die LFT schützen! Aber doch um NATHANS willen nicht ausgerechnet vor mir!
    Doch auch sein Galgenhumor half Jack nicht. Die Schweber kesselten ihn ein, und heraus sprangen gleich mehrere Uniformierte. Sie umringten ihn zusätzlich mit gezogenen Waffen, nur einer, ein Offizier, trat auf ihn zu und baute sich drohend vor ihm auf.
    Ruhig bleiben, Junge!, unternahm seine innere Stimme einen letzten Versuch, doch noch stabilisierend auf sein Unterbewusstsein einzuwirken. Sie wissen gar nichts! Du kannst dich nur selbst verraten.
    Jack bedankte sich für den Rat und versuchte, dem TLD-Offizier fest in die Augen zu schauen. Ihm wurde übel dabei, denn er sah Gon-O darin.
    Bevor der Mann etwas sagte, wusste er, dass diese drei Gleiter nicht zufällig hier waren. Es war keine Routinestreife. Sie waren ganz gezielt gekommen und suchten nicht irgendeinen, sondern ihn.
    Mach dich nicht verrückt, Jack! Sie können nichts wissen!
    Aber ... wenn es nun doch versteckte Kameraaugen gab, die ihn bei den Terminals beobachtet hatten? Der TLD sah alles, hieß es doch immer.
    Ja, aber NATHAN sieht noch mehr! „Reuter? Jack Reuter?", fragte der Offizier. Er sah schon unangenehm aus, sein herrisches Auftreten war noch unangenehmer, am unangenehmsten aber war seine Stimme. Als ob er einen Roboter vor sich hätte! „Der", Jack musste schlucken, „bin ich, ja."
    Er konnte nichts dafür, er begann zu zittern. Der Offizier schien es nicht zu bemerken oder sah darüber hinweg. Zittern war ja, soweit Jack wusste, noch nicht strafbar, selbst in diesen Zeiten nicht. „Deinen ID-Chip", verlangte der mutmaßliche Gon-O-Jünger und streckte die Hand aus.
    Jack griff in eine Tasche der Arbeitsmontur und reichte ihn ihm. Der Offizier steckte den Chip in ein Lesegerät und wartete. Nach wenigen Sekunden nickte er. „Wohin unterwegs?", lautete die nächste Frage. Jack hatte sie erwartet und krampfhaft nach einer akzeptablen Lüge gesucht. Ihm fiel nichts Besseres ein, als nach vorne zu zeigen und zu flüstern: „Dorthin."
    Wie er erwartet hatte, schien der Kerl mit dieser Antwort nicht zufrieden zu sein. Er zog die Brauen zusammen, brummte etwas und winkte seinen Leuten. „Packt ihn und zieht ihn aus. Leibesvisitation!"
    „Ich protestiere!", krächzte Jack. „Dazu habt ihr kein Recht!"
    Der Offizier antwortete gar nicht, sondern sah zu, wie zwei seiner Leute Jacks Arme ergriffen und vom Körper abspreizten. Zwei andere begannen, die Verschlüsse seiner Montur zu lösen, und wiederum zwei scannten ihn von oben bis unten.
    Unter ihnen befanden sich auch Frauen! „Wenn ihr mir sagtet, was ihr sucht,
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