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2292 - Dreimal ewiges Leben

Titel: 2292 - Dreimal ewiges Leben
Autoren: Unbekannt
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zünden und den Gravo-Schild zu desaktivieren. Dann würde das Zuhause des entsetzlichen Gon-O in Stücke gesprengt werden.
    Wie lange mussten sie noch warten?
     
    1.
     
    Lyresseas Augen
     
    Stille ringsum, Totenstille. Sie wirkt so stark auf mich, dass ich erwache.
    Ich schlage die Augen auf, in Gedanken noch bei Lyressea, die mir den Traum versüßte, Lyressea, die seit Jahrtausenden meinen Weg begleitet, nah und doch so fern, Lyressea, die mir misstraute, sie vor allem, von Anfang an, obwohl sie mich doch kennen sollte.
    Sonnst du dich wieder in deinem Leid?, wispert eine Stimme in mir.
    Noch halb im Schlaf, erfüllt mich jähes Staunen. Der Gedanke an Lyressea verblasst. Diese Stimme und diese Worte bringen etwas in mir zum Klingen, erfüllen mich mit großer Freude. Er ist wieder bei mir, hat den Weg zu mir zurückgefunden. Mein Symbiont...
    Enkrinel, durchfährt es mich. Hast du überlebt? Es tut mir Leid, dass ich dich umbringen wollte. Es war ja. so einsam ohne dich. Bist du wieder bei mir?
    Als Antwort kehrt die Vergangenheit zurück. Ich sehe wieder, wie ich ihn zerreiße, auf seinen Überresten herumtrampele, bis nichts mehr übrig ist als breiiger Schleim, der mir deutlich macht, dass es keinen Enkrine mehr gibt. Ich habe ihn getötet, ein für alle Mal.
    Du musst ruhiger werden, höre ich wieder die Stimme, in der echte Sorge mitschwingt. Der Schlaf hat dich nicht erfrischt. Deine Angst gewinnt zusehends Gewalt über dich.
    Ich drohe den Verstand zu verlieren, weil mir klar ist, dass diese Worte nicht real sein können, wenn mein Symbiont tot ist. Oder ist er wiederauferstanden? Die Technologie der Kybb ist kolossal, wir können Tote zum Leben erwecken. Nein, sicher ist er tot, und diese Worte sind nichts als Einbildung, bloße Erinnerung daran, was er gesagt hätte, was er sagen würde, wenn er noch bei mir wäre.
    Aber wenn das so ist, wenn er gestorben ist und ich mich nur an ihn erinnere, warum sucht mich die Erinnerung dann gerade jetzt heim?
    Du musst mehr tun, wenn du verhindern willst, dass die Angst wiederkommt.
    In diesem Augenblick wird die Erinnerung komplett.
    Ich weiß jetzt wieder, was nach Enkrines Tod geschah. Ich spüre wieder die Einsamkeit, die Qual, das verzweifelte Gefühl, niemanden mehr zu haben, mit dem ich reden kann, und meine Entscheidung ...
    Ein dezentralisierter mikropositronischer Ersatz in einer pseudovariablen Plasmahülle. Ich habe alles darangesetzt, ihn herstellen zu lassen, heimlich, auf der Grundlage einer der wenigen Aufnahmen, die uns beide zeigen: der Tag von Enkrines Tod, wie ich ihn vernichte ... Und nun ist er wieder da. Es war nur eine Frage weniger Tage. Unsere Techniker zeigten wieder einmal, wie fähig sie waren.
    Und wie erleichtert war ich, als er mir um die Schultern gelegt wurde.
    Enkrine II, mein neuer Partner im langen Leben. Der neue Enkrine, so verhasst wie der alte, aber mit den gleichen Reaktionen, die Enkrine zeigte, der schreckliche Moralapostel.
    Die Techniker, die ihn schufen, musste ich natürlich gleich auslöschen. Niemand hatte von Enkrine gewusst, und auch Enkrine II war reine Privatsache.
    Warum hackst du auf meiner Angst herum?, schreie ich innerlich. Dass ich nicht ohne dich auskommen kann, heißt nicht, dass du nicht ersetzbar wärst. Vieltausendmal.
    Mühsam unterdrücke ich einen Fluch. Enkrine II ist nicht anders als sein organischer Vorgänger. Ein penetranter Großkotz. Ist das gut oder 'schlecht? Jedenfalls ist es so, wie ich es haben wollte. Ich wollte ihn zurück. Um meine Einsamkeit zu beenden. Aus nackter Verzweiflung. In letzter Not, weil ich sonst keinen Ausweg mehr wusste, wenn diese Gedanken mir wieder zusetzten - diese Gedanken an mein Scheitern, an meinen baldigen Tod.
    Meine Angst geht dich nichts an -wenn ich denn welche habe! Furchtbare Gedanken. Wie die Enkrines. Des echten Enkrine. Diese verdammte Pest von einem Symbionten hatte ja Recht gehabt, hatte immer Recht.
    Er kannte meine Angst besser als ich selbst. Ich werde von dieser Angst verfolgt. Sie quält mich, beeinflusst jede meiner Entscheidungen. Solange ich zurückdenken kann, sitzt sie mir schon im Nacken, wie mein Symbiont. Angst.
    Nie habe ich gewollt, dass jemand von meinen privaten Schmerzen erfährt. Diesen unerträglichen Schmerzen!
    Aber ich fürchte, sie merken es mir an. Haben es mir immer angemerkt.
    Die Schildwachen haben es bereits geahnt, als ich meine Aura als Schutzherr erhielt. Damals umfing mich die Spirale des Paragonkreuzes und
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