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229 - Flashback

229 - Flashback

Titel: 229 - Flashback
Autoren: Susanne Picard und Michael Schönenbröcher
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Stahlplatten zu verstärken. Wir müssen ab jetzt jederzeit mit einem Angriff rechnen, Oberst.« Damit verließ er den Raum.
    Eine knappe Stunde später stand Horstie von Kotter auf einer kleinen, getarnten Aussichtsplattform auf halber Höhe des Hanges, in den die Fertigungsanlage hineingebaut worden war, und blickte in die Abendsonne, die hinter den grünen Bergen der Appalachen unterging.
    Ein friedliches Bild, dachte er. Und eine grandiose Aussicht hat man von hier oben! Man kann sogar Waashton hinter dem letzten Höhenzug erkennen.
    Er sah auf die zwanzig U-Men hinab, die gerade dabei waren, einen Schutzwall und Waffenstände vor dem einzigen Tor der Fabrik zu errichten. Sie arbeiteten wie immer ohne Ermüdungserscheinungen und ohne Murren. Kein Wunder: Ihre elektronischen Gehirne kannten nur die Prinzipien Gehorsam und Kampf.
    Von Kotter sah hinüber zu der offenen Luke, die in etwa zwanzig Metern Höhe im Berg klaffte. Auch dort waren U-Men zugange, schweißten große Stahlplatten zusammen. Normalerweise war die Öffnung durch künstliche Felsen perfekt getarnt. Aber Tarnung war jetzt ohnehin überflüssig, wenn General Crow Recht behielt und der Android Miki Takeo, der einst diese ganze Anlage erbaut hatte, in Waashton aufgetaucht war.
    Im Grunde kann ich von Glück reden, dass ich das Vertrauen des Generals genieße. Falls man bei so einem paranoiden Herrn überhaupt von Vertrauen reden kann.
    Horstie von Kotter dachte an die Zeit auf der EUSEBIA zurück. So viele der alten Kampfgefährten waren tot, und von Crows Gefolgsleuten hatten nur Hagenau, Laurenzo und er überlebt. Auf Gedeih und Verderb waren sie aufeinander angewiesen gewesen.
    So etwas schweißt zusammen.
    Crow selbst hatte es nur knapp geschafft, die unvermeidlichen Infektionen, denen ein Bunkermensch außerhalb seines sterilen unterirdischen Umfelds in diesen Zeiten ausgesetzt war, zu überleben. Mit Hilfe des von der WCA entwickelten Immunserums hatte sein Körper bis dahin alle Erreger problemlos abwehren können. Doch nach dem EMP war die Serumsproduktion zum Erliegen gekommen, es hatte nicht mehr in ausreichender Menge zur Verfügung gestanden. Arthur Crow, der es hasste, von etwas abhängig zu sein, hatte den Schritt gewagt, das Serum nach und nach abzusetzen. Bis sein Immunsystem schließlich von selbst wieder »angesprungen« war.
    Eine unglaubliche Leistung, dachte von Kotter. Mit derselben Entschlossenheit wird der General auch diese Krise überstehen. Und wir werden über Waashton herrschen!
    Die Sonne war jetzt hinter dem westlichen Bergkamm verschwunden und ein leichter Wind kam auf. Es wurde kühl. Horstie von Kotter fröstelte. Die Dunkelheit legte sich langsam und schleichend über die Wälder der Appalachen. Er drehte sich um und kletterte von der Plattform herunter, um dem General Meldung zu erstatten.
    ***
    > Initiiere Verbindung via Interface.
    > Erster Schaltkreis geschlossen. Erwarte korrekte Passworteingabe.
    Passworteingabe? Miki Takeo stutzte. Sein kybernetischer Verstand schalt sich selbst, dass er diese offenkundige Möglichkeit nicht in Betracht gezogen hatte. Natürlich hatte derjenige, der diese U-Men gebaut hatte, das System passwortgeschützt. Glücklicherweise hatte Takeo einen passenden Decrypter zur Hand: sich selbst. Er konnte Milliarden Rechenoperationen und Buchstabenkombinationen in nur wenigen Nanosekunden vollziehen, das sollte eigentlich reichen, um diese unerwartete Sperre schnell und adäquat knacken zu können.
    Oder sollte er Hilfe heranziehen? Nein, das war unmöglich.
    Natürlich war er sich der Anwesenheit Mr. Hackers bewusst. Der glatzköpfige schwarze Mann hockte mit seinem unvermeidlichen Laptop da und betrachtete abwechselnd ihn und seinen Computer. Er hätte sicher liebend gerne ausgeholfen, das Passwort auszutüfteln.
    Doch Miki Takeo würde genau das zu verhindern wissen. Seine Warnung vorhin, dass niemand ihn und den Roboter trennen durfte, war eine Vorsichtsmaßnahme gewesen. In Wahrheit wären die physischen Folgen einer Trennung vom Gedächtnisspeicher des U-Man nur gering, eine Schädigung seines eigenen Hirns so gut wie ausgeschlossen.
    Der Grund war schlicht und ergreifend der, dass vorerst niemand wissen sollte, was er erfahren würde. Seine Vorgehensweise, U-Men herzustellen – aus einer organischen Masse nämlich, deren Grundlage Leichenteile waren –, hatte sich als unzulänglich erwiesen. Nicht im Ergebnis, das war durchaus zufrieden stellend. Doch die Menschen reagierten
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