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2286 - Triptychon

Titel: 2286 - Triptychon
Autoren: Unbekannt
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lang glaubte sie, sein Gesicht sei vor Schmerz verzerrt, von einer unaussprechlichen Qual, die bei weitem alles überstieg, was sie jemals gesehen und erlebt hatte.
    Seine Hand schien zu wachsen, sich auszudehnen in dem verzweifelten Versuch, sie zu berühren.
    Und dann... dann löste er sich langsam, scheinbar zögernd auf, zerstob zu hellen Funken, die dem dunklen Himmel entgegenstrebten. Einen Moment lang befürchtete sie, sie würden in ihm aufgehen, sich auflösen, einfach verschwinden, von der allumfassenden Schwärze des Himmels vereinnahmt werden, doch sie zogen sich wieder zusammen, wurden zu einer Spiralgalaxis, die sich unter heftigen Strukturerschütterungen ausdehnte, bis sie das gesamte nächtliche Sternenband am Himmel umfasste - und dann war alles fort.
    Und mit einem Mal wusste sie, worauf sie wartete, sie und alle anderen ihres Volkes.
    Aber sie wusste nicht, was es zu bedeuten hatte.
    Marreli Nissunom schrie auf.
    Und erwachte endlich aus dem furchtbaren Traum.
    Terra, 1. Dezember 1152 NGZ „Kann Myles weiter Syntronik?"
    Sein Vater runzelte die Stirn. „Heute ist dein Geburtstag, Myles. Sieh doch mal, wer alles gekommen ist! Toby, Leo, Baystik, Garreit, Pastrak ... Willst du nicht mit ihnen spielen? Oder die Geschenke auspacken? Und dann gibt es Grammak und Kuchen!"
    Grammak war der aktuelle InDrink bei Terras Jugend, ein umwerfender Erfolg abgezockter Marketing-Experten von Plophos. Sehr süß und prickelnd, ohne dick, dünn, träge, hektisch, müde oder wach zu machen oder die Zähne, den Magen oder andere Körperteile zu schädigen. „Myles will Syntronik", sagte er leise, aber bestimmt. „Hat niemand eingeladen. Will Syntronik."
    „Was spielst du denn gerade?" Notkus runzelte die Stirn. „Spielen?"
    „Myles spielt doch nicht!", krähte Pastrak. „Myles geht auch nicht raus, deshalb ist er so blass!"
    Notkus Kantor warf dem Jungen einen finsteren Blick zu, sagte aber nichts darauf. „Was machst du denn am Syntron?" Er beugte sich vor, um das kleine Holo besser sehen zu können, und pfiff überrascht auf .„Schatz! Das musst du dir ansehen!"
    Enza Mansoor unterbrach die Partie Galaxienschach mit den Kindern und trat vor das Holo. Ihr Sohn spielte tatsächlich nicht; über das Holo rollten fast schneller, als man mit den Blicken verfolgen konnte, lange Zahlenkolonnen und mathematische Formeln. „Was ist denn das?", fragte sie. „Wenn ich mich nicht völlig irre", erwiderte Notkus, „ist das eine Variante von Waringers Formeln zum vektorierbaren Grigoroff." Er sah Myles an. „Woher hast du die?"
    „Grigoroff", sagte der Junge. „Viel interessanter als dumme Spiele.
     
    1.
     
    TRIPTYCHON
    4. April 1333 NGZ
     
    Myles Kantor spürte es und wusste, er konnte nichts dagegen tun. Er war dem Effekt hilflos ausgeliefert. Als er zusammenbrach und der Boden sich langsam zu ihm zu heben schien, glaubte er, sein Herz bliebe stehen. Es war wesentlich schlimmer als beim letzten Mal, vor fast zwei Monaten auf dem Merkur. Seitdem hatte es keine Anzeichen dafür gegeben, solch ein Anfall könne sich wiederholen.
    Nicht jetzt, dachte er. Nicht ausgerechnet jetzt!
    Jetzt, da das Hangarschott, das ins Innere der Triple-Station führte, endlich offen stand und sie TRIPTY-CHON zum ersten Mal betreten wollten!
    Die Brust war ihm wie zugeschnürt. Er konnte nicht mehr atmen, und gleichzeitig schien die Welt sich zu verengen. Sie wurde rapide kleiner. Das, was er am Rand seines Sichtfelds wahrnahm, wurde von einem grauschwarzen Wabern zurückgedrängt, und sein Blick reduzierte sich auf einen schmalen Tunnel, durch den er einen kleinen Teil der Wand vor ihm sehen konnte.
    Er konzentrierte sich, versuchte, ruhig und gleichmäßig zu atmen, gegen die drohende Bewusstlosigkeit anzukämpfen, bezweifelte aber, dass es ihm gelingen würde. Einen Moment lang sah er sich selbst als Kind, einen kleinen Jungen an einer Syntronik, hörte seine eigene Stimme - Kann Myles weiter Syntronik? - und befürchtete, dass sein ganzes Leben an seinem inneren Auge vorbeilaufen würde, fast zweihundert Jahre in zwei Sekunden, doch das Bild löste sich wieder auf.
    Nicht jetzt, dachte er erneut. Nicht ausgerechnet jetzt! Nicht ein weiterer Takvorianismus-Anfall!
    Er versuchte sich zu bewegen, doch es gelang ihm nicht. Sein Körper schien aus Stein zu bestehen oder aus einem anderen starren Material, wie das der Statuen in TRIPTYCHON.
    Dann veränderte sich das Stück Wand, das er als einziges noch sah, und plötzlich
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