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2282 - Der Traum des Thort

Titel: 2282 - Der Traum des Thort
Autoren: Unbekannt
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wurde die planetare Verteidigung aufgerieben, starben die Ferronen im Feuer der Stachelhäuter. Thort Kelesh wagte nicht, sich auszumalen, welche Zustände mittlerweile in Thorta herrschten. Wahrscheinlich versank die Hauptstadt in brodelnder Glut.
    Ein Sicherheitsschott glitt vor ihm zurück. Der anschließende Korridor führte zum Hangar.
    In der fahlgrünen Notbeleuchtung zeichneten sich die Umrisse von Wachrobotern ab.
    Wenn er Ferrol jetzt verließ, das wurde Kelesh in dem Moment erschreckend klar, würde er sich ein Leben lang als Verräter fühlen. Wenn Ferrol verwüstet wurde und das kleine Reich der Ferronen zerbrach, durfte sich das Oberhaupt der Monarchie nicht davonstehlen wie ein Dieb in der Nacht.
    Fester als zuvor umklammerte er den Nadler. Seine Flucht bedeutete, dass er alles aufgab, auch Ferrols Freiheit. Beherrscht zu werden von Fremden, die nie in der Milchstraße ... Kelesh schrie auf. Er konnte nicht anerkennen, dass die Kybb ebenfalls Kinder dieser Galaxis waren. Ihre Sternhaufen waren für undenkbar lange Zeit in den Hyperraum verbannt gewesen, aber nun hatten ihre Sonnen und Planeten den angestammten Platz wieder eingenommen.
    Finger aus Stahlplast schlössen sich um seinen Oberarm. Der jähe Schmerz, ,als der Wachroboter ihn vorwärts Zerrte, riss Kelesh aus seinen Überlegungen. Er hatte dem nichts entgegenzusetzen; ihm blieb keine andere Wahl, als neben dem stählernen Monstrum herzulaufen, das ihn um mehrere Handspannen überragte. „Lass mich los!", keuchte er dennoch. „Sofort!"
    „Ferrol wird von einer großen Flotte angegriffen", versetzte der Roboter. „Der Planet ist nicht mehr zu halten."
    „Ich muss Verhandlungen aufnehmen ...!" Sagte er das nur, um sich selbst zu beruhigen? Oder meinte er es wirklich ernst? Der Thort hatte sich nie in einem größeren Zwiespalt gesehen. „Das wäre sinnlos", widersprach der Kampfroboter. „Dein Leben zu schützen, Thort Kelesh, ist deine oberste Pflicht. Nur wenn du lebst, kannst du deinem Volk helfen. Wenn du im Feuer der Kybb stirbst..."
    „Ich befehle dir ...!"
    „Die Kybb-Truppen wüten im Palast. Sie lassen niemanden am Leben. Wir müssen uns beeilen, Thort!"
    Plötzlich hatte er Blutgeschmack im Mund, und sein Herzschlag raste. Halb zerrte der Kampfroboter ihn mit sich, halb lief er aus eigenem Antrieb, weil es an Selbstmord grenzte, den Stachelhäutern nur mit einem lächerlichen Nadler in der Hand entgegentreten zu wollen. „Du hast Funkverbindung nach oben?", fragte er. „Nicht mehr. Die Station wurde vor wenigen Augenblicken von den Kybb überrannt."
    Dumpf hallten ihre Schritte durch den Korridor. Der Zugang zu dem verborgenen Hangar glitt zur Seite.
    Vor ihnen stand das kleine Raumschiff, das schon in den ersten Wochen der Arkon-Krise ausgerüstet worden war. „Wir sind zu nahe an Terra, in jeder Hinsicht."
    Die Worte seines Vaters glaubte Kelesh immer wieder zu hören. „Vorsichtig zu sein hat bislang niemandem geschadet." Sein Vater war tot, nicht während eines arkonidischen Angriffs ums Leben gekommen, sondern in den Wirren des Hyperimpedanz-Schocks. In den hastig anberaumten Wahlen hatte das Volk sein Vertrauen in den Vater auf den Sohn übertragen. Zu Recht? Kelesh wusste es nicht, aber in Momenten wie diesen zweifelte er daran.
    Das schlanke Raumboot war mit den besten technischen Veränderungen ausgerüstet worden. Thort Kelesh fröstelte dennoch, als der Kampfroboter mit ihm die offene Schleuse betrat. „Für deinen Schutz wird gesorgt, Thort!", raunte eine beruhigende Stimme. „Falls du es vorziehst, den Flug im Tief schlaf zu verbringen ..."
    „Nein!", stieß er wütend hervor. „Ich kann nicht wegsehen, während alles in Schutt und Asche versinkt."
    „Die Startvorbereitungen sind angelaufen. Wir verlassen Ferrol in drei Kurz-Einheiten."
    Er wusste, dass Widerspruch sinnlos war. Die Positronik war nur darauf programmiert, das Raumboot in Sicherheit zu bringen. Die Schleuse, einmal hinter dem Thort verriegelt, würde sich erst am Ziel wieder öffnen. Aus Sicherheitsgründen kannte Kelesh dieses Ziel selbst nicht.
    Er ließ sich in den einzigen Kontursessel sinken. Dieses Schiff war nur für ihn vorgesehen, es hatte keinen Platz für Mitglieder des Ministerrats oder gar andere Flüchtlinge. Ein kleines Boot in Stealth-Bauweise bot die besten Chancen, der Ortung jedes potenziellen Angreifers zu entgehen. „Und?", wandte sich Kelesh an den Kampfroboter, der unbeweglich neben dem Sessel stand. „Ich bin ab
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