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2274 - Motoklon Hundertneun

Titel: 2274 - Motoklon Hundertneun
Autoren: Unbekannt
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Lyressea, während er sie vorsichtig absetzte. „Ein weiterer Teil von mir ist erloschen", antwortete Hundertneun. „Aber es geht mir ... ausgezeichnet. Und wir sind knapp vor dem Ziel."
    Sie blickte ihn erstaunt an, verlor aber kein weiteres Wort.
    Die Mediale Schildwache hätte diesen Moment als Glücksfall bezeichnet. Das attackierende Programm hatte sich ausgerechnet in seinem sterbenden Teil eingenistet und war verendet.
     
    18.
     
    Dame in Bedrängnis „Nein!", heulte Julcen auf. „Neinneinnein!"
    Er schleppte seinen schweren Körper durch die Zentrale der Ehernen Kaserne, tobte, wütete, achtete nicht einmal auf das grelle Licht, das seine Verunstaltungen den Blicken aller anwesenden Dunklen Polizisten preisgab. „Wie konnte das passieren?", fragte er immer wieder, trat gegen Rechner, Wände, Stühle, Untergebene. „Wir waren doch schon in ihm!"
    „Der Teil des Gehirns, in den wir eingedrungen sind, muss zusammengebrochen sein", konstatierte Bain Sur mit schwacher Stimme.
    Auch wenn er alt und mit einem hinfälligen Körper ausgestattet war - der Kybb-Rodish hing wie er am Leben. Sie würden sich für ihr Versagen verantworten müssen, der nächstgeordneten Instanz gegenüber. Und das war kein Geringerer als Tagg Kharzani selbst. „Das Streusignal wurde ununterbrochen ausgestrahlt", jammerte Julcen. „Wenn schon die erste Attacke nicht gelang - warum hat dann nicht eine zweite oder dritte Welle ihr Ziel erreicht?"
    „Der Motoklon verfügt nun einmal über ein ausgeklügeltes Selbstverteidigungssystem. Er hat augenblicklich aus der Attacke gelernt und eine neue, härtere Daten-Schutzschicht aufgebaut."
    „Das heißt, dass selbst Tagg Kharzanis Überrangkode nicht mehr zu ihm durchdringt."
    „So ist es." Bain Sur stand langsam auf. „Wir sollten dem Einen unser Versagen melden..."
    „Nein!", rief Julcen bestimmt. „Noch bin ich nicht bereit, meine Niederlage einzugestehen.
    Ich bin mir sicher, dass Hundertneuns Attacke unmittelbar bevor steht. In dieser Phase des Spiels kann er einfach nicht mehr zurückstecken!" Er straffte seinen Körper, atmete tief durch. „Der Motoklon wird das Stellare Spital angreifen. Auch wenn es zur Festung geworden ist - was er sicherlich bereits weiß. Sein Begleiter, wer immer es sein mag, wird ihn dazu treiben, weiterzumachen."
    „Warum sollte er das tun?", fragte Bain Sur. „Aus der Sicht des Feindes geht es um die Signalwirkung. Um uns eine moralische Niederlage sondergleichen beizubringen, Um zu zeigen, dass wir nicht einmal vor der eigenen Haustür in der Lage sind, Probleme zu vermeiden."
    „Und wenn wir uns verrechnet haben, Julcen? Wenn Hundertneun ganz woanders zuschlägt?"
    „Wenn ich mich geirrt habe?" Der Gagaothe lachte laut auf. „Tagg Kharzani kann mich für mein Versagen nur einmal töten. Und die Schmerzen, die mich möglicherweise erwarten, kenne ich bereits zur Genüge."
     
    19.
     
    Schach! „Du bist dir darüber im Klaren, was zu tun ist?", fragte Lyressea mit verkniffenem Mund, ohne ihm dabei in die Linsen zu sehen.
    Wie er anhand ihrer körperlichen Signale interpretieren konnte, fiel es der Medialen Schildwache schwer, ihn vorauszuschicken, hinein in die Schaltzentrale BLENDE-NULL. Sie erteilte ihm keinen direkten Auftrag - und dennoch wusste sie mitzuteilen, was sie von ihm erwartete. „Ja", war seine Antwort. Die einzig richtige. Moralische Bedenken in Bezug auf den Motoschock, den er ausüben würde, waren ihm fremd, nach wie vor.
    Das Gebäude, eine riesige, scharlachrote Blase, die aus der endlos weiten Ebene vor Schloss Kherzesch wuchs, war nur unzureichend bewacht. Misstrauisch beäugte ihn ein Häuflein Kybb-Giraxx, als er näher kam. Sie fuhren die Rückenstachel aus und richteten Strahlwaffen auf ihn. „Halt!", rief einer der Wachsoldaten und forderte ihn auf, sich zu legitimieren. Ein anderer, sein Vorgesetzter, sprach über Normalfunk mit einer zentralen Dienststelle.
    Genauer: Er wollte sprechen.
    Mit seinem internen Störsender unterband Hundertneun jeglichen Funkverkehr im Umkreis von mehreren hundert Metern.
    Lyressea war zweieinhalb Kilometer hinter ihm geblieben. Noch musste er weiter zum Gebäude vordringen, um die Mediale Schildwache nicht zu gefährden.
    Wer sollte ihn daran hindern? Hier gab es niemanden, der ihm das Wasser reichen konnte.
    Beiläufig tötete der Motoklon die Soldaten der kleinen Wacheinheit, desaktivierte alle Alarmschaltungen und erleichterte sich den Zugang zu BLENDE-NULL mit Hilfe eines
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