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2273 - Der gefallene Schutzherr

Titel: 2273 - Der gefallene Schutzherr
Autoren: Unbekannt
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wiederkommen, und dann fällst du nur umso tiefer!
    Er lachte darüber.
    Natürlich hatte sich auch im Kher-System selbst alles verändert. Tagsüber schien wie immer die Sonne. Nachts aber standen keine Sterne mehr am Himmel. Ihr Licht war nicht in der Lage, die Kugelschale zu durchdringen. Aber auch da hatte Kharzani vorgesorgt.
    Seine Forscher hatten bereits vor langer Zeit von rätselhaften Energiewesen berichtet, die einen namenlosen Planeten unablässig umkreisten und sich tagsüber von der Energie ihrer Sonne „ernährten" und sie wieder abgaben, sobald sie auf die Nachtseite gerieten. Tagg Kharzani hatte große Mengen von ihnen einfangen und ins Kher-System transportieren lassen, Jahre bevor der Staubmantel entstand.
    Nun umkreisten sie zu vielen Tausenden ihren neuen Planeten, Kherzesch, und tankten am Tag Sonnenenergie, die sie nach Anbruch der Dunkelheit wieder abgaben. Sie waren die neuen Sterne am Himmel, und aufgrund ihres übermütigen „Tanzes" am Firmament nannte der Herrscher sie „Lux-Akrobaten" - eine weitere Bereicherung seiner Traumwelt, schöner, als es der „normale" Sternhimmel je gewesen war Tagg Kharzani aber zog sich wieder in seine Heimstatt, das Palais des Lebendigen, zurück und verbrachte dort die nächsten Jahrhunderte in einem langen Erschöpfungsschlaf voller bizarrer und ängstigender Träume. Wenn er erwachte, blieb er im Schutz der Ziegel. Er wurde mit allem versorgt, was er zum Leben brauchte, und hatte Befehl gegeben, nur dann gestört zu werden, wenn etwas wirklich Wichtiges geschah.
    Und das bedeutete: ein Angriff auf das Kher-System, auf den Diamanten. Es bedeutete: der erwartete Angriff durch Carya Andaxi.
    Enkrine beschwor ihn, sich nicht wieder in diese Angst zu steigern, doch schließlich gab er es auf, seinem Herrn die Widersinnigkeit seiner Gedanken vor Augen führen zu wollen.
    Das Palais aus Opalziegeln war weiter gewachsen und nun ein eigener, golden wirkender Turmkomplex im Zentrum des Schlosses - in dem tatsächlich jedes weitere Dutzend Tonnen Opalziegel den von den Medikern aus dem Stellaren Spital messbaren Effekt auf seine Alterung verstärkte. Seine Alterung wurde noch stärker verlangsamt.
    Tagg Kharzani hatte die Nachschublieferungen aus Jamondi, von Baikhal Cain, stoppen lassen, als er sich zur Ruhe zurückzog und ihm das Palais groß genug erschien. Nun trug er sich mit dem Gedanken, sie wieder aufzunehmen.
    Er glaubte, dafür genug Zeit zu haben, wie für alles. Bald schon sollte er merken, welch furchtbarer Irrtum dies gewesen war.
    Irgendwann trieb es ihn wieder zu Taten. Sein erster Weg führte ihn ins Stellare Spital, wo er sich erneut untersuchen ließ. Das Ergebnis war so, wie er es sich erhofft hatte: Sein Alterungsprozess war nochmals verlangsamt worden. Er war praktisch nicht mehr vorhanden!
    Und damit war er, Tagg Kharzani, Auferstandener Herrscher von Arphonie, noch wertvoller geworden! Sein Leben war ein Schatz, und wenn es überhaupt eine Logik für Kharzani gab, dann diese: je kostbarer ein Schatz, desto größer die Gefahren für ihn. Sein Leben, die fast wirklich erreichte Unsterblichkeit, musste mit allen Mitteln beschützt werden.
    Aber es gab nichts, was Kharzani nicht schon getan hätte.
    Es begann eine Zeit der rastlosen Wanderungen durch sein Schloss. Er ließ sich von den Klängen der Zirkularen Kapelle berauschen, er genoss die Verehrung durch seinen Hofstaat - ob erzwungen oder nicht, was kümmerte es ihn? Vielleicht wurde er aus tiefster Seele gehasst -er bildete sich ein, geliebt zu werden.
    Aber das ersetzte ihm keine Freunde.
    Er stand da, wo er vor langer Zeit schon einmal gewesen war, als er zuerst Andrass bei sich duldete, dann die sechs Kybb-Rodish. Es waren immer noch sechs, die als einzige Wesen zu ihm in das Palais durften. Wenn einer von ihnen starb, wurde er durch einen neuen Rodish ersetzt. Sie waren seine treuesten Diener, aber keine Freunde - oder wenigstens Vertraute, Bundesgenossen, mit denen er Freude und Leid teilen konnte.
    Die Kybb-Rodish, das war ihm nicht entgangen, waren vom Aussterben bedroht. Trotzdem erwählte er erneut sie. Zu den sechs, die bereits um ihn waren, holte er sechs weitere, sodass er insgesamt zwölf Diener besaß, die er nun allesamt und erneut in den besonderen Rang von Prim-Direktoren erhob. Die Bedeutung dieses längst schon existierenden Ranges wurde gestärkt. Sie, die Zwölf, sollten seine Vertrauten sein, seine Ewigen Gefährten, denen er sich jederzeit anvertrauen konnte. Sie
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