Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2258 - Medusenklänge

Titel: 2258 - Medusenklänge
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Mimasgeborene. Ein eingespieltes Team.
    Es heißt, sie seien auch privat ein Paar, aber niemand weiß es genau. Jedenfalls ergänzen sie einander perfekt. Auch jetzt wieder, als sie sich um mich kümmern. Wie ich da im Kontursessel hänge, der Körper zur Seite gesunken ...
    Ich höre Shabors Stimme, als er mich aufrichtet. „Was ist passiert?"
    „Keine Ahnung", antwortet Sorayna, besonnen wie immer. „Er erstarrte und warf sich hin und her. Bis er kollabierte." Sie macht einem Medo-Roboter Platz, der mit ausgestreckten Tentakeln angerauscht kommt und mir Injektionen verabreicht.
    Lähmende Stille herrscht. Sie warten, hoffen auf eine Reaktion. Nichts geschieht. Ein Display auf dem kegelförmigen Roboter zeigt meine Vitalwerte an. Ich erschrecke. Shabor und Sorayna blicken zur gleichen Zeit hin. Sie bleiben gefasst.
    Eine Trage wird gebracht, auf die sie mich betten. Ein rollendes Medo-Labor, in das die Anschlüsse münden, die meinen Körper wie unzählige Stacheln bedecken.
    Aber die Vitalwerte bleiben unverändert. Keine Ausschläge. Ich bin klinisch tot. „Wir dürfen die Hoffnung nicht aufgeben", murmelt Sorayna. Aber sie wirkt verzagt, als sie das breite Mondgesicht mit den roten Wangen traurig Shabor zuwendet.
    Er streicht ihr durchs halblange Haar. „Er kann es immer noch schaffen. Die Medizin..."
    Sie hoffen, dass ich wieder zu mir komme, dass die Injektionen mir das Quäntchen Kraft verleihen, das ich benötige, um mich wieder ins Reich der Lebenden vorzukämpfen.
    Ich bin berührt, denn ich wusste nicht, dass sie so für mich empfinden. Ich schätzte ihre Nähe, weil sie Experten sind, gute Vorgesetzte.
    Aber in der Zentrale hatte ich mich nur für meine Arbeit interessiert, als Ortungsspezialist, besonders, seit das Schiff sich etappenweise den ersten Ausläufern der Großen Magellanschen Wolke näherte.
    Alle anderen wagen auch jetzt noch nicht, ihren Platz zu verlassen, aber Shabor und Sorayna wissen, dass keine Gefahr mehr besteht. Sie haben auf Automatik geschaltet und blicken auf die Trage, auf meinen leblosen Leib, und ich schwebe über ihnen und will Verbindung aufnehmen. Mit ihnen, mit meiner stofflichen Hülle.
    Es gelingt nicht. Ich greife nach den energetischen Ankern, die mich überall umgeben, ziehe mich hinunter, vor sie, neben sie, will über ihre Wangen streichen, greife hindurch, versuche in meinen Körper einzudringen - es gelingt nicht.
    Natürlich, ich bin nicht mehr stofflich. Was habe ich erwartet? Dass mein Körper anspringt wie ein Motor, wenn seine Seele sich ihm nähert? Er kann nicht, vielleicht will er auch nicht mehr. Die Belastung war für ihn zu groß, der Übergriff aus dem Hyperraum.
    Ja, jetzt erinnere ich mich: Es war dieser Gesang!
    Ich blicke wieder auf meinen Leib, um den sich jetzt ein anderer kümmert, ein Mediker. Der Roboter muss ihn gerufen haben. Er ist der Einzige, der die Entscheidung treffen kann. Diese Entscheidung, die mein endgültiges Aus bedeuten kann.
    Tut es nicht!, schreie ich. Aber niemand hört meine Worte. Es ist, als schreie ich unter Wasser und niemand an Land kann mich hören. Der Mediker, er ist an Land, mit meinem Körper, und jetzt... jetzt schaltet er ihn ab!
    Shabor und Sorayna stehen daneben, halten sich an den Händen. Sie starren ins Leere. Verstehen nicht. So wenig wie ich. Nur eins verstehe ich: Das wird das Ende sein. Wie soll ich jetzt noch zurückkehren, wenn mein Körper nicht mehr funktioniert?
    Kann ich überhaupt ohne ihn leben?
    Es ist geschehen. Der Mediker beugt sich zurück von der Trage. Blickt meine Vorgesetzten an. „Seine Neuronen sind geradezu verklumpt, verschmort. Hirntod", beteuert er. „Es hätte keinen Zweck, ihn künstlich am Leben zu erhalten."
    Shabor und Sorayna nicken. Ich fühle mich wie betäubt.
    Ich greife nach einem energetischen Anker vor mir und ziehe mich hinaus, fort von der Abteilung Funk und Ortung, fort von meinem toten Körper.
    Verzweifelt streife ich durchs Schiff. 2-Kriegsrat Bully bemühte sich, möglichst unbeteiligt zu wirken, als er sah, wie Malcolm S.
    Daellian die Zentrale betrat. „Betreten" konnte man es eigentlich nicht nennen, denn er schwebte zehn Zentimeter über dem Boden auf einem Prallfeldkissen herein.
    Ihm ging durch den Kopf, dass Daellian laut USO-Akte noch vor wenigen Jahren ein fast zwei Meter großer, athletischer Hüne gewesen war. Aber jetzt war der Frauenschwarm mit den schwarzen Haaren und stahlblauen Augen, der schmalen Nase und dem markanten Kinngrübchen nur
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher