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2250 - Zeuge der Zeit

Titel: 2250 - Zeuge der Zeit
Autoren: Unbekannt
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Weg freizugeben.
    Eine wahre Koalition entstand hinter Zephydas Rücken: Kischmeide und Tordhene, die greise Majestät von Rah Gäronde, scharten um sich eine Front von Gleichgesinnten.
    Hörte man den Gesprächen zu, äußerten sie sich lediglich gegen den Krieg; und daran konnte es Kritik scheinbar nicht geben, denn eine höhere Moral als das Bekenntnis zum Frieden existierte nicht.
    Doch in Zephydas Augen zementierten sie die Herrschaft der Kybb. Dem Volk der Motana war eine historische Chance gegeben. Ganz sicher die erste, vielleicht aber auch die letzte. Wenn sie jetzt nicht aufstanden, glaubte Zephyda, dann nie mehr.
    Täglich trafen neue Kreuzer ein.
    Die meisten hatten mindestens einen Flug mit Passagieren hinter sich, einige zwei und mehr. Keiner stürzte ab, es kam zu keinem Unfall. Zephyda vermerkte zufrieden die Bilanz ohne Makel.
    Kimte verlor die schläfrige Ruhe, die die Stadt bis dahin ausgezeichnet hatte, und verwandelte sich in eine Art Insektenstock. Schon wurden erste Gäste mit Garakas in die umliegenden Städte verlegt. Allerdings keine Majestäten - die für den Konvent gebraucht wurden -, sondern nur die Gefolge.
    Noch war der Konvent nicht eröffnet. Bis zur ersten Debatte war viel zu tun -und ein Teil davon erforderte Zusammenarbeit, auch mit der Gegnerin.
    Auf dem Weg zum Blisterherzen von Kimte, dem Regierungszentrum, passte sie Kischmeide ab: „Majestät", rief Zephyda ihr zu, „ich will mit dir reden!"
    Kischmeide blieb stehen und wandte sich um. Ihre Miene gefror, als sie die Stimme erkannte. Sie wartete, bis Zephyda zu ihr aufgeschlossen hatte, dann schritt sie mit einem Ziel, das sie der jüngeren Frau nicht nannte, stur voraus. „Reden? Worüber?"
    „Über den Versammlungssaal."
    „Ach ja, der Saal ... An welchen Saal denkst du? Das Blisterherz?"
    „Das Blisterherz fasst sechzig Leute. Wir benötigen einen Raum, in dem mehr als hundert Majestäten sitzen und sprechen können. Vielleicht zweihundert oder dreihundert."
    Kischmeide hielt plötzlich inne und verschluckte sich fast. „So einen Saal gibt es hier nicht!"
    Der Gedanke einer großen Versammlung war den Motana prinzipiell fremd. Es war der erste Konvent seit vielen tausend Jahren. „Vielleicht unten am Teich der Trideage?", redete Zephyda daher - so als komme ihr der Gedanke eben erst. In Wahrheit hatte sie lange darüber nachgedacht. „Hmm." Kischmeide sah sie abwägend an, doch sie witterte nicht den Hintergedanken, der mit dem Vorschlag verbunden war. „Keiner gewöhnlichen Motana ist der Zutritt gestattet, aber für einen Konvent der Majestäten ist dieser Ort gar nicht so schlecht. Am besten, ich sehe mir gleich mal an, ob ... Ach was, du kommst gleich mit."
    „Sehr gern, Majestät."
    Sie stiegen in die unterste Ebene, in den Stummen Gürtel.
    Kischmeide hatte vor der Höhle Wächter aufgestellt; angesichts der Masse an Besuchern.
    Um die spezielle Würde des Ortes zu schützen.
    Im Mittelpunkt der Höhle lag eine dreißig Meter durchmessende Wasserfläche, überschüttet vom Licht der Spiegelblister. Dies war der Teich. Ein süßliches Aroma sättigte die Luft, und über die Oberfläche trieben Schwaden von Dunst. Am Ufer stand eine Hütte aus verwittertem Holz. Die Hütte ging auf die Gründermutter Trideage zurück und war den Motana von Kimte heilig, was Zephyda auch ganz genau wusste. Am Rand der Höhle traten meterdicke Stränge aus knorrigem Holz zutage, die Wurzeln des Riesenbaums, der Kimte trug.
    Der Teich der Trideage stellte das spirituelle Zentrum der Stadt dar.
    Die pure Fläche reichte theoretisch, Hunderte Majestäten unterzubringen -nicht aber mit dem Teich und der Hütte darauf. „Ich bin sicher", beharrte Kischmeide enttäuscht, „dass es hier nicht funktionieren wird."
    „Wir könnten die Hütte abreißen", äußerte Zephyda unschuldig. „Dann reicht der Platz.
    Wenn wir rings um das Ufer Tribünen aufbauen und über den Teich einen Steg legen."
    Die ganze Zeit behielt sie Kischmeide im Blick, und sie vermerkte, wie allein der Vorschlag die Züge der Majestät entgleisen ließ. „Du willst was, Zephyda?"
    „Die Hütte weg und einen Steg legen."
    Die Majestät lief rot an. „Du bist eine verdammte Idiotin! Du bist hier nicht aufgewachsen, und das merkt man. Hättest du deinen Wald von Pardahn abgeholzt? Auf Baikhal Cain? Wahrscheinlich hättest du dir eher einen Fuß abgeschnitten!"
    Kischmeide hatte natürlich Recht. Doch Zephyda dachte nicht daran, es zuzugeben. „Dann nenne mir
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