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225 - Kalis Kinder

225 - Kalis Kinder

Titel: 225 - Kalis Kinder
Autoren: Michelle Stern und Christian Schwarz
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habe solche Angst vor ihm, er ist nicht mehr bei sich.
    17. Dezember 2447: Nachdem Papa meinen Bruder hatte fesseln müssen, ist er gestern Morgen gestorben. Unter furchtbaren Qualen. Papa hat Kennas Leiche heimlich in den Dschungel gebracht, denn niemand außer uns soll von seinem Versagen erfahren. Mama und ich heißen das gut, meine Geschwister, die aus dem Haus sind, wissen nichts davon.
    Kannur tut ohnehin, was ich will. Papa ist untröstlich, er glaubt, dass er mit seinem Eindringen in die Ayveeda-Kliniken gegen den Willen der Götter verstoßen und für diesen Frevel eine furchtbare Strafe erhalten hat. Obwohl er immer so vernünftig war, können wir ihm das nicht ausreden. So hat er auch das Rezept für die Salbe vernichtet und alles, was er noch von ihr übrig hatte.
    Wischnu, mich plagt fürchterliche Angst. Auch ich habe die Salbe bereits über einen längeren Zeitraum benutzt. Was wird aus mir und meinem Kind, das ich seit drei Monaten im Bauch trage?
    ***
    10. September 2524, Kovlam
    »Tyger!«, brüllte Atta aus Leibeskräften. Auch die anderen Frauen begannen zu schreien. Panik breitete sich unter den Bewohnern aus. Rufe von den Wachtürmen antworteten ihnen.
    Ein durchdringender Hornton erschallte. Eine Welle durchlief die Menschenmenge, als sie gleichzeitig Reißaus zu nehmen begann. Einzig die Wachleute blieben stehen und zückten ihre Säbel und Machetas.
    »Auf die Treppe!«, befahl Matthew Drax geistesgegenwärtig. Yann Haggard und Aruula folgten ihm.
    Aruula ließ die Tyger dabei nicht aus den Augen.
    Denn neben dem ersten Tygerkopf erschienen nun ein zweiter und ein dritter im seichten Wasser. Das Tier, das Aruula zuerst gesichtet hatte, nahm die Verfolgung auf.
    Mühelos verkleinerte es die Distanz. Die Wachleute zogen sich nun ebenfalls auf die Treppe zurück, doch die vorderste Bestie war schnell. Laute Schreie gellten durch die Luft, als das Tier in eine ausgestreckte Klinge sprang und dem Mann dahinter die Kehle zerfetzte.
    Matt zog im Laufen seinen Colt Python. Er blieb auf der Mitte der Treppe stehen. Aruula bezog neben ihm Stellung.
    Nach und nach schlossen die restlichen neun Wachleute zu ihnen auf. Einer davon sank auf die Knie und übergab sich. Die Leiche seines Freundes wurde gerade von dem verletzten Tyger zerrissen, der sich wie irre gebärdete. Matthew zielte und schoss. Der Tyger starb im Blutrausch.
    Matt Drax erlegte ein zweites dieser Monstren mit einem Schuss in die Stirn. »Gut gemacht«, lobte ihn Aruula, die ihr Schwert kreisen ließ.
    Die anderen Tiere ließen sich vom Tod ihren beiden Artgenossen nicht abhalten. Neun weitere der goldschwarzen Monstren schwammen an Land. Sie rotteten sich am Ufer zusammen und blickten Unheil verkündend in Richtung Treppe. Ihre gelbroten Augen glitzerten angriffslustig.
    »Mist«, murmelte Matt. »Das ist ja ein ganzes Rudel. In der Schule hat man uns erzählt, Tiger seien Einzelgänger. Aber da war auch noch nicht von vier Augen, Hornplatten und Kopfstacheln die Rede…«
    Die Menschen bewegten sich langsam rückwärts, die Treppe hinauf. Von Atta und ihren Frauen war nichts mehr zu sehen.
    Pfeile flogen nun von den Wachtürmen her auf den Strand.
    Zwei der Tyger wurden getroffen und verendeten. Die anderen brüllten schauerlich. Drei weitere wurden angeschossen, entledigten sich der Pfeile durch kurzes Wälzen im Sand und schlossen wieder zu dem Rudel auf.
    Yann, der keine Waffe bei sich hatte, sah sichtlich blass aus.
    »Irgendwelche Ideen?«
    »Weiter«, meinte Matt nur. »Es sei denn, deine Hydritengäste können die Viecher geistig beeinflussen.«
    »Bin ich ein Tygerflüsterer?«, zischte Yann zurück.
    Die Bestien kamen nun schnell näher. Ihre schwarzen Krallen wühlten den Sand auf. Sie nahmen eine keilförmige Formation ein und sprangen geschmeidig die ersten Stufen hinauf.
    Aruula und Matt schützten Yann, indem sie ihm den Vortritt ließen. Auch die Wachen ließen ihn passieren.
    Aruula beobachtete die tief gesenkten Köpfe der Tyger.
    Lange Reißzähne ragten aus den großen Mäulern hervor, von denen gelber Speichel troff. Die kräftigen Körper bewegten sich graziös und in tödlicher Präzision über die Steine, Harte Muskeln arbeiteten unter dem meernassen Fell. Die schwarzbraunen Schwänze zuckten wie Peitschen durch die Luft.
    Der vorderste, blutbesudelte Tyger öffnete das Maul und brüllte. Matt schoss erneut. Er traf ihn genau zwischen die Zähne. Die Bestie stürzte und fiel seitlich von der Treppe, die Steilwand
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