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224 - Im Turm des Warlords

224 - Im Turm des Warlords

Titel: 224 - Im Turm des Warlords
Autoren: Ronald M. Hahn
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Versteck genommen haben.
    Wir folgten der Spur mehrere hundert Meter weit. Da ich sicher war, sie auch von der Roziere aus erkennen zu können, winkten wir Yann heran und gingen wieder an Bord.
    Drei Stunden lang hielt ich das Luftschiff dicht über dem Boden und ging von Zeit zu Zeit höher, damit wir nach etwas Ausschau halten konnten, das auch nur eine entfernte Ähnlichkeit mit einem Gebäude hätte.
    Dann merkte ich allmählich, dass die Landschaft unter der sinkenden Sonne vor meinen Augen verschwamm. Die Müdigkeit forderte ihren Tribut; schließlich war ich seit über dreißig vorwiegend anstrengenden Stunden auf den Beinen. Als ich mich zu Aruula umwandte, sah ich, dass sie stehend döste, auf den Kartentisch gestützt und mit geschlossenen Augen. Yann dagegen machte Nägel mit Köpfen: Er hatte sich gleich ganz in die Hängematte verzogen und schlummerte den Schlaf der Gerechten.
    »Schicht im Schacht!«, sagte ich, was Aruula aufschrecken ließ.
    »Was…?« Sie schüttelte sich. »Alles okee, ich bin nur ein bisschen müde.«
    »Da geht es mir und Yann nicht anders« , gab ich zurück. »Besser, wir legen eine Pause ein, bevor wir etwas Wichtiges übersehen.«
    »Wenn du meinst…« Aruula rollte die Schultern und streckte sich. »Was mich angeht – ich bin fit!«
    »Aber sicher bist du das.« Ich grinste und hielt Ausschau nach einem geeigneten Landeplatz. Den fand ich kurze Zeit später in Form eines zwar nicht sehr hohen, aber steilen Hügels, der wie ein Vulkan aussah, aber keiner war. In »Kraterinneren« wuchsen Gras und einige knorrige Bäume, die tief genug im Boden verwurzelt waren, um die Anker zu halten, die der aufgeweckte Yann Haggard und Aruula an ihnen befestigten.
    »Hübsche Landschaft«, sagte Yann nach einem Blick durch einen Einschnitt im Kraterrand. »So schön grün.«
    »Du solltest die dreizehn Inseln sehen«, meinte Aruula.
    »Yeah«, sagte ich. »So schön kalt.« Aruula wollte mir in die Rippen boxen, aber ich wich ihr aus.
    Sie winkte ab. »Keine Lust, mich mit dir zu prügeln, Maddrax. Ich hau mich jetzt aufs Ohr. Und damit das klar ist: Die Hängematte gehört mir!«
    ***
    Ich erwachte in einer sternklaren Nacht aus einem Albtraum, in dem mich vier irrsinnige Taratzen über eine Eisscholle jagten.
    Als ich an deren Rand kam, überschaute ich die ganze Welt und sah, dass sie in einer neuen Sintflut versunken war – und ich der letzte Mensch auf der letzten Eisscholle war.
    Ich schreckte hoch. Mein Haar war klatschnass, dicke Schweißperlen liefen über meine Stirn. Ich richtete mich von dem Deckenlager auf, das ich mir auf den Bodenbrettern gebaut hatte. Aruula lag in der Hängematte und schlief wie ein Kind. Yanns Silhouette konnte ich gegen das Cockpitfenster sehen. Er hatte die erste Wache übernommen. Er begutachtete die Sterne und rauchte eine Kiffette. Keine Ahnung, wo er die gefunden hatte.
    Der Albtraum hatte mich so wach gemacht, dass ich momentan kein Auge mehr schließen konnte. Also stand ich auf und gesellte mich zu Yann. »Alles klar?«
    Er nickte und blies Rauchkringel in die Luft. »Ruhige Nacht.«
    »Sind… deine Untermieter wach?«, fragte ich.
    Yann grinste. »Geister schlafen nie. Aber sie verhalten sich ruhig. Was willst du wissen?«
    Ich fragte Gilam’esh und Nefertari, ob ihnen inzwischen noch etwas Wichtiges über den Keller eingefallen wäre.
    »Nicht mehr, als wir dir schon gesagt haben. Finstere Kammern. Metallgeruch.« Yann rümpfte die Nase. »Alles ist dunkel. Irgendwo brennt eine Kerze. Es raschelt und knistert.«
    »Bateras?«, fragte ich. »Ratzen?«
    Erneutes Achselzucken. »Vielleicht beides. Die Räume riechen…« Yann suchte nach Worten. »Sie riechen nicht bewohnt, aber alt.«
    Das brachte uns tatsächlich nicht weiter. Ich schlug Yann vor, mein Lager in Beschlag zu nehmen, während ich die zweite Wache übernahm. Er war einverstanden, legte sich hin und schlief im Nu ein. Ich blieb an der Innenreling des Cockpits stehen und blickte hinaus.
    Nach einer halben Stunde war meine Müdigkeit plötzlich wieder da. Um wach zu bleiben, schwang ich mich ins Freie und umrundete die Gondel. Dabei kam ich an der Lücke in der »Kraterwand« vorbei, durch die wir am Abend die Landschaft begutachtet hatten.
    Nicht fern von uns – ich schätzte die Entfernung auf dreihundert Meter – sah ich ein Licht, das plötzlich erlosch und dann wieder sichtbar wurde. Zuerst dachte ich, dass irgendjemand, der unsere Landung beobachtet hatte, sich an uns
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