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224 - Im Turm des Warlords

224 - Im Turm des Warlords

Titel: 224 - Im Turm des Warlords
Autoren: Ronald M. Hahn
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mit Sicherheit instruiert worden, einen Fluchtversuch mit allen Mitteln zu verhindern.
    »Sie stellen sich gewiss gerade eine bedeutsame Frage«, begann der Herrscher der Nordküste gut gelaunt. »Vermutlich kann ich sogar dazu beitragen, sie zu beantworten.« Er lachte laut, und seine Männer fielen in sein Gelächter ein – vermutlich weil man unbeschwerter lebte, wenn man den Mächtigen nach dem Munde redete. »Auch wenn es mir eigentlich widerstrebt, einen Trottel aufzuklären, der nicht merkt, dass man die ganze Zeit mit ihm spielt.« Sein Grinsen zeigte sein graues Gebiss. »Ihre Menschenkenntnis, Meister Maddrax, ist keinen Schuss Pulver wert. Ich hingegen«, – er klopfte großspurig auf seine Brust –, »wusste in der ersten Sekunde, dass Sie nicht zu denen gehören, die einen Freund – oder eine Freundin – im Stich lassen.«
    Arschloch. Ich blieb unbeweglich stehen und sagte nichts, obwohl die Wut in mir hoch kochte. Und natürlich dachte ich auch darüber nach, wie wir mit heiler Haut aus diesem Schlamassel herauskommen konnten. Bislang war mir noch keine Idee gekommen…
    »Ich wusste gleich, dass Sie ohne diese Keetje nicht von hier verschwinden würden«, fuhr Wyluda fort. »Ich durfte Ihnen nur keine Gelegenheit geben, nach ihr zu suchen… sonst wären Sie noch darauf gekommen, dass sie gar nicht hier ist!«
    Es erwartete wohl, dass meine Gesichtszüge nun entgleisen würden, aber dank Aruulas Vorarbeit brachte ich ihn um diesen Triumph. Er wandte sich barsch an einen seiner Männer. »Lass die Brandbomben ins Luftschiff bringen!« Der Krieger lief zur Bodenluke.
    Lulungu fixierte Aruula mit gierigem Blick. Offenbar glaubte er tatsächlich, sie würde etwas an ihm finden. »Du bist hübsch«, sagte er. »Ich glaube, ich möchte dich näher kennen lernen.«
    Aruulas Blick sagte mir, dass sie von einer Explosion nicht weit entfernt war. Doch sie beherrschte sich. Leider war keiner der Hydritengeister in ihr, die sie durch einen Adrenalinschock kurzzeitig zu einer Furie mit gewaltigen Körperkräften hätten machen können. Doch angesichts der schwer bewaffneten Wachen wäre dies ohnehin keine gute Idee gewesen.
    »Was haben Sie vor?«, fragte ich. Konnte Yann, der noch immer in der Roziere war, vielleicht etwas tun, um uns zu helfen?
    »Erst einmal werde ich Maomeths Truppen in einem Überraschungsangriff verbrennen und ihn selbst vom Antlitz der Erde tilgen.« Wyluda lachte. »Natürlich werden Sie sich weigern, das Luftschiff zu steuern«, fuhr er süffisant fort, »aber ich wette, für das Leben Ihrer Begleiterin sind Sie bereit, alles zu tun, was ich verlange.«
    »Sie ist nur einen Bedienstete«, erwiderte ich in dem Versuch, ihm Gleichgültigkeit vorzuschwindeln. »Warum sollte ich an ihrem Leben interessiert sein?«
    »Wieder unterschätzen Sie meine Menschenkenntnis«, höhnte Wyluda. Er bleckte die Zähne. »Dass die Frau Ihnen nichts bedeutet, können Sie vielleicht einem Dorftrottel weismachen, aber doch nicht mir!«
    An meinem Pokergesicht, so nahm ich mir vor, musste ich auch noch ein bisschen feilen.
    »Sie können Aruulas Qualen jedoch erheblich mildern, Meister Maddrax«, warf nun der Hetman ein. »Wenn Sie die Befehle unseres Herrn befolgen, wird ihr viel weniger passieren.«
    Du schwanzlose Ratze, dachte ich. Wenn ich das hier heil überstehe, füttere ich dich mit deinen Ohren.
    Ein halbes Dutzend Lakaien mit Körben voller Flaschen kamen nun, angeführt von dem Krieger, den Wyluda fortgeschickt hatte, aufs Dach. Die Flaschenhälse waren mit Stofffetzen verstopft: Im 20. Jahrhundert hatte man diese Dinger Molotow-Cocktails genannt. Der Warlord – oder einer seiner Berater – hatte also dieselbe Idee gehabt, die auch schon de Roziers Sohn Akfat ausgebrütet hatte; nur dass der sie »Glasbomben« nannte.
    Wyluda gab zwei anderen Kriegern einen Wink.
    Als sie in die Roziere eindringen wollten, stürzte Yann plötzlich durch die Luke ins Freie. Er hielt in jeder Hand ein Schwert und schien wild entschlossen, so viele Feinde wie nur möglich mit in den Tod zu nehmen.
    Leider war ihm in dieser Hinsicht kein Glück beschieden, da Hetman Lulungu ihm blitzschnell ein Bein stellte. Yann schlug der Länge nach hin und landete vor Wyludas Füßen.
    Lulungu trat ihm das erste Schwert aus der Hand. Bevor Yann sich aufrichten konnte, entrissen ihm zwei Männer das zweite und zerrten ihn hoch.
    Alles ging so schnell, dass Aruula und ich zu verblüfft waren, um zu reagieren. Ich erkannte aber,
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