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2234 - Expedition ins Ungewisse

Titel: 2234 - Expedition ins Ungewisse
Autoren: Unbekannt
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Gon-Orbhons gärte, hielt Mondra Diamond die Sicherheitsvorkehrungen für das Minimum des Möglichen. Fast kein Tag verging, an dem es nicht irgendwo in Terrania zu vereinzelten Zwischenfällen kam. Die Jünger des fremden Gottes predigten in ihren Häusern, aber immer öfter taten sie es auch auf Plätzen oder Straßen. Selbst vor anderen Kirchen erhoben sie ihre Stimmen.
    Untergangspropheten hatte es in der Geschichte der Menschheit unzählige gegeben. Die Welt und ihre Bewohner existierten immer noch. Im aktuellen Fall gab es allerdings einen bedeutenden Unterschied: Der Gott, der zu den für seine Botschaft empfänglichen Menschen sprach, existierte zwar gewiss irgendwo weit weg, war aber doch auf fremdartige Weise gegenwärtig.
    Aus eigenem Antrieb wäre Bre Tsinga nie auf den Gedanken gekommen, zwei Wachen zu töten und zu versuchen, Homer G. Adams umzubringen. Aber wenn Carlosch Imberlock ihr nicht den Auftrag erteilt hatte, wer dann? Und mit welchen Mitteln erreichte Gon-Orbhon das?
    Carlosch Imberlock war der Öffentlichkeit bisher eine Reihe von Antworten schuldig geblieben. Mondra war nicht nur als Sonderbeauftragte Tifflors mit diesem hier, sondern auch als seine Leibwächterin und als ehemalige TLD-Agentin, die es verstand, sich unauffällig unter die Gläubigen zu mischen.
    Die Feier zur Eröffnung des Tempels bildete einen Meilenstein in der Entwicklung dieser Religionsgemeinschaft. Carlosch Imberlock würde ihre Mitglieder auf die Zukunft einstimmen und vielleicht den einen oder anderen Hinweis geben, wohin ihr Weg führte. Fest stand, dass keiner der Jünger Gon-Orbhons sich die Einweihung entgehen lassen würde. Auch die Attentäter aus dem Kopernikus-Krater waren folglich anwesend. Ihnen galt hauptsächlich die Aufmerksamkeit des TLD.
    Unauffällig mischten sich die Frau von Horrikos und der Terraner unter die Männer, Frauen und Kinder, die hergekommen waren, um diesem Ereignis beizuwohnen.
    Vergeblich wartete Mondra auf einen Gong oder ein anderes akustisches Zeichen. Die Feier begann ohne jedes Signal. Carlosch Imberlock betrat die Bühne, die seine Anhänger vor dem hässlichen Tempel errichtet und mit schwarzen Tüchern verhängt hatten. Wie bei den meisten öffentlichen Auftritten trug er einen dunkelblauen Overall. Die fast zwei Meter große Gestalt überragte die meisten seiner Jünger, die sich um ihn scharten. Er strich sich ein paar mal über den sorgfältig geschnittenen Vollbart, ehe er den Mund öffnete.
    Die Menge hielt unwillkürlich den Atem an. „Dies ist ein Tag des Triumphes", erklang die sonore Stimme des Vierzigjährigen. „Der Tempel der Degression ist vollendet. Von dieser Stelle aus zieht unsere Bewegung hinaus in die Welt. Dieses Gebäude ist ein Bollwerk der Wahrheit gegen die Lügen des Universums. Eines Tages werden sich Gon-Orbhons Heerscharen über die Sterne ergießen. Dann machen sie alles, was ist und was sein wird, ihrem Gott Untertan. Von diesem Tempel aus bringen sie den Untergang über diese Welt. Denn so steht es geschrieben."
    Imberlock reckte einen Arm. Mondra sah das Buch mit dem schwarzen Einband, ebenso nachtschwarz wie der hässliche Tempel. Mit dem Buckel des zentralen Turms erinnerte das Gebäude sie weniger an einen Igel als an eine Kröte, die mitten auf dem grünen Rasen saß. Fehlte nur noch der unappetitliche Gestank. „Gon-Orbhon bringt uns die Erlösung!", rezitierte die Menge. „Seine Blicke löschen alles aus, was lebt." Das Schlimme daran war - die Menschen glaubten, was sie sagten.
    Bei ihnen hatte der Traum eine grundlegende Veränderung des Bewusstseins bewirkt, ohne dass Gewalt angewendet worden wäre.
    Zumindest stellte es sich den immunen Menschen der Erde so dar.
    Mondra rief sich die Worte von Myles Kantor ins Gedächtnis, die der Chefwissenschaftler einen Tag nach Bre Tsingas Verhaftung gesprochen hatte. „Wir werden mit jeder Nacht weniger. Wir können die Menschen nicht zwingen, auf den Schlaf zu verzichten, nur damit sie dieser Traum nicht befällt. Die Zahl derer, die als immun gelten, wird in den kommenden Wochen und Monaten weiter schrumpfen.
    Vielleicht handelt es sich um einen stufenweisen Prozess, bei dem die Dosis jedes Mal erhöht wird.
    Wer bleibt am Schluss übrig?" Er vermutete, dass es zumindest die Aktivatorträger waren. Nicht einmal der Wirksamkeit einer Mentalstabilisierung konnten sie sich gewiss sein. „Könnte die Menschheit erfolgreich widerstehen, würde ich das als einen Fortschritt betrachten", hatte
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