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223 - Gaston, Diana - Die mysteriöse Miss M

223 - Gaston, Diana - Die mysteriöse Miss M

Titel: 223 - Gaston, Diana - Die mysteriöse Miss M
Autoren: Diane Gaston
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Linette nicht im gleichen Zimmer untergebracht wird – und erst recht nicht im gleichen Bett!“
      Verwundert sah er sie an. Hielt sie ihn tatsächlich für so rücksichtslos? Dachte sie wirklich, er sei so niederträchtig, ihre Lage auszunutzen?
      Als er in ihre blauen Augen blickte, verschlug es ihm den Atem. Er ließ den Blick über ihren Körper wandern, bemerkte, wie eng sich das rote Seidenkleid an ihren Leib schmiegte und wie das Gewicht ihrer Tochter den Ausschnitt ein Stück weit nach unten zog. Madeleines Aufmachung war die einer Dirne, doch ihr Auftreten hatte etwas Königliches. Diese Mischung versetzte seine Sinne in einen Rausch, doch eine solche Reaktion kam zu einem denkbar ungelegenen Zeitpunkt, und er hatte nicht vor, sein Handeln dadurch bestimmen zu lassen.
      Ein Lächeln mit einem Anflug von Bedauern umspielte seine Lippen. „Ich meinte damit, dass Sie und das Kind sich das Bett teilen. Nahmen Sie an, ich hätte etwas anderes im Sinn gehabt?“
      Sie errötete und senkte den Blick. „Sie wissen doch genau, was ich dachte.“
      Devlin stellte sich hinter sie und legte die Hände auf ihre Schultern. Die Locken des kleinen Mädchens kitzelten ihn an den Fingern. Einen Moment lang streichelte er ihre zarte Haut und atmete den Lavendelduft ein, den ihr Haar verströmte. Dann gab er ihr über die Schulter einen keuschen Kuss auf die Wange und dirigierte sie behutsam in Richtung Bett.
      „Schlafen Sie gut, Madeleine.“

3. KAPITEL
 
 
      F euchte Kälte durchdrang Devlins Kleidung. Seine verdrehten Gliedmaßen wollten ihm nicht gehorchen. Der Schmerz nahm kein Ende und wurde mit jedem Atemzug nur noch schlimmer. Dazu kam der durchdringende, widerwärtige Gestank des verlorenen Blutes … und des Todes. Das Stöhnen der Sterbenden erfüllte die Nacht und wurde lauter und lauter, bis es zu einem schmerzhaften Heulen anschwoll – eine Mischung aus Angst, Entsetzen und Schmerz.
      Ein Heulen, das über seine Lippen kam.
      Er schreckte hoch, sein Herz raste, sein Atem ging keuchend. Langsam wurde das Bild vor seinen Augen deutlicher und ließ ihn ausgebleichte, rote Brokatvorhänge erkennen, die von der Sonne beschienen wurden. Aber was hatten Brokatvorhänge auf dem Schlachtfeld von Waterloo zu suchen?
      Devlin setzte sich auf und erfasste allmählich den Mahagonitisch in der Ecke, darauf die Karaffe Portwein, den Kaminsims, auf dem eine Porzellanvase stand. Sein Rücken schmerzte von dem Versuch, auf dem kleinen Sofa den Rest der Nacht zu verbringen. Es war nur ein Traum gewesen. Er ließ den Kopf zwischen die angewinkelten Knie sinken und wartete, bis die beängstigenden Bilder verblassten. Hatte er im Schlaf aufgeschrien?
      Wieder war ein Heulen zu hören, doch diesmal lag der Ursprung nicht in seiner Seele, sondern es drang aus dem Schlafzimmer.
      Sofort sprang er vom Sofa auf und öffnete die Tür. Madeleine ging im Zimmer auf und ab, ihr kleines Mädchen an sich gedrückt. Linette schrie und strampelte. Ihm fiel auf, dass Madeleines Kleid zerknittert war, und es weckte sein Mitgefühl für sie. Vor Müdigkeit und Erschöpfung war sie wohl nicht mehr in der Lage gewesen, sich für die Nacht umzuziehen.
      Das Kind weinte laut und gequält, woraufhin Madeleine ihre Schritte beschleunigte.
      „Was zum Teufel ist hier los?“
      „Sie hat Fieber“, erwiderte die junge Frau mit besorgter Miene.
      „Sie ist krank?“ Devlins Kopf schmerzte, was dem übermäßigen Brandygenuss am Abend zuvor zuzuschreiben war.
      „Ja, und sie hat auch Husten.“ Ihre Stimme versagte einen Moment lang. „Ich habe sie noch nie so krank erlebt.“
      „Mein Gott!“, rief Devlin aus. „Wir müssen etwas unternehmen!“
      „Ich weiß nicht, was.“ Tränen standen ihr in den Augen. Das Kind weinte unablässig weiter.
      Mit einem kranken Kind hatte er nicht gerechnet. „Bart!“, rief er und lief zurück in den Salon. „Bart! Wo bist du?“
      Sein Diener kam aus seinem Zimmer, gefolgt von Sophie, vor die er wie zum Schutz einen Arm hielt. Devlin reagierte gereizt auf diese Geste. Meinte Bart etwa, er sei eine Gefahr für junge Frauen?
      „Was ist denn?“, fragte er.
      „Das Kind ist krank, und wir müssen etwas unternehmen.“ Devlin stand mitten im Zimmer, weiter tat er nichts.
      „Das Kind ist krank?“, wiederholte Bart wie ein Papagei und blieb reglos stehen.
      „Linette!“ Sophie eilte an Bart vorbei zu Madeleine, die Devlin in den Raum gefolgt war, dann
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