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2229 - Zuflucht der Motana

Titel: 2229 - Zuflucht der Motana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sie die Sklaverei oder der Tod.
    Kischmeide wusste nicht, welches von beidem sie im Ernstfall vorzöge. Sie wusste nur eines: dass es ihre Aufgabe war, dafür zu sorgen, dass die Motana von Tom Karthay niemals vor diese Wahl gestellt wurden.
    Kischmeide wechselte mit einigen schnellen Schritten auf einen aufsteigenden Pfad. Sie ging heute eine ihrer üblichen Routen ab, ihre in dünne Lederstiefel gekleideten Füße fanden fast von selbst den Weg, ungeachtet des Abgrunds zur ihrer Rechten.
    Es galt, glaubte Kischmeide fest, einen kühlen Kopf zu bewahren. Das Tier, das in panischer Furcht vor seinem Jäger floh, war verloren. Dasjenige, das ruhig in seinem Bau blieb, niemals den Jäger vergaß, überlebte. Bislang hatten die Motana es in geradezu bewundernswerter Weise verstanden, die Ruhe zu bewahren. Aus den notdürftigen Verschlagen der ersten Flüchtlinge war die Stadt Kimte gewachsen, die Stammwurzel für viele tausend weitere Siedlungen überall auf Tom Karthay. Die Motana hatten gelernt, den allgegenwärtigen Winden zu trotzen. Im Stummen Gürtel der Stadt vergaß man die raue Außenwelt rasch. Junge Motana wie Venga wuchsen in nie gekannter Sorglosigkeit auf...
    Ein lautes Rascheln ließ Kischmeide verharren. Vor ihr, unmittelbar über dem Pfad, erwachten die Kantblätter zum Leben, bäumten sich auf, als dränge ein schwerer Leib von innen gegen sie. Dann, mit einem ploppenden Geräusch, brach der Leib sich seine Bahn.
    Er gehörte Venga.
    Glaubte Kischmeide wenigstens. Die schlanken Proportionen stimmten, die Uniform mit den Flecken und der falsch herum angezogenen Hose auch. Aber das Gesicht ... eine ölig glänzende, dunkle Schicht bedeckte es, ließ nur die beiden hervortretenden Augäpfel unbedeckt.
    Kischmeide fixierte die beiden Katzenaugen, die sie bettelnd anblickten. „Venga, bist du das?"
    „Natürlich. Wieso fragst du?"
    „Diese ... Schmiere in deinem Gesicht. Wieso hast du...?"
    „Oh, das!" Venga betaste ihr Gesicht. „Das ist eine Creme, ich habe sie von den Graugärtnern geliehen.
    Der Sturm trocknet die Haut so sehr aus. Schon ein paar Augenblicke genügen. Du solltest sie auch benutzen. Noch ist es nicht zu ..."
    „Danke für den Hinweis." Kischmeide erkannte jetzt die „Creme". Es handelte sich um eine Emulsion, die die Graugärtner auf die Risse in der Haut von Kantblättern auftrugen, um die Heilung zu beschleunigen.
    Mochten die Äquatorstürme wissen, was die Rezeptur mit Vengas Gesichtshaut anrichten würde. „Kommen wir zur Sache. Was stellst du dich mir in den Weg? Du weißt, dass ich auf meinen Gängen im Graugürtel nicht gestört werden will."
    „Klar." Venga wischte die verschmierten Finger an ihrer Uniform ab. „Aber meine Nachricht war zu wichtig, um nicht gehört zu werden. Außerdem ...", fügte sie hastig hinzu, als sie sah, dass die Majestät zu einer Entgegnung ansetzte. „Und außerdem führen wir ja gerade nicht ein neues Gespräch, sondern führen nur das von vorhin fort, als ein unglücklicher Sogwind dich mitten im Satz in den Graugürtel riss. Als Botin Ihrer Majestät habe ich es als meine Pflicht angesehen, alles daranzusetzen, den Gesprächsfaden nicht abreißen zu lassen!"
    Venga lächelte sie entwaffnend mit ihren perfekten Zähnen an.
    Eigentlich sollte ich dich auf der Stelle aus dem Botenkorps hinauswerfen und dich die nächsten drei Jahre zu meiner persönlichen Abwasserbeauftragten machen, dachte Kischmeide. In den Toiletten des Pflanzendoms!
    Eigentlich ... „Also gut", seufzte die Planetare Majestät. „Bringen wir es hinter uns: Sag endlich deinen Spruch auf!"
    Venga schloss die Augen, als müsse sie alles andere wegschließen, um die Nachricht korrekt wiederzugeben. „Die alten Frauen von Wiggal, Bak Tor und Lepschen haben dir eine Petition gesandt. Sie bitten darum, die Nächte außerhalb ihrer Städte verbringen zu dürfen." 1 „Und aus welchem Grund tun sie das?"
    „Sie hatten einen Traum. Sie fanden sich draußen wieder, vor ihren Städten. Kein Wind wehte, nicht ein winziges Lüftchen. Und es war warm und still, als befänden sie sich in einem Stummen Gürtel. Und es war hell! Als sie zum Himmel aufblickten, war die Schwärze von unzähligen Sternen durchbrochen. Aber nicht nur in einem Teil des Himmels, wie wir es kennen, sondern auf seiner gesamten Fläche! Und als ..."
    „... als sie nach draußen rannten", unterbrach Kischmeide die Botin, „stellten sie fest, dass es nur ein Traum gewesen war. Der Himmel war wie

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