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2229 - Zuflucht der Motana

Titel: 2229 - Zuflucht der Motana
Autoren: Unbekannt
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euch im Blisterherzen zu begrüßen", sagte Kischmeide laut und breitete ihre Arme aus. „Kommt, ihr werdet bereits sehnsüchtig erwartet."
    Hunderte von neugierigen Blicken durchbohrten Zephyda, als sie das Blisterherz betrat, prüften sie. Es waren keine offenen, unbefangenen Blicke wie die der Kinder, die sie im Blütegürtel begleitet hatten, sondern verstohlene - die von Erwachsenen, die es gewohnt waren, ihr Gegenüber mit einem Seitenblick zu taxieren und einzuordnen.
    Kischmeide ging durch die Menge, die bereitwillig zur Seite wich, voran. Die Gespräche, die bei ihrem Eintreten erstorben waren, erwachten von neuem zum Leben. Flüsternd vor und neben Zephyda, lauthals hinter ihrem Rücken. „Es heißt, sie flöge einen Bionischen Kreuzer mit der Kraft ihres Geistes!", hörte sie. „Unsinn!", widersprach eine andere Stimme. „Nicht einmal Kinder glauben dieses Märchen."
    „Unser Traum! Die Zeitenwende steht bevor, wir waren blind! Wir hätten die Träume nicht wörtlich nehmen dürfen. Genügt nicht ein Stern als Zeichen?"
    Der bunte Moosteppich streichelte Zephydas Knöchel, als sie durch die Versammelten schritt, den Blick stur geradeaus gerichtet.
    Zephyda erwartete, dass die Majestät irgendwann anhalten und die Versammlung in diesem Teil des Pflanzendoms stattfinden würde, aber Kischmeide führte sie zu einer weiteren Palisade aus Kantblättern.
    Ein kreisförmiger Raum öffnete sich vor Zephyda, als sie die Sperre hinter sich ließ. In seiner Mitte stand eine Art Rednerpult aus Massivholz, an den Seiten stiegen Tribünen in die Höhe. Kischmeide führte die Epha-Motana an das Rednerpult und bedeutete Rhodan, Atlan und Venga, die unmittelbar hinter Zephyda gefolgt waren, sich in die unterste Reihe der Tribüne zu setzen.
    Rasch füllte sich der Saal. Zephyda zählte insgesamt an die sechzig Frauen, als die Türen geschlossen wurden, allesamt Wegweiserinnen oder Lokale Majestäten aus anderen Teilen Tom Karthays. Sie trugen sehr unterschiedliche, zum Teil sogar schäbige Kleidung, aber Zephyda war zu erfahren, um sich von ihrem Äußeren zu vorschnellen Schlüssen verleiten zu lassen. Diese Frauen hatten die ernste Ausstrahlung jener, die es gewohnt waren, viele und oft auch schwere Entscheidungen zu treffen.
    Diese Frauen - und der Mann.
    Er saß in der Mitte der Tribüne zu Zephydas Rechten. Allein. Die Plätze um ihn herum waren frei geblieben. Die Frauen blieben auf Abstand, als besäße er eine ansteckende Krankheit. Er trug die schäbigste Kleidung von allen, ein Konglomerat von grauen und braunen, aber durchweg schmutzigen Tüchern, zusammengehalten von einer großen Portion Glück und einem Dutzend Klammern. Sein Kopf war von einer Kapuze verhüllt, die sein Gesicht verdeckte. Doch Zephyda hatte einen Blick auf seine harten Züge erhascht, als er sich gesetzt hatte.
    Kein Zweifel, diese schäbige Figur war ein Mann. Aber was war seine Position? Die Majestäten und Wegweiserinnen duldeten ihn in ihrer Mitte, als Gleichgestellten, das belegte sein Platz auf der Tribüne.
    Gleichzeitig mieden sie ihn, als sei er Träger einer Seuche. Was hatte es mit ihm auf sich? „Ruhe! Ruhe bitte!", rief Kischmeide. Sie schlug mit der flachen Hand auf das Pult, um ihren Worten Nachdruck zu verleihen. Nach und nach erstarben die Gespräche. „Wir sind heute zusammengekommen", rief Kischmeide, „um Zephydas Anliegen zu hören" Sie wandte sich an die Epha-Motana. „Du hast das Wort, Zephyda. Sag, was du uns zu sagen hast!"
     
    13.
     
    „Motana!" Zephyda stützte sich auf das Rednerpult in der Mitte des Saals und sah zu ihren Zuhörern auf.
    Sie las Skepsis in den Gesichtern, Zurückhaltung, aber auch eine Portion Neugierde.
    Sie sind Motana!, ermahnte sie sich in Gedanken. Nicht anders als du, sie werden fühlen, wie du fühlst - wenn du es richtig anstellst! „Meine Begleiter und ich sind einen langen Weg gekommen, um heute hier vor euch zu sprechen."
    Zephyda schöpfte Atem, zwang sich, eine Pause einzulegen. Es war ein Weg, auf dem uns zahllose Wunder begegnet sind.
    Eines der Wunder war die Erkenntnis, dass neben meiner Heimatwelt Tausende, ja Zehntausende weitere darauf warten, erforscht und erkundet, erlebt zu werden. Dass die Welt nicht nur aus dem Wald von Pardahn besteht, in dem ich geboren und aufgewachsen bin und den ich niemals vergessen werde, sondern aus einer Vielzahl von Welten und Sonnen, die gemeinsam den Sternenozean ausmachen."
    Niemand erhob das Wort gegen sie. Niemand widersprach
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