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2220 - Tote leben länger

Titel: 2220 - Tote leben länger
Autoren: Unbekannt
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„Richtig", bestätigte Adams. „... spezialisiert auf die chirurgische und gentechnische Wiederherstellung von Unfallopfern."
    „Die ausgezeichnete Reputation der Klinik beruht in erster Linie auf der Neuzüchtung von Gliedmaßen." Adams unterbrach sich, als Dr. Kompar vor ihnen in einen Antigravschacht sprang.
    Sie schwebten lediglich in die zweite Etage empor. Auch hier großzügige, lichtdurchflutete Räumlichkeiten und anstelle der Nüchternheit steriler Klinikkorridore holografische Sequenzen. Die Strahlensperren entgingen dennoch nicht der Aufmerksamkeit der Besucher. „Identitätsprüfung?", bemerkte Myles Kantor. „Das ist Vorschrift", antwortete die Medikerin. „Darüber hinaus Scan nach gefährlichen Gegenständen. Und natürlich soll das Einschleppen von Krankheitskeimen verhindert werden." Sie blieb stehen. „Der Patient ist -wie soll ich sagen: Macht euch auf einen ungewohnten Anblick gefasst."
    „Wer wartet auf uns?", fragte Myles Kantor erneut. „Mir ist kein spektakulärer Unfall bekannt..."
    „Wir werden nicht erwartet", berichtigte Adams. „Der Mann weiß nicht, dass wir kommen, geschweige denn was wir von ihm wollen."
    Eine steile Falte entstand über Kantors Nasenwurzel. Missmutig blickte er auf die Zeitanzeige seines Armbands. „Du hast den geeigneten Direktor gefunden, Homer - genau das hast du mir gesagt. Aber kein Wort davon, dass er selbst keine Ahnung hat. Du vergeudest meine Zeit..."
    Trübes Zwielicht beherrschte den Raum. Das einzige Fenster war abgedunkelt, die Skyline des westlichen Terrania schimmerte nur verwaschen durch.
    Myles Kantor registrierte eine große Holoprojektionsfläche, die jedoch abgeschaltet war. Es gab eine Reihe medizinischer Systeme, standardisierte Überwachungsanlagen. Sie wirkten weder aufdringlich, noch beherrschten sie den Raum.
    Kantors Blick suchte das Bett mit dem Patienten. Es gab keines. Da stand nur ein in seinen Funktionen schwer zu definierender Kasten in Form eines aufgestellten Achteckprismas. Der Wissenschaftler schätzte die Höhe auf knapp zwei Meter. Wegen der extrem abgeschrägten Oberseite lag die vordere Kante noch unter der halben Höhe. Eine ockerfarbene Pyramide ragte aus dieser Schnittfläche empor. Der Kasten selbst schimmerte bläulich kristallin.
    Erst allmählich registrierte Myles Kantor die Bewegung. Im Innern des Behälters schwappte Flüssigkeit gegen die halbtransparente Wandung, und etwas wie gallertartige Fäden zeichnete sich ab. Der Vergleich mit einer Qualle drängte sich auf.
    In diesem Moment erklang die schroffe Stimme, fast - aber doch nicht ganz - menschlich: „Geht wieder ...!"
    Kantor starrte den Kasten an, versuchte einen Hinweis auf die Identität des Patienten zu erhaschen, der sich darin befinden musste. Die Stimme erkannte er nicht. Das Prisma war eine Art Regenerationstank, in dem schwere Verbrennungen und Strahlenverseuchungen behandelt wurden. Er kannte derartige Geräte. Neugierig trat er näher, registrierte beiläufig, dass Adams neben ihm blieb. Homer atmete scharf ein und schien den Atem anzuhalten, als sei er selbst zutiefst erschrocken.
    Plötzlich war mehr zu erkennen, das kristalline Material verfügte offenkundig über eine variable Transparenz. „Mir wurde gesagt, dass es sich um einen Komposit-Verbundstoff aus Panzertroplon, Ynkonit-Granulat und Metallplastikfasern handelt", raunte Adams.
    Myles reagierte nicht darauf. Die Flüssigkeit im Tank bewegte sich träge wie Öl, nur aufgewühlt von den Zuckungen der Tentakel, die aus einem schwer zu definierenden Leib herauswuchsen. Dieses Etwas durchmaß bestenfalls mehrere Handspannen.
    Die Bewegungen wurden heftiger, als Myles Kantor in die Hocke ging, um genauer hinzusehen. Wer war der Patient? Welchem Volk gehörte er an? Die Tentakel deuteten auf ... Schlagartig war seine Kehle wie zugeschnürt. Die vermeintlichen Tentakel oder Sinnesfäden entpuppten sich als Fleisch- und Hautfetzen, vielleicht sogar Nervenfasern und die Überreste von Muskelsträngen. Die Lichtbrechung der Flüssigkeit ebenso wie die eingeschränkte Transparenz verbargen gnädig weitere Einzelheiten.
    Mein Gott! Myles Kantor biss sich im letzten Moment auf die Zunge und schluckte sein Erschrecken unausgesprochen hinunter.
    Das zuckende Fragment, das plötzlich auf ihn deutete, war der klägliche Überrest einer Oberarmmuskulatur.
    Myles sah das Schultergelenk unter der verbrannten Hautschicht hervorschimmern. Eine zuckende, aufgequollene Masse schloss sich an - etwas,
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