Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2215 - Der Schohaake

Titel: 2215 - Der Schohaake
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
etwas getrunken, aber jetzt bin ich nüchtern. Wenn du mir eine Strafpredigt halten willst, fang bitte gleich an, damit wir es hinter uns haben."
    Zu seiner Überraschung kam kein Wort des Tadels über ihre Lippen. Stattdessen fragte sie: „Du siehst schlimm aus. Was hast du getan?"
    Er atmete auf. Dann berichtete er von seiner Arbeit in der Fabrik. Er redete ohne Unterbrechung und empfand Stolz dabei.
    Mondras Gesicht entspannte sich zusehends. Am Ende lächelte sie. „Du hast dich also nützlich gemacht. Und? Hast du nun eine andere Meinung von den Leuten hier?"
    „Ich könnte mich in ihnen geirrt haben", gab der Biologe zu. „Sie sind vielleicht nicht ganz so degeneriert, wie ich immer dachte. Möglicherweise sind es die Zeiten, in denen sie jetzt leben müssen und die das Beste zum Vorschein bringen. Sie sind bereit, hart zu arbeiten, wenn Not am Mann ist."
    „Und einer ist für den anderen da. Eine Hand wäscht die andere. Sie haben nichts verlernt, Alexander."
    „Anscheinend nicht." Skargue deutete auf die Tür. „Was ist mit Orren? Habt ihr etwas erreicht? Er lebt doch noch?"
    „Natürlich lebt er. Aber er redet immer noch nicht. Dabei sind sich die Psychologen einig, dass er sich uns mitteilen will.
    Körperlich ist er jetzt vollkommen in Ordnung. Wir können ihn sogar füttern. Aber er spricht nicht. Die Spezialisten sind der Meinung, dass er unter einem heftigen Schock steht."
    „Den Eindruck habe ich schon lange", sagte Skargue. „Kann ich jetzt zu ihm?"
    „Nachdem du gereinigt und neu eingekleidet worden bist. Du solltest dich im Spiegel sehen."
    „Jaja", murmelte er. „Ich weiß ..."
    Eine halbe Stunde später stand er vor Snaussenids „Käfig". Es waren nur noch drei Grünkittel zugegen. Sie machten ihm Platz, und Skargue beugte sich über das Antischwerefeld. Orren Snaussenid sah ihn an. Wieder hatte Skargue das Gefühl, dass er ihn anlächelte. „Hallo, mein kleiner Freund", sagte der Biologe leise. „Wie geht es dir? Haben sie dich hart in die Mangel genommen?"
    Er erwartete keine Antwort und erhielt auch keine - außer dem üblichen „Orren Snaussenid". „Eine harte Nuss", sagte einer der Psychologen, ein gut aussehender Mann von höchstens siebzig Jahren. „Vielleicht braucht er jetzt Schlaf. Wir hatten vor, unsere Arbeit für heute zu beenden. Ich werde allein hier bleiben und über ihn wachen. Ich bin übrigens Doktor Aisac Corten."
    „Wenn du meinst, Aisac", murmelte Alexander Skargue und ging zu seinem Bett.
    So, wie er war, ließ er sich darauf fallen. Er schlief sofort ein, merkte nicht einmal mehr, wie die beiden anderen Männer das Zimmer verließen und das Licht gedämpft wurde.
    Am nächsten Morgen wachte er etwas benommen auf. Erst langsam fand er in die Wirklichkeit zurück, nach einer Reihe von intensiven Träumen. Das helle Licht blendete ihn, bis seine Augen sich daran gewöhnten. Dr. Aisac Corten saß immer noch vor Snaussenids „Käfig". Er lächelte Skargue zu und schien in keiner Weise erschöpft. „Was macht unser Sorgenkind?", fragte der Mann aus den Bergen. „Hat es geschlafen?"
    „Fünf Stunden", antwortete Corten. „Sonst gibt es nichts Neues."
    Skargue nickte. Die Tür öffnete sich, und ihm wurde ein Frühstück gebracht. Skargue wertete das als ein Zeichen dafür, dass der Raum - wie konnte es auch anders sein? - überwacht wurde. Sam bekam eine große Portion Hundefutter. Skargue aß, er hatte Hunger - und einen tierischen Muskelkater.
    Er ließ kein Krümelchen übrig und trank den heißen Kaffee, den ersten seit Jahren, bis auf den letzten Tropfen. Für einen Augenblick hatte er das Verlangen nach einem guten Schluck Schnaps, aber wirklich nur für einen Moment. Nicht nur, dass er hier mit Sicherheit keinen bekam, etwas hatte sich verändert. Er spürte, dass er, jedenfalls im Moment noch, ohne Alkohol klarkommen konnte. Er hatte keine Angst mehr vor der Stadt und ihren Menschen. Er hatte gestern mit ihnen zusammen geschuftet, fast bis zum Umfallen. Dabei waren zwar keine Freundschaften entstanden, aber das konnte sich beim nächsten Mal vielleicht schon ändern - ein bisher unvorstellbarer Gedanke für den notorischen Einzelgänger.
    Er hatte jedenfalls fest vor, auch an diesem Tag wieder in die Busfabrik zu gehen und zu helfen. Hier konnte er nichts ausrichten. Orren Snaussenid war körperlich in bester Verfassung. Jetzt fehlte wirklich nur noch, dass er anfing zu reden. Vielleicht geschah das Wunder doch. Mondra Diamond würde ihn bestimmt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher