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2212 - Menschheit im Aufbruch

Titel: 2212 - Menschheit im Aufbruch
Autoren: Unbekannt
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zu finden. Eine früher nie gekannte Hektik hatte den Tag bestimmt.
    Probleme tauchten plötzlich sogar in Bereichen auf, über die bis vor kurzem niemand auch nur ein Wort verloren hatte. Tausende strömten wie er zur Röhrenbahn. Tag und Nacht pulsierte der Verkehr durch die Metropole – wie das Blut in den Adern eines lebenden Organismus. Solk fragte sich, warum er ausgerechnet diesen Vergleich zog. „Schläfst du?" Das klang gereizt. Ein Mann drängte sich neben ihm nach vorne.
    Nur für einen Augenblick hatte Solk nicht auf die Passage geachtet, nun schritt er schneller aus. Er fand einen Fensterplatz und blickte stumm nach draußen. Die Nacht über Terrania ließ schon lange nicht mehr ahnen, dass es da draußen mehr gab als grellbunte Holos und die Lichterketten der Fensterfronten.
    Heftig klatschte der Regen gegen den Rumpf. In den Schlieren spiegelten sich Gesichter – und eines davon schaute ihn unverwandt an.
    Solk Othaft lächelte, als er sich zur Seite wandte. Die Frau ihm gegenüber taxierte ihn. Sie hatte grüne, leicht schräg stehende Augen, hoch angesetzte Wangenknochen und sinnlich volle Lippen.
    Kaskadenförmig fiel ihr blau schimmerndes Haar bis auf die Schultern. Und sie trug eine dieser sinnverwirrenden modischen Langblusen, die in engem Faltenwurf bis zur Mitte der Oberschenkel fielen.
    Ein eingewebter Zufallsgenerator erzeugte in stetem Wechsel transparente Ausschnitte.
    „Ich gefalle dir?", fragte sie.
    Solk war müde und hatte wenig Interesse, sich in dieser Nacht mit einer Fremden zu vergnügen. Er schaute wieder nach draußen, aber das makellose Gesicht folgte ihm in der Spiegelung.
    „Du gefällst mir auch – mir und Gon-Orbhon."
    Er hörte nicht hin. Sein Blick fand die Solare Residenz, das Wahrzeichen unaufhörlichen terranischen Strebens. Es gab kaum einen Punkt in der Metropole, von dem aus nicht wenigstens ein Stück des Regierungspalasts zu sehen war.
    Momentan erschien es Solk jedoch, als käme die Residenz näher. Auch andere hatten diesen Eindruck. „Sie senkt sich herab!"
    „Sie landet!"
    Die Stahlorchidee sank tatsächlich tiefer. Zudem huschte ein seltsames Irrlichtern über den Nachthimmel, wie es sonst nur im Bereich der polaren Magnetfelder entstand.
    Eine Hand legte sich auf Solks Knie. „Das ist erst der Anfang", raunte die Frau zweideutig. Ihre Berührung versetzte den kräftigen Techniker in neue Anspannung. „Doch Gon-Orbhon wird kommen und seine Auserwählten zu sich holen. Du kannst zu ihnen gehören. – Komm!"
    Solk Othaft griff nach der Hand, die schon über seinen Oberschenkel strich, aber sofort krallte sich die Frau an seinem Arm fest.
    „Unser Gott will dich! Folge seinem Ruf! Du wirst es nicht bereuen ..."
    Solk löste sich aus dem Griff und erhob sich. „Ich kenne nur einen Gott", wehrte er schroff ab. „Sein Name ist nicht Gon-Orbhon."
    Die Frau schimpfte hinter ihm her. Für einen Augenblick fragte er sich verwirrt, warum er diese Gelegenheit verstreichen ließ – aber er hatte einfach keine Lust, sich mit ihrer Sektiererei auseinander zu setzen.
    Von der Solaren Residenz war bestenfalls noch das obere Drittel zu sehen. Terrania erschien ungewohnt düster. Solk gähnte verhalten und rieb sich die Augen. Morgen früh würde die Welt wieder anders aussehen, das war stets so.
    Er verließ die Röhrenbahn. Es regnete noch immer. In den Pfützen spiegelten sich der ungewöhnlich düstere Himmel und sogar einige Sterne. Keine Raumschiffe zogen hell leuchtend über die Stadt hinweg.
    Als er den Erfassungsbereich des Robotportiers erreichte, wurden die holografischen Wegmarkierungen aktiv. Solk betrat einen der Außenlifte ...
    ... aber unterhalb der 20. Etage endete die Aufwärtsbewegung abrupt.
    „Was ist los?"
    Die Antwort des Portiers blieb aus. Solk wartete minutenlang, während die Skyline zunehmend in Düsternis verschwand. In der Ferne glühte der Himmel in düsterem Rot. Zweifellos hing das mit dem Hypersturm im Bereich des Solsystems zusammen, von dem alle Medien berichteten. Aber schlimmer als Ende August würde es schon nicht werden.
    „Wo liegen die Probleme?"
    Immer noch schwieg der Haussyntron. Solk tastete die Innenwand ab. Er brauchte nur wenige Augenblicke, um die Abdeckklappe mit einem leichten Fingerdruck zu öffnen. Winzige Sensorfelder gehörten zur manuellen Bedienung. Selbst im extremen Schadensfall hätte sich jetzt eine holografische und allgemein verständliche Anweisung aufbauen müssen, doch die Bildwiedergabe
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