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219 - Kaiserdämmerung

219 - Kaiserdämmerung

Titel: 219 - Kaiserdämmerung
Autoren: Mia Zorn
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in sein Blickfeld rückten, sah er, wie Rulfan die Hiebe Rechiljes parierte. Doch dann sprang ein Soldat in Rulfans Rücken. Während sein Freund zu Boden ging, holte Rechilje zum tödlichen Streich aus.
    »Nein!«, keuchte Victorius. In diesem Moment sprang die schwarze Lupa in den Nacken des feigen Polizeioffiziers. Der stolperte nach vorne – und fiel in Rulfans Klinge.
    Die Umstehenden stöhnten, Victorius aber atmete auf. Die Menschen auf dem Platz reckten ihre Hälse, um besser sehen zu können, was am Podest vor sich ging. Die Soldaten de Fouchés wechselten verunsicherte Blicke. Zwar würden sie nicht wagen, ihren Befehlshaber zu gefährden, doch könnten sie sich Rulfan vornehmen. Von der Roziere her ertönte eine Frauenstimme: »Schützt Prinz Victorius!«, rief sie.
    Daraufhin kam Bewegung in die Menschenmenge. »Prinz Victorius? Der Sohn des Kaisers?« – »Wo ist er?«, fragten sich einige. Andere drängten mit Knüppeln und Messern bewaffnet nach vorn und bedrohten die Gardisten. Selbst zwei der Minister bequemten sich von dem Podest und zogen ihre Säbel.
    Völlig irritiert blickten die Soldaten um sich. Angesichts des bedrohten Kriegsministers und der Übermacht des Pöbels ließen sie ihre Waffen fallen und gaben auf.
    Rulfan und Victorius schafften de Fouché auf das Podest. Der Prinz zog seine Pilotenkappe ab und wandte sich an das Volk. »Hört mich an! Ich, Victorius de Rozier, klage diesen Mann des Verrats, des mehrfachen Mordes und der Verschwörung an! Die Beweise befinden sich in dieser Mappe. Akfat ist unschuldig!« Victorius schaute erwartungsvoll in die Menge. Blicke und Ausrufe der Verwunderung schlugen ihm entgegen.
    Plötzlich trat der Außenminister an seine Seite. »Prinz Victorius sagt die Wahrheit! De Fouché ist ein Mörder! Er hat mich zur Falschaussage gezwungen. Ich sah mit eigenen Augen, wie er euren Kulturminister getötet hat!«
    Nun begann der gleiche Tumult wie zu Anfang. Nur dass die Menschen jetzt de Fouchés Kopf verlangten und die Hochrufe Victorius galten. »Vive le prince! Vive Victorius!«
    ***
    Wenige Stunden später kamen unterhalb der Stadt die Abordnungen vom Victoriasee, einige Stammesführer und die Abordnung von Wimereux zusammen. Zur letzteren gehörten Prinz Victorius, der von Rulfan begleitet wurde, drei Minister und Doktor Aksela. Prinz Akfat war nicht dabei. Die Verletzungen, die man ihm im Verlies zugefügt hatte, waren so schwer, dass man ihn ins Haus der Heiler bringen musste.
    Stammesführer, Bürgermeister und Dorfälteste schickten ihre Leute nach Hause, nachdem Prinz Victorius sie darüber aufgeklärt hatte, wer hinter den Überfällen und den Steuereintreibungen steckte.
    Jetzt verhandelten die Führer über Wiedergutmachung. Victorius machte Angebote und versprach ihnen, sie innerhalb der nächsten Monate zu entschädigen. Außerdem sagte er eine harte Strafe für de Fouché zu. Die meisten der Leute gaben sich damit zufrieden. Aber ein Stammesführer aus dem Norden, der sich Agape nannte, und ein bärtiger Kenianer stellten die Worte des Prinzen immer wieder in Frage.
    »Sie trugen die Uniformen von Wimereux!«, beharrte Agape. »Wie können wir sicher sein, dass ihr uns nicht nur hinhalten wollt? Oder dass die Steuereintreibungen und Überfälle fortgesetzt werden?«
    Einige der Dorfsprecher und Bürgermeister gaben ihm recht.
    »Liefert uns wenigstens diesen de Fouché aus!«, heizte der bärtige Kenianer die Diskussion aufs Neue an. Als ob sie nicht mit leeren Händen gehen wollten, schloss sich die Hälfte der Führer der Forderung an.
    Victorius blieb hart. »Ihr kennt die Gesetze des Kaisers! Hier wird keiner ausgeliefert!«
    »Dann bleibt uns nichts anderes übrig, als unsere Leute zurückzuholen! Weit können sie noch nicht sein!«, drohte Agape.
    Das Stampfen von Kolben und das Zischen von Druckdüsen beendeten das Wortgefecht. Über die Wipfel einer Baumgruppe näherte sich eine Roziere. Sie flog direkt auf den Platz zu, auf dem die Abordnungen sich niedergelassen hatten. Gerade noch rechtzeitig sprangen die Männer und die Frau von ihren Matten und Kissen und rannten in alle Himmelsrichtungen auseinander.
    Krachend setzte die Gondel auf. Staubwolken und Grasbüschel spritzten empor. Dann wurde es still. Kopfschüttelnd näherte man sich dem Luftschiff. Ächzend öffnete sich die Luke und ein rothaariger Gardist sprang heraus.
    »Rönee!«, rief Doktor Aksela.
    »Sie schickt der Himmel! Lysambwe – er stirbt!«
    »Blödsinn!«,
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