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2186 - Der neue Souverän

Titel: 2186 - Der neue Souverän
Autoren: Unbekannt
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geschieht, weil es geschah!"
    Er zögerte. Die Worte kamen ihm seltsam vertraut vor. „Was ... soll das heißen?"
    „Ich habe nach den ersten Berichten über die Milchstraße zumindest teilweise meine Erinnerungen zurückerhalten! Die Zeitschleife, November! Ich musste sie schließen! Ich musste dafür sorgen, dass alles umgesetzt wurde, was ich bis zum Zeitpunkt der Versetzung in die Vergangenheit kannte!"
    „Die Zeitschleife? Die Versetzung in die Vergangenheit?" Er konnte sich auf ihre Worte keinen Reim machen. „Du hast aus egoistischen Gründen gehandelt! Du wolltest mich und mein Amt beerben! Du willst mich töten und selbst den Thron in der Festung der Inquisition besteigen!"
    Etwas schien in ihr zu zerbrechen. „Ich habe getan, was ich tun musste! Es geschieht, weil es geschah! Das sind deine Worte, November! Erinnerst du dich denn nicht mehr?"
    Der Souverän sah sie nur an. „Ich habe mein Vorgehen genau geplant, weil ich mich an die Zeitschleife erinnerte! Deshalb die Fehler, die wir bei der Invasion der Milchstraße und der Abwehr des Gegenangriffs gemacht haben! Ich habe es getan, weil ich dich liebte, November, und weil du mich geliebt hast und weil deine Erinnerung für dich einmal so wichtig war wie dein Leben!"
    „Du lügst", sagte er kalt. Sie schien zu erschlaffen, als hätte er ihr gerade das Leben aus dem Leib gesogen. „Ja", sagte sie leise. „Ich habe gehofft, dich mit Hilfe der Machtmittel der SETA WAE besiegen zu können ..."
    Das Leben in ihrem Leib zuckte, süß und üppig und verlockend... „Wo hast du das Schiff versteckt?" Die Gier in ihm brannte heiß, immer heißer ... „Wo hast du es versteckt?" Er konnte die Gier kaum noch bezähmen. „Wo?"
    „Ich führe dich hin!"
    „Nein!" Er wusste, was sie wollte.
    Ihn hinhalten, das Ende hinausschieben, auf eine Chance warten. Aber er hatte sie besiegt! Unterworfen! Und ihr Leben pulsierte, lag frei zugänglich vor ihm. Und diese Gier, die Gier nach ihrer Kraft und nach der Vitalenergie unzähliger Futterwesen, die sie in sich aufgenommen hatte ... sie leckte an ihm, wie er an Coronas Leben geleckt hatte, und dann sickerte sie in ihn ein, und alle Dämme brachen. Sie spülte ihn hinweg, riss ihn mit sich, und er tauchte ein in die köstlichen Fluten.
    Ihre Vitalenergie war von einer Reinheit und Stärke, wie er sie noch nie gekostet hatte. Er saugte sie ein, und sie strömte wie Feuer durch seine Adern, prickelte in seinen Nerven, ließ sein Gehirn glühen. Er verspürte Ekstase. Ungeahnte, geradezu euphorisierende Kräfte elektrisierten ihn bis in die letzte Faser seines Seins. Er war jung, jung wie nie zuvor, und er war stark, kam sich unbesiegbar vor. Unter ihm erschlaffte Coronas Körper - Coronas Leiche. Leblos lag sie da. Die Euphorie hielt eine Ewigkeit an, dann kehrte unendlich langsam sein Denkvermögen zurück.
    November erhob sich, schaute noch einmal auf die Gefährtin und Wegbegleiterin langer Jahrtausende hinab. Er hatte Corona geliebt. Sie hatte ihn verraten und dafür bezahlt. Aber sie war gestorben, bevor sie ihm den neuen Standort der SETA WAE verraten konnte. Und er konnte davon. ausgehen, dass sie ihre Spuren gut verwischt hatte. Die SETA WAE war für ihn vorerst verloren. Er verspürte Bedauern. Und tat. sächlich Trauer. Trauer um eine Gefährtin, die er auf seine Weise noch bis zum letzten Augenblick geliebt hatte. In diese Trauer mischte sich so etwas wie Besorgnis. Er war nun allein. Dem Souverän der Vernunft wurden allmählich die Gefährten knapp. Die Erste Inquisitorin hatte er soeben getötet. Der Dritte Inquisitor war auf Linckx gestorben.
    Und der Siebente Inquisitor in jenem Satelliten der Festung der Inquisition, der beim Angriff auf das Sternenfenster Roanna verloren gegangen war. Damit verblieben ihm nur noch vier seiner unsterblichen Mitstreiter. Nur noch vier Gefährten, auf die er sich bei seinem Bestreben verlassen konnte, das Reich Tradom zu retten und zu neuer Größe zu führen. November, Souverän der Vernunft, riss sich zusammen. Für Nachdenklichkeiten blieb keine Zeit. Zum Glück stand eine wichtige Unternehmung bevor, die ihm helfen würde, seiner Trauer Herr zu werden.
     
    ENDE
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