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2097 - Der Atem der Freiheit

Titel: 2097 - Der Atem der Freiheit
Autoren: Unbekannt
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Baretus schien der Friede eingekehrt zu sein.
    Durch die westlichen Gebirgsausläufer des Buckligen Reiters bewegte sich ein höchst seltsam anzuschauender kleiner Konvoi. Voran flog ein ausladender Lastengleiter mit einer riesigen, skurril anmutenden Skulptur und vier muskulösen Ertrusern, die wie aus Bronze gegossen auf der Ladefläche standen und jeweils eine Hand gegen das Kunstwerk drückten, als müssten sie es stützen.
    Ihm folgten zwei weitere Gleiter mit offenen Kabinen. Sie waren ebenfalls mit Ertrusern besetzt. Die drei Gleiter kamen von Fin Calley, der zur Zeit wichtigsten Stadt auf dem Planeten. Die Stadt mit ihren annähernd 750.000 Einwohnern war nach der weitgehenden Zerstörung von Baretus zu jenem ertrusischem Zentrum avanciert, in dem alle Fäden zusammenliefen.
    In wenigen Metern Höhe schoben sich die Gleiter langsam voran, mussten jedoch schon bald halten. Aus kissenartig gewölbten, dichten Moospolstern, die bläulichweiß schimmerten, stiegen Kontrollroboter auf. Es waren kugelförmige Objekte, die mit Linsen versehen waren. „Die Dokumente!" forderten sie mit lauter Stimme in arkonidischer Sprache. „Seine Erhabenheit, die millionäugige, alles sehende, alles wissende Erhabenheit, Herrscher über Arkon und die Welten der öden Inseln, das glorreiche Herz des Imperiums, Heroe aus dem Geschlecht der Weltältesten, Mächtiger über Ertrus, der Anbetungswürdige, der jenen verzeiht, die ihre unwürdigen Taten bereuen, der Großmütige gegenüber jenen, die den Nacken vor ihm neigen, befiehlt euch, die Reisedokumente vorzuzeigen und euch zu legitimieren."
    Einer der Ertruser stand von seinem Sitz auf und erhob sich. Er war nur etwa 2,30 Meter groß, dafür an den Schultern ebenso breit wie hoch. Er wirkte, als habe sich ein Epsaler unter sein Volk geschlichen, denn er war kleiner, dafür breiter als der Durchschnitt der Umweltangepassten dieses Planeten. „Ich bin der Meisterbildhauer Ruus Kittgen aus Fin Calley", stellte er sich vor und wiederholte somit, was er an diesem Morgen bereits vierzehnmal erzählt hatte. So viele Kontrollen lagen bereits hinter ihm und dem Konvoi. „Ich habe die Skulptur als Auftragsarbeit für den Tato von Ertrus, den von Seiner Erhabenheit, dem alles sehenden, alles wissenden Heroen aus dem Geschlecht der Weltältesten eingesetzten Vertreter Seiner Göttlichkeit, geschaffen. Ich habe den Auftrag, die Skulptur an einem würdigen Platz aufzustellen. Zu diesem Platz sind wir zur Zeit unterwegs."
    Der Ertruser bekräftigte seine Aussage, indem er die Dokumente präsentierte. Es waren von einem Mikrochip ausgestrahlte Impulsserien, die von einem Amt der arkonidischen Besatzer von Ertrus gestaltet worden waren. Während Ruus Kittgen und seine Assistenten darauf warteten, dass die Roboter die „Dokumente" als echt identifizierten und den Konvoi passieren ließen, richteten sich seine Blicke auf das Gebiet der Stadt Baretus. Er wusste, dass die Kontrolle einige Zeit in Anspruch nehmen würde. Technisch gesehen hätte sie in Sekundenbruchteilen erledigt sein können, doch darauf kam es nicht an.
    Die Arkoniden wollten in solchen Fällen die Ertruser spüren lassen, wer das Sagen hatte auf diesem Planeten. Dazu gehörte, ihnen Schwierigkeiten zu machen und ihnen bei jeder sich bietenden Gelegenheit unter die Nase. zu reiben, dass sich ohne Einwilligung der derzeitigen Machthaber gar nichts bewegte. Ruus Kittgen nahm es gelassen hin. Nachdem die bisherige Hauptstadt Baretus am 4. Oktober 1303 NGZ durch eine Intervallbombe nahezu vollständig vernichtet worden war, wurde nun auf einem gewaltigen Areal fieberhaft gebaut. Eine neue, seltsam steril wirkende Stadt wuchs aus dem Boden. Mehrere hundert Hochhäuser bildeten die Keimzelle des neuen Baretus. In einer dünnen Reihe vom nördlichen Ufer des Barkennto-Beckens waren sie in Richtung Buckliger Reiter hochgezogen worden.
    Das Wasser des Beckens war mittlerweile gereinigt worden. Es war frei von dem Treibschlamm, der sich infolge der Bombardierung der Stadt gebildet hatte. Der Geysir, das Wahrzeichen von Baretus, schoss längst wieder 200 Meter empor, um sich erst in dieser Höhe der Schwerkraft zu beugen - ein gewaltiges Symbol angesichts der Schwerkraft von 3,4 Gravos, die Ertrus zu einer Extremwelt machten. Zwei Kilometer vom Ufer entfernt hatten die Baumeister des Tatos einen prächtigen historischen Platz der Stadt wieder aufgebaut, das Arkadium, eine in Ertrusmarmor getäfelte, mit protzigen Bodenfresken
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