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2095 - Nekrophoren

Titel: 2095 - Nekrophoren
Autoren: Unbekannt
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hinauswollte.
    „Allerdings ist es nicht so einfach, eine Nekrophore zu vernichten", erläuterte er. „Es braucht dazu einen gewaltigen zerstörerischen Vorgang, einen Vorgang, der auch und gerade im übergeordneten Kontinuum wirkt. Eine solche vernichtende Kraft ist an diesem Ort allerdings sehr einfach herzustellen. Ich werde über die Steuerung der fliegenden Stadt MORHANDRA die Wolkenkapsel ZENTAPHERS schlicht und einfach abschalten."
    Abschalten, dachte ich. Abschalten. Und: Deshalb. Deshalb muß Cairol sich nicht mit uns befassen.
    Wir sind ohnehin so gut wie tot ...
    Der Gedanke war zu entsetzlich, als daß ich ihn beim ersten Versuch fassen, verarbeiten, umsetzen konnte. Ein Blick auf den letzten Kimbaner verriet mir, daß Mohodeh Kascha noch schockierter war als ich. Seine gesamten moralischen Vorstellungen, seine Ehrfurcht vor dem Leben ...
    Nein, dachte ich. Nicht nur, daß die Abschaltung der Wolkenkapsel unseren Tod bedeuten wird - nein, auch die Millionen oder Milliarden im Grunde schuld- und ahnungslosen Lebewesen in den Kabinetten werden dann auf einen Schlag sterben. All die Mikrouniversen, die die Kabinette ja eigentlich sind, fallen dann in die umgebende Raum-Zeit-Struktur zurück. All die Massen und Energiepotentiale, die von der Wolkenkapsel durch Strangeness-Grenzen gebändigt werden, materialisieren dann auf engstem Raum, nämlich in einer Kugel von 36 Kilometern Durchmesser, in der Kruste des Planeten Clurmertakh ...
    „Du weißt, was das bedeutet, Cairol?" fragte ich.
    Der Roboter sah mich nur an.
    „Daraus muß eine gewaltige Explosion resultieren ... vermutlich eine mit der Energieentfaltung einer Nova. Dann werden auch die Irrismeeter und Sambarkin in der Forschungsstation von Clurmertakh sterben, die Favvinta, wie viele oder wie wenige es von ihnen auch geben mag, und ganz zum Schluß die Besatzung der SOL, die sich im Orbit um diese Welt befindet ..."
    „Natürlich", sagte Cairol der. Dritte. „Genauso wird es geschehen."
    Fassungslos starrte ich den Roboter an. Schlagartig fiel es mir wie Schuppen von den Augen.
    Ich verfluchte mich wegen meiner eigenen Blindheit.
    Ich kannte die Kosmokraten. Ich war ein Ritter der Tiefe gewesen.
    Als ich ihnen nicht mehr blindlings folgte, hatten sie mich verbannt. Mich und Perry.
    Jedes Mitgefühl für uns war ihnen fremd. Für sie waren wir Wesen dieser Existenzebene nicht mehr, als für uns Mikroben waren, über die wir hinweg schritten, die wir auslöschten, ohne sie überhaupt wahrzunehmen.
    Das hatte nichts mit moralischen Vorstellungen zu tun. Kosmokraten dachten ganz einfach anders, in für uns unvorstellbaren Begriffen und Kategorien. Für sie waren wir nicht mehr, als Cairol gerade vermittelt hatte. Ob wir nun einen Zellaktivatorchip trugen oder nicht. Ob wir eine Lebenserwartung von 20.000, zwanzig oder zwei Jahren hatten.
    „Du ... du ..." Mir fehlte es an Worten.
    Und auch der Extrasinn schwieg.
    „Ich erkenne alle diese Argumente an", sagte Cairol. Nun sprach er nicht einmal abweisend. Nicht unfreundlich, nicht bedauernd. Einfach nur desinteressiert. „Sie sind jedoch bedeutungslos. Ich kann keine Kompromisse eingehen, denn die teils schon undicht gewordenen Nekrophoren von ZENTAPHER können, kosmisch gesehen, unendlich viel größeren Schaden anrichten als alles, was ein abtrünniger Ritter der Tiefe sich vorzustellen vermag."
    Cairol weiß zweifellos, dachte ich, bevor der Extrasinn mich darauf hinweisen konnte, daß Menschen an der Entstehung Thoregons beteiligt waren. Ich selbst habe ihn sogar darüber in Kenntnis gesetzt, daß die SOL, die THOREGON SECHS, sich über Clurmertakh befindet. Wenn er sich jedoch an diesen Details stört, wenn er Feindschaft empfindet, gibt er nichts davon zu erkennen. Denn die Personen und das Raumschiff werden ja ohnehin vernichtet ...
    Cairol der Dritte sah mich an, und sein Blick war leer. Einfach nur leer.
    „Ich werde ZENTAPHERS Wolkenkapsel abschalten", sagte er. „Darüber gibt es keine Diskussion." Und wandte sich um.
    Ich glaubte, ein Lächeln auf den Zügen aus Kosmokratenmetall gesehen zu haben.
     
    3.
     
    Mondra Diamond: Voll funktionsfähig?
    Ich ...
    Der Gedanke war auf einmal da, wenn auch zögerlich, schwach, wie ein kleines, junges Pflänzchen, das noch lange gehegt und gepflegt werden mußte, bevor es zu einer Blume wurde, die erblühen, zu einem Baum, der im Frühling Blätter bekommen und im Herbst wieder abwerfen konnte.
    Aber es war der erste bewußte Gedanke, den Mondra
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