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2093 - Requiem für einen Ewigen

Titel: 2093 - Requiem für einen Ewigen
Autoren: Unbekannt
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trimmte, was freilich nur in bescheidenem Maße gelang. Seine vier Stummelbeine verliehen ihm einen Watschelgang, den er auch unter größten Anstrengungen nie ganz verheimlichen konnte. Sein knochiger Schädel wollte nicht zur übrigen Erscheinung passen, und der kurze, ständig sabbernde Rüssel wirkte wie ein Fremdkörper. Der Rüssel mit den drei Öffnungen diente ihm als Atem-, Sprech- und Fresswerkzeug, und darum passierte es ständig, dass er beim Reden Speisereste über seine Zuhörer regnen ließ.
    Deplaziert wirkten auch die beiden langen, muskulösen Arme mit den riesigen Händen. Sie waren so kräftig, dass er sie wie Beine gebrauchen konnte, wenn er schnell unterwegs sein wollte. Und das wollte er immer dann, wenn er eines seiner Kinder einfangen und züchtigen wollte.
    Votoregg war natürlich nicht unser leiblicher Vater. Er ließ sich nur so nennen, um nach außen den treusorgenden Heimleiter vorzutäuschen. In. Wahrheit war er jedoch ein Schläger, der seine Freude daran hatte, Schwächere zu quälen. Und wir waren alle schwächer als er, denn er hütete sich Waisen aufzunehmen, die ihm über den Kopf wachsen könnten.
    Über meine Herkunft weiß ich nichts. Vater behauptete, dass ich ein Spinkaahn sei, aber ich habe nie erfahren, ob er dieses Volk tatsächlich kannte, ob es ein solches überhaupt gab oder ob er den Namen nicht nur bloß erfunden hatte. Er nannte mich Kintradim, und ich wusste auch nicht, ob das mein wirklicher Name war oder ob er seiner Phantasie entsprang.
    „Kintradim, du bist der räudigste Spinkaahn, der mir je untergekommen ist", pflegte er zu sagen, wenn er mir aus irgendwelchen Gründen grollte. Und solche Beschimpfungen waren meist das Vorspiel zu Schlägen.
    Als ich ausgewachsen war, fühlte ich mich zwar körperlich in der Lage, es mit Votoregg aufnehmen zu können.
    Aber da war noch das schmucke Halsband, über das er mich ferngesteuert zähmen konnte. Jedes seiner vierhundert Kinder trug ein solches, und Vater Votoregg konnte damit alles mit uns anstellen. Es war unmöglich, sich des Halsbandes zu entledigen. Ich musste mit ansehen, was passierte, als es einer versuchte. Einem Hormager, der wirklich geschickte Finger hatte, war es gelungen, den Verschluss zu knacken. Er explodierte vor meinen Augen, und Teile seines -zerfetzten Körpers besudelten mich.
    Das „Heim des Glücks", wie Votoregg sein Waisenhaus nannte, lag auf einem winzigen Himmelskörper im Asteroidengürtel eines unbewohnten Sonnensystems. Das Gebäude mit festungsähnlichem Charakter war durch einen Schutzschirm gesichert, der die künstliche Atmosphäre am Entweichen hinderte. Und es verfügte über etliche Schwerkraftgeneratoren, so dass Votoregg die Gravitation nach Belieben steuern und so praktisch in jedem der 50 Sektoren unterschiedliche Verhältnisse schaffen konnte.
    Um Energie zu sparen, waren wir die meiste Zeit der Schwerelosigkeit ausgesetzt. Das war unserer physischen Entwicklung nicht gerade förderlich, wir litten nicht nur an Unterernährung, sondem auch an Muskelschwund.
    Votoregg setzte die Schwerkraft gezielt für Strafmaßnahmen ein - wenn eines seiner Kinder sich ungebührlich benahm, setzte er es schon mal der zehn- bis fünfzehnfachen Schwerkraft aus.
    Aber welche Strafen er auch über uns verhängte, er achtete immer darauf, dass wir keine äußerlich sichtbaren Verletzungen davontrugen. Denn wir waren sein Kapital. Er trieb einen schwunghaften Handel mit uns. Von überall aus der Galaxis kamen die Interessenten, sie gingen nie mit leeren Händen fort. Einen oder zwei von uns nahmen sie immer mit sich. Es war auch schon mal vorgekommen, dass sie mit, zehn von uns die Rückreise antraten.
    Das waren jedoch alles keine Paare, die Kinder zur Gründung einer Familie adoptieren wollten. Das ganz gewiss nicht! Wer zu Vater Votoregg kam, der suchte Sklaven oder Lustobjekte. Aus irgendwelchen Gründen blieb ich aber stets unbeachtet. Niemand wollte mich haben. Dabei war ich weder unansehnlicher noch schwächlicher als einer der anderen Heiminsassen. Irgendwann redete ich mir schließlich ein, es müsse daran liegen, dass ich mir wünschte, nicht mitgenommen zu werden. Ich dichtete mir magische Kräfte an, mit denen ich die Interessenten abschreckte.
    Votoregg hatte eine andere Erklärung: „Wer will schon einen räudigen Spinkaahn. Ich sollte mir wirklich überlegen, ob ich dich nicht besser verheize."
    Aber das tat er dann nicht, vielleicht in der Hoffnung, dass sich doch ein Abnehmer
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