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2081 - Gruppe Sanfter Rebell

Titel: 2081 - Gruppe Sanfter Rebell
Autoren: Unbekannt
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zu Tode erschreckt worden, wenn sich Kinder dort versteckten und dann mit lauten Buhrufen hervorsprangen. Es war der beste Versteckplatz, den sie sich vorstellen konnte.
    Die junge Terranerin schlüpfte zwischen die beiden Büsche, und als sie sicher war, dass niemand in der Nähe war, scharrte sie hastig ein kleines Loch zwischen zwei Wurzeln nah am Buschstamm und stopfte das Netz hinein. Von dort aus nahm sie die Abkürzung gleich weiter durch die Grünanlage; das würde niemandem auffallen, denn es war nicht das erste Mal. Nun fühlte sie sich etwas besser, ihr Herz drohte nicht mehr bei jedem Schlag aus der Brust zu springen. Caris Puls normalisierte sich allmählich. So, jetzt kann nichts mehr geschehen, dachte sie zuversichtlich. Außer dem nächsten Schock natürlich.
    Von der hochgelegenen relativen Sicherheit ihrer Wohnung aus war Cari Kadjan nicht darauf vorbereitet gewesen, was sie in der Stadt erwarten würde. Es waren nicht nur die bedrohlichen 1500-Meter-Riesen, die kaum mehr einen freien Blick zum Himmel gestatteten. Arkonidische Landetruppen patrouillierten in schweren Schutzanzügen durch die Straßen. Nur die langsamen Laufbänder waren in Betrieb, die öffentlichen Transmitterstationen wurden von den riesenhaften Naats überwacht. Katsugo-Rhagarn jagten mit hoher Geschwindigkeit durch die Häuserschluchten. Kleine Diskusraumschiffe, die wie Space-Jets aussahen und arkonidische Hoheitszeichen trugen, donnerten darüber hinweg.
    Von der einst pulsierenden Vielfalt der 100-Millionen-Metropole war nichts mehr zu merken. Diejenigen Terraner, die auf den Straßen unterwegs waren, schlichen gedrückt dahin, viele starrten vor sich auf den Boden. Cari Kadjan wollte die Rohrbahn nach Westen zum Aldebaran Spaceport hinaus nehmen, als ihr auffiel, dass sie von mehreren Leuten seltsam angeschaut wurde. Zuerst dachte sie sich nichts dabei, denn das war sie schon seit der Pubertät gewohnt.
    Dann fiel ihr ein, dass es hier nicht um Schönheit und Koketterie ging, dass ihr Anblick den Leuten keineswegs angenehm vorkam. Ein Mann spuckte sogar vor ihren Füßen aus und verfehlte sie nur knapp.
    Cari Kadjan blieb stehen, mit hochgezogenen Schultern, und sah furchtsam um sich. „Ich bin eine von euch", flüsterte sie. Eine Frau sah ihr direkt ins Gesicht. „Bastard", zischte sie, mutig geworden durch Caris deutliche Angst. Cari konnte es ihr nicht verdenken. „Es tut mir leid", sagte sie leise. „Ich kann nichts dafür, dass ich so aussehe." Früher hatte sie aus Spaß auf Partys sogar rote Kontaktlinsen getragen. Aber bereits seit der Invasion des Hayok-Sternenarchipels am 11. Juni 1300 Neuer Galaktischer Zeitrechnung war das keine lustige Mode mehr.
    Cari Kadjan galt als auffallend schöne Frau, mit fast weißblondem Haar, samtbrauner Haut und hochgewachsenen 1,90 Metern. Bis zu diesem Tag, zu dieser Stunde hatte sie nie ein Problem damit gehabt, fast wie eine adlige Arkonidin auszusehen. Die junge Terranerin konnte sich nicht verstecken oder unsichtbar machen. Ist wohl besser, einen Gleiter zu nehmen, dachte sie. Bis die Gemüter sich wieder einigermaßen beruhigt hatten, würde sie lieber nicht mit der Rohrbahn fahren. Sie wollte niemanden provozieren. Sie drehte auf dem Absatz um und ging zu einem Taxiterminal, um einen Gleiter zu rufen. Immerhin hatten die Arkoniden den öffentlichen Gleiterverkehr nicht verboten, und sie kam unbehelligt in der Zapfstation an.
    Der Hypertropzapfer war eine zu 95 Prozent unterirdisch gelegene und gut hundert Meter durchmessende Hohlkugel, die den Zapftrichter aufnahm. Riesige Gravitraf-Speicherblöcke zwischen Oberfläche und Hohlkugel speicherten die gezapfte Energie für den gesteuerten Verbrauch. Steuertechnik und Verwaltung befanden sich in einem oberirdischen Gebäude. Hier war Cari Kadjans Arbeitsplatz: Sie war die Leiterin der ohnehin nur aus ihr bestehenden Abteilung Qualitätssicherung und für Organisation, Koordination und Disposition von Personal und Technik verantwortlich. Ihr Arbeitsplatz befand sich in der Steuerzentrale, wo auch die technische Belegschaft zugange war - ein fröhlicher, etwas weltfremder Haufen Techniker, die den Zapfer mit zärtlichen Beinamen schmückten und ihm „gut zuredeten", wenn etwas nicht ordnungsgemäß funktionierte. Die Technik war ihr ein und alles, funktionierte theoretisch perfekt und brauchte dennoch immer wieder menschliche Hilfe und Kontrolle, und Cari thronte als gute Seele und Bindeglied zwischen dieser und der realen
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