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2076 - Der Sternenlotse

Titel: 2076 - Der Sternenlotse
Autoren: Unbekannt
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es waren nicht immer die großen, bedrohlichen Krankheiten oder schwere Verletzungen, an denen die Mediker scheiterten, sondern hin und wieder beinahe banal erscheinende Krisen, die zum Ende führten.
    So war es auch bei Jon Finkish. Sein Leben neigte sich dem Ende zu, ohne daß sich eine klare Antwort auf die Frage nach dem Warum ergab.
    Kerper Latif blieb bei, dem Freund, bis es zu Ende war. Auch danach ging er nicht sogleich, sondern verweilte noch lange Minuten bei ihm, Schließlich kehrte der Mediker mit einem Spezialroboter zurück, der für eine würdige Bestattung des Toten sorgen sollte.
    Wortlos verließ Latif den Behandlungsraum. Er hatte kein bewußtes Ziel, wollte nur in eine nahe Messe gehen, um unter Menschen zu sein.
    Als er den gemütlich eingerichteten Raum betrat, schlug ihm der Lärm zahlreicher Stimmen entgegen. Schon wollte der Trauernde umkehren, als ihn ein Gedanke mit voller Wucht überfiel und ihn vollkommen beherrschte. Schon ,lange hatte diese Überlegung in ihm geschlummert, doch nie zuvor hatte sie ihn mit einer derartigen Intensität beschäftigt.
    Es ist genug!
    Während er sich aufmerksam umsah und jedes einzelne Gesicht der Männer und Frauen in der Messe betrachtete, schritt er auf einen der Tische zu. Dort ging es besonders läut und lebhaft zu.
    Während die Besatzungsmitglieder aßen und tranken, schauten sie lachend einer Komödie aus dem 27. Jahrhundert alter Zeitrechnung zu, die in' einem Hologramm mitten auf dein Tisch abgespielt wurde.
    Kerper Latif beugte sich vor und schlug die Faust krachend auf den Tisch. Geschirr und Besteck sprangen in die Höhe. Ein Glas kippte um, und Vurguzz ergoß sich über die Kleidung eines der Männer.
    Augenblicklich wurde es still. Erstaunt blickten ihn die Männer und Frauen an. Sie kannten Kerper Latif als ruhigen, 'stets beherrschten und pragmatisch denkenden Mann, der seine Meinung zu vertreten wußte und selten um einen guten Rat verlegen war. So temperamentvoll wie jetzt hatte ihn noch keiner, zuvor erlebt.
    „Wie lange noch?" rief er. ,„Wie bitte?" fragte Lindy Cwessy verdutzt. Die junge Technikerin, die an solchen Tischen immer von einem Schwarm von Verehrern umgeben war, blickte ihn an. „Wovon redest du überhaupt?"
    „Gerade eben ist mein Freund Jon Finkish gestorben", antwortete Latif. „Ihr habt ihn alle, gekannt." Latif, der als Kybernetiker für zahlreiche Subsysteme an Bord verantwortlich war, hatte irgendwann einmal mit den meisten seiner Zuhörer zusammengearbeitet. „Jon hat stets davon geträumt, zur Erde zurückzukehren. Oft hat er mir von seiner Familie erzählt. Er hat sich nach ihr gesehnt, wollte seine mittlerweile wohl fast erwachsenen Kinder noch einmal in die Arme nehmen.
    Doch das wird er nie mehr tun. Jon ist tot."
    „Das tut mir leid", sagte Lindy bestürzt. „Wer von euch denkt nicht hin und wieder an die Erde oder an jene Welt, auf der er geboren wurde?
    Wer möchte nicht irgendwann dorthin zurück?" fuhr er fort. „Die Tage vergehen. Werden zu Monaten und Jahren. Und wir sind noch immer mit der SOL im Universum unterwegs. Auch jetzt entfern en wir uns wiederum von unserer Heimat, weil Atlan, Fee Kellind, Roman Muel-Chen, Tangens der Falke, Myles Kantor, Icho Tolot und andere dort oben in der Zentrale entschieden haben, daß wir tiefer in diesen Cluster eindringen sollen, um einen gewissen Mohodeh Kascha zu suchen, den Letzten der Kimbaner."
    „Ja, er hat auf seinen Reisen als Ritter von Dommrath angeblich weitere Details über das Thema Thoregon herausgefunden", warf Lindy ein. „Und das könnte wichtig sein. Oder nicht?"
    „Natürlich", gab Latif zu. „Das könnte es. Aber wenn Atlan und die anderen dieses Problem gelöst haben, ergibt sich eine neue Aufgabe, die sie meinen erledigen zu müssen. Danach wieder eine. Und dann noch eine. Und immer so weiter. 0 ja, der Arkonide ist unsterblich. Und einige andere da oben in der Zentrale sind es auch. Unser Leben aber verrinnt. Viel zu schnell ist es zu Ende. Schließlich ergeht es uns so wie meinem Freund Jon, und alles ist vorbei."
    Der Kybernetiker blickte in die Runde. Er spürte, daß er jeden einzelnen in der Messe in seinen Bann schlug.
    „Wir wissen, daß in der Milchstraße schon über zwölf Jahre vergangen sind, für uns erst einige Monate", sprach er eindringlich weiter. „Wie soll das weitergehen? Wann verschwinden wir erneut für Jahre in der Zeit?"
    Latif war überrascht von der Kraft seiner Rede und von, der Tatsche, daß er sich so
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