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2069 - Die Ritter von Dommrath

Titel: 2069 - Die Ritter von Dommrath
Autoren: Unbekannt
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liegt doch schon fast zwei Millionen Jahre zurück. Ist es dir während dieser Zeitspanne, die selbst wir langlebigen Kimbaneruns kaum vorstellen können, nicht gelungen, dich selbst zu heilen?
    Wieder dieses traurige, verzweifelte Lachen. Fast zwei Millionen Jahre mögen für dich vergangen sein, Kimbanerin, obwohl ich dies bezweifle, denn in dieser Zeitspanne hätte dein Volk sich stärker verändern müssen, als ich es bei dir erkennen kann. Aber nicht für mich. Aufgrund meiner hohen Geschwindigkeit und der damit einhergehenden Zeitdilatation hat der Flug im Inneren des Asteroiden für mich gar nicht so lange gedauert. Für mich scheint die alles verwüstende Schlacht erst gestern geschehen zu sein. Yie Kascha'de begriff.
    Und die Verletzungen haben mich zerrüttet, verändert. Einzelne Bestandteile meines Wesens wurden getötet, andere sind degeneriert. Noch habe ich sie unter Kontrolle, aber diese nun negativen Bestandteile werden immer stärker und die positiven immer schwächer. Ich drohe mich endgültig zu verändern, auf eine grausame Art und Weise, die du dir nicht vorstellen kannst, Kimbanerin. PULCIA DIE HEILERIN verstummte kurz. Ich befürchte, fuhr sie dann fort, dass ich eine große Gefahr für alles Leben darstellen werde, sobald ich die Gewalt über meine degenerierten Wesensbestandteile verliere. Und das kann nicht mehr lange dauern. Unwillkürlich trat Yie Kascha'de einen Schritt zurück ... wollte einen Schritt zurücktreten, doch irgendetwas hielt sie fest und verhinderte damit, dass sie den Kontakt mit der Superintelligenz unterbrechen konnte. Kimbanerin, ich bitte dich, mich zu töten. Zieh deinen Strahler und vernichte meinen körperlichen Kern!
    Yie Kascha'de verspürte nacktes Entsetzen. Nein, dachte sie, nein, das darfst du mir nicht antun. Diese Entscheidung darfst du nicht von mir verlangen. Sie... ausgerechnet sie... sollte eine Superintelligenz töten? Waren sie alle, die Ritter von Dommrath, nicht angetreten, um für das Leben und für eine hohe Ethik zu streiten? Und ausgerechnet sie sollte nun einen Mord begehen? Im nächsten Augenblick durchdrangen PULCIAS DER HEILERIN Gedanken sie bis in die tiefsten Fasern ihres Seins. Yie Kascha'de konnte sich nicht dagegen wehren. Sie spürte, wie die Superintelligenz in ihr tastete, sie ergründete, auslotete, ihre Zweifel und Bedenken wahrnahm. Ich sehe, ich muss dich überzeugen, Yie Kascha'de, vernahm sie PULCIAS Gedanken in ihrem Geist.
    Und ein paar Sekunden lang lüftete die Superintelligenz den Schleier, hinter dem sie ihre verdorbenen Bewusstseinsanteile gefangen hielt. Der Hass brannte die Kimbanerin aus, die Gier vereinnahmte sie völlig, die Verschlagenheit verwandelte sie, die Unbarmherzigkeit machte sie hart, die Boshaftigkeit rief puren Hass hervor, und alles begann wieder von vorn. Hätte die unerklärliche Kraft Yie nicht festgehalten, sie wäre zusammengebrochen, als das Gebrodel des Bösen wieder hinter dem Schleier der Barmherzigkeit verschwand.
    War das ein Mord? Oder präventive Selbstverteidigung? Yie Kascha'de sah in grausam deutlichen Visionen, was diese mentale Ausstrahlung unter den Völkern der Galaxis Pooryga anrichten würde. Unter Völkern, die sowieso kein anderes Ziel zu kennen schienen, als sich gegenseitig auszulöschen. Sie zog den Strahler, richtete ihn auf die sich windende, widerwärtige Kontur im Inneren der rotglimmenden Kugel und drückte ab, bis nichts mehr von der Kontur übrig war. Abrupt löste der geistige Druck auf ihre Gedanken sich auf. Die Ritterin war überzeugt davon, dass er nun auch an Bord ihres Schiffes nicht mehr wahrzunehmen war, die Bewusstlosen sich langsam erholen würden.
    Der Geist der HEILERIN war erloschen. Ihre Seele war verweht, aufgegangen in den kosmischen Äther. Nur die rotglimmende Kugel war zurückgeblieben, nun allerdings ohne Inhalt. Und diese Kugel, das spürte die Kimbanerin ganz deutlich, steckte voller eingeschlossener Macht. Wie konnte es auch anders sein, handelte sich bei ihr doch um einen nichtflüchtigen Nukleus aus rätselhafter Energie, um die Leiche einer Superintelligenz...
    Beck III: Zitate aus den Philosophischen Betrachtungen und den Chroniken Philosophische Betrachtungen Meine Auftraggeber haben mir nicht nur einen Großteil meiner Erinnerungen genommen, so ich sie nicht doch auf natürliche Art und Weise verloren haben sollte, was ich aber nicht mehr glaube. Sie haben noch etwas viel Schlimmeres getan: Sie haben mir meine Gefühle genommen.
    Ich weiß
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