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2029 - Ein Planet im Visier

Titel: 2029 - Ein Planet im Visier
Autoren: Unbekannt
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von Ertrus, sechstausendeinhundertundsechsunddreißig Lichtjahre entfernt? Nur diese lächerlich geringe Distanz trennte die Invasionsflotte des Kristallimperiums von der Erde.
    Die Frage, davon war Reginald Bull überzeugt, hieß nicht, „ob" Imperator Bostich das Solsystem angreifen würde, sondern ausschließlich „wann". In dieser Situation wäre es eine mögliche Aufgabe des Verteidigungsministers gewesen, den kompletten militärischen Apparat der LFT in Bewegung zu setzen und Bostich in die Schranken zu weisen.
    Statt dessen blickte Bully in die beginnende Nacht hinaus. Er empfand keinen Haß, nur Verbitterung und Enttäuschung. Würden Intelligenzwesen jemals in der Lage sein, ohne Machtgelüste nebeneinander zu leben? Der Kosmos bot Platz für alle, weit mehr jedenfalls als die düsteren Straßenzüge seiner Heimatstadt Flushing, deren beklemmende Geborgenheit in ihm einst die Sehnsucht nach den Sternen geweckt hatte.
    Das Band der Milchstraße begann sich abzuzeichnen.
    Pearl TenWafer hatte nichts davon gesagt, daß Perrys Tod von der sich gedankenschnell ausdehnenden Erscheinung einer Spiralgalaxis begleitet worden war; immer noch nicht geklärtes Symbol für den Tod von Aktivatorträgern. Lebte Rhodan also noch? Oder war sein Aktivator vernichtet worden, bevor entsprechende Programmierungen hatten wirksam werden können?
    In diesen Minuten traf Reginald Bull eine bittere Entscheidung. Er fügte sich in das Unglaubliche; er mußte es allen Vorbehalten zum Trotz akzeptieren, um seiner Aufgabe gerecht werden zu können. „Wo immer du sein magst, mein Freund", murmelte er tonlos, „lebe wohl! Ich hoffe, daß wir uns wiedersehen werden."
    Unwillkürlich ballte Bully die Fäuste. Von Minute zu Minute fiel es ihm schwerer, sich zu beherrschen.
    Auge um Auge, Zahn um Zahn, so stand es schon in der Bibel. Bully konnte nicht erwarten, daß der Imperator des Kristallimperiums Feinheiten des christlichen Glaubens kannte, falls Bostich überhaupt jemals seine Aufmerksamkeit an irdische Religionen verschwendet hatte.
    Trotzdem würde er den Sinn dieser Aussage verstehen müssen.
    Einen Augenblicklang dachte Bully an Gucky. Wie würde der Mausbiber Perrys Tod verkraften? Momentan war der Kleine auf einem Geheimeinsatz und wußte noch gar nichts von den jüngsten Ereignissen. Würde er den kleinen Freund zurückhalten können?
    Reginald Bull schlug mit der immer noch zur Faust geballten Rechten in die geöffnete linke Handfläche. Beim zweitenmal umklammerte er die Faust mit den Fingern der Linken. Es stand ebenso geschrieben, daß man dem Feind nicht nur eine Wange hinhalten solle. „Nein!" stieß Bull im Selbstgespräch hervor. „Nicht zu Lasten der Menschheit. Wir werden Mittel und Wege finden, den größenwahnsinnigen Imperator aufzuhalten."
     
    *
     
    Mit seiner Größe von 1,90 Metern und seiner sehr schmalen Statur hatte der Erste Terraner Maurenzi Curtiz auf Bully immer leicht schwindsüchtig gewirkt - eine Feststellung, die der rothaarige Minister wohlweislich für sich behalten hatte. Was zweifellos daran lag, daß er selbst, obwohl fast um Haupteslänge kleiner, kein Gramm weniger auf die Waage brachte.
    Gebracht hatte, berichtigte sich Bully, denn seit er vor neun Wochen befreit worden war, hing ihm die Kleidung nach wie vor ein wenig zu locker am Leib.
    Wahrend Bull Curtiz' Reaktion beobachtete, dachte er an das letzte Arbeitsfrühstück mit Perry Rhodan und dem Ersten Terraner, gestern früh, vor gerade mal sechsunddreißig Stunden.
    Hätte ihm zu dem Zeitpunkt jemand einzureden versucht, daß es ihr letztes gemeinsames Essen sein würde, er hätte denjenigen schlicht für verrückt erklärt.
    Curtiz' Betroffenheit erschien symptomatisch für die auf allen Liga-Welten zu erwartende Reaktion. Jegliche Farbe war aus seinem Gesicht gewichen. „Propaganda!" stieß er tonlos hervor. „Bostich ist für jede Schweinerei gut." Das klang hilflos und war nicht mehr als der klägliche Versuch, die schreckliche Wahrheit weit von sich zu schieben. „Rhodan wird sich melden", fügte der Erste Terraner hastig hinzu. „Wenn die Absicht dahintersteckt, Terra zu demoralisieren, bleiben den Arkoniden höchstens eine oder zwei Stunden, bis alles aufgeklärt wird ..."
    Bully schüttelte den Kopf. „Nein?" machte Curtiz und preßte die Lippen aufeinander. „Nein!" sagte Bull. „Ich bitte dich darum, alle maßgeblichen Leute zu informieren. Trotzdem darf kein Wort nach außen dringen. Vermutlich wissen die Arkoniden
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