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2021 - Monos' Enkel

Titel: 2021 - Monos' Enkel
Autoren: Unbekannt
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„Irgendwann muß sie einschlafen. Und wenn es um fünf ist."
    „Dann ist es hell", beharrte Trim. „Und jeder kann uns sehen."
    „Nicht, solange wir reglos im Gebüsch stecken."
    Damit schien für Startac Schroeder alles gesagt. Weitere Einwände kommentierte er schweigend.
    Ab und zu zuckten seine Mundwinkel, das war alles.
    Trim Marath hielt es kaum mehr aus. Seine Blase meldete sich, und er huschte davon, um sich in einem nahestehenden Gebüsch zu erleichtern. Als er nach ein paar Minuten zurückkehrte, hatte sich nichts verändert. Startac stand wie eine Säule, und droben wanderte der Schatten entlang. „Hier", sagte Trim und hielt ihm die Mikrosonde aus seiner Bastelwerkstatt unter die Nase. „Wir sollten zumindest nachsehen, ob sie uns nicht zum Narren hält."
    Sie schickten das winzige, zwei Zentimeter durchmessende Kügelchen auf den Weg. Dicht am Boden entlang flog es zum Schulgebäude und stieg an der Fassade empor. Im toten Winkel des Fensterrahmens blieb es hängen und übertrug Aufnahmen aus dem Innern der Wohnung.
    Trim kniff die Augen zusammen und starrte auf das Display. Es war verdammt klein, nicht größer als seine Handfläche.
    Undeutlich erkannten sie einen Teil der Einrichtung und die Gestalt, die mit gesenktem Kopf den Tisch umrundete.
    Marath berührte einen Sensor unter dem Display und rief die Holo-Identifizierung auf. Fehlanzeige. Die Gestalt war keine Illusion, sondern Moharion Mawrey in Person.
    Undeutlich erkannten sie, daß die bucklige Frau die Lippen bewegte und sprach. Leider fehlte Trims Mikrosonde der Akustikkoppler. Das Kügelchen übertrug Bilder, aber keinen Ton.
    Zwei Stunden vergingen, ohne daß sich etwas änderte. Ab und zu wechselte Moharion die Richtung ihrer Tischumkreisung. Irgendwann bewegten sich auch ihre Lippen nicht mehr. Aber anstatt sich etwas zu trinken zu holen, beschleunigte die Frau ihren Schritt.
    Um vier Uhr morgens hatte Trim sich die Beine derart in den Bauch gestanden, daß er streikte. Er setzte sich in das feuchte Gras und verschränkte die Arme vor den Knien. „Gute Nacht", sagte er. „Du kannst mich wecken, sobald sich etwas tut."
    Startac behielt recht. Egal, wie er es anstellte, der Schlaf wollte einfach nicht kommen. Kurz nach fünf Uhr entdeckte er den ersten hellen Streifen zwischen den Wolkenkratzern der Megalopolis.
    Draußen in der Wüste Gobi war die Sonne bereits aufgegangen und fing an, den Sand und die Steine rasch aufzuwärmen.
    Trim fror stärker und wünschte sich ein kleines Gläschen Vurguzz zum Aufwärmen. Er hätte früher daran denken sollen.
    Droben im Zimmer der Schulleiterin erlosch Augenblicke später das Licht. „Endlich!" seufzte Trim. „Hoffentlich beeilt sie sich."
    Nichts geschah. Startac lenkte die Mikrosonde auf die andere Seite der Wohnung. Moharion Mawrey hatte nur das Zimmer gewechselt. Sie duschte, und wie es aussah, würde sie sich anschließend hinlegen.
    Trim schluckte krampfhaft. In der ersten Helligkeit des beginnenden Tages kam er sich in dem Gebüsch vor, als habe ihn jemand beim Diebstahl von Nachbars Äpfeln ertappt. „Laß uns endlich verschwinden!" versuchte er es noch einmal.
    Startac blieb eisern. „Wir haben das angefangen, jetzt bringen wir es auch zu Ende."
    Dem entschiedenen Tonfall des Freundes hatte Trim nur ein Seufzen entgegenzusetzen. Mühsam erhob er sich und hielt sich an ein paar Ästen fest. Seine Kleidung hielt die Feuchtigkeit vom Körper ab, aber seine Glieder bewegten sich so schwerfällig, als habe jemand Blei in die Röhrenknochen gegossen.
    Moharion Mawrey ging nicht zu Bett. Sie kehrte in ihr Wohnzimmer zurück und nahm die Wanderung um den Tisch wieder auf. Drei Stunden setzte sie das ermüdende Schauspiel fort.
    Hätte Trim nicht soviel Achtung vor den Leistungen dieser Frau aufgebracht, hätte er sie jetzt für verrückt erklärt. So aber versuchte er sich in ihre Gedanken hineinzuversetzen.
    Irgend etwas lauerte da, etwas Schreckliches. Sie verheimlichte ihr Geheimnis vor allen. Moharion wußte sich nicht anders zu helfen, als daß sie alle ihre Prinzipien und Anschauungen über Bord warf und das Gegenteil von dem tat, was sie bisher für sinnvoll erachtet hatte.
    Was war es? Hing es mit dem überraschenden Tod Ponky Andermalis und des Neuankömmlings zusammen?
    Trim Maraths Blick kehrte zurück zum Display. Das Zimmer war leer. Augenblicke später wies ein Signal darauf hin, daß vom Flachdach des Schulgebäudes ein Fahrzeug abhob.
    Es war Moharions Privatmaschine.
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