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2015 - Mein Freund der Tod

Titel: 2015 - Mein Freund der Tod
Autoren: Unbekannt
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mir mit der anderen Hand ein gerade mal fünfzehn Zentimeter langes Stück Metall vors Gesicht. Getrocknetes Blut bedeckte die Oberfläche. „Ich weiß nicht."
    Die Hand packte fester zu. „Es fällt dir wieder ein, Terraner. Ganz bestimmt. Alles wird dir wieder einfallen." So nahe war sein Gesicht vor meinem, daß ich seinen heißen Atem spürte.
    Im nächsten Moment stieß er mich nach vorne. So schnell, daß ich nicht Schritt halten konnte. Ich stolperte, versuchte vergeblich, den Sturz abzufangen, und fiel schwer vor die Kampfroboter. Eine unnachgiebige Greifklaue schloß sich um meinen Oberarm und riß mich hoch. „Den Dolch behalte ich!" rief der Mann. „Muß viel Arbeit gekostet haben."
    O ja, es war ein Dolch. Ich entsann mich. Ich hatte ein Teil des Eßbestecks zurechtgebogen und mir beim Versuch, eine Spitze einzuschleifen, die Hand zerschnitten. Aber ich würde es wieder versuchen. Sooft ich Gelegenheit dazu erhielt. Irgendwann mußte ich mir den Weg freikämpfen.
    Es war wie immer: mit Nachdruck gestellte ewig gleiche Fragen. Ich schwieg und biß mir lieber die Lippen blutig, als irgendwelche militärischen Geheimnisse preiszugeben.
    Schwärze ringsum. Und ein seltsamer Hall, der vermuten ließ, daß dies eine größere Halle war. Wo ich mich befand, wußte ich nicht, nicht einmal, ob sich Zuschauergalerien ringsum erhoben und einige hundert Augenpaare just in diesem Moment auf mich gerichtet waren. Oder saß ich in einer Art Arena, nur durch Energiefelder von einer Horde Raubtiere getrennt? Alles war möglich, und das war das Schlimme daran.
    Ich zählte die Sekunden, ertappte mich, daß ich Zahlen vergaß, und begann von neuem. Die Schwärze barg tausend Fratzen, und alle entsprangen nur meiner eigenen Vorstellungskraft. Je länger ein Verhör dauerte, desto schrecklicher wurden die Kreaturen des eigenen Ich, vor denen nicht einmal die Mentalstabilisierung schützte. Der winzige operative Eingriff im Hirnrindenbereich hatte mich schon vor langer Zeit unempfindlich gegen paramentale Beeinflussung gemacht. Deshalb kamen die Arkoniden weder mit Hypnostrahlern noch mit Drogen an mein Wissen heran.
    Aus weit aufgerissenen Augen starrte ich in die Finsternis, wartete auf die stroboskopartigen Blitze, die sich tief in meine Sehnerven einbrannten. Dies war eine subtile Methode, Gefangene zum Reden zu bewegen. Anfangs hatte ich versucht, die Augen zu schließen, aber jedesmal rasten Elektroschocks bis zur Grenze des Erträglichen durch meinen Körper. Deshalb hielt ich die Lider über lange Zeit krampfhaft weit aufgerissen.
    Die tobende Helligkeit ließ auf sich warten. Erst lief es mir eisig den Rücken hinunter, dann brach mir der Schweiß aus allen Poren. Ich atmete hastiger, begann zu keuchen. Nicht die Augen schließen, auch wenn der Schweiß wie Feuer brannte. Weiter als zuvor riß ich die Lider auf und wußte zugleich, daß meine Peiniger genau das erreichen wollten.
    Bebend wartete ich auf den nächsten quälenden Blitz, auf die nächste Frage, deren Lautstärke mein Trommelfell zu zerreißen drohte. Mein angespanntes Warten hatte fast schon Ähnlichkeit mit Entzugserscheinungen.
    Wieviel Zeit war vergangen? Nur Sekunden oder schon Minuten? Ich schaffte es nicht, mich darauf zu konzentrieren. Aber wieso wartete ich auf etwas, das ich nie wieder erleben wollte?
    Sie sind dir überlegen, Bully. Entsetzt schob ich den Gedanken von mir. Sie sind gewiefte Psychotaktiker. Aber du mußt die Herausforderung annehmen. Schließlich hast du dich nie vor irgend etwas gedrückt.
    Ein lauter werdendes Gurgeln dringt in mein Bewußtsein vor. Ich kann es nicht einordnen und beginne erst allmählich zu begreifen, daß ich selbst dieses Gurgeln ausstoße.
    Mein Oberkörper pendelt. Ich bekomme die Muskeln nicht mehr unter Kontrolle, versuche krampfhaft, die Augen offenzuhalten.
    Diesmal haben die Arkoniden Probleme. Ihre Technik versagt. Andernfalls hätten sie längst wieder mit der Befragung begonnen. Ich würde gerne laut und spöttisch lachen, aber nur ein heiseres Husten dringt über meine Lippen.
    Ich muß mich ablenken. Nicht daran denken, was hier geschieht. Das alles betrifft mich nicht, es ist nicht Wirklichkeit, ein böser Traum wie vieles in letzter Zeit.
    Name?
    Ich bin Reginald Bull.
    Geboren? Ja.
    Ich möchte mich ausschütten vor Lachen, möchte Imperator Bostichs dummes Gesicht sehen, wenn ich so antworte. Soll er ruhig versuchen, den Willen eines Terraners zu brechen; er wird auf Granit
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