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2012 - Folge 3 - Tödliches Vermächtnis

2012 - Folge 3 - Tödliches Vermächtnis

Titel: 2012 - Folge 3 - Tödliches Vermächtnis
Autoren: Bastei
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– hat er es bekommen?«
    »Nein. Das, was er beschrieben hat, besitze ich nicht.«
    »Was, wenn er wiederkommt? Wenn er uns ebenfalls umbringt? Wir sollten die Polizei informieren, Pedro!«
    »Unmöglich!«, fuhr Carcía-Carrión auf. »Wenn ich das mache, kommen wir in noch größere Schwierigkeiten. Du weißt, dass einige meiner Transaktionen … nicht ganz legal waren.«
    »Und dieser Amerikaner weiß davon?«
    »Ja, verdammt, aber ich kann es nicht ändern. Ahnst du auch nur, was mit uns passiert, wenn ich wegen dieses Verrückten schlafende Hunde wecke? Wenn der Staat dahinter kommt, ist der größte Teil unseres Vermögens …«, er schnippte mit den Fingern, »… weg.«

    Tom Ericson schlenderte zum Hotel zurück. Die frische Luft half ihm, seine Gedanken zu ordnen. In seinem Kopf wirbelte so vieles durcheinander, was er sich noch vor zwei Wochen, auf Cozumel, einfacher vorgestellt hatte.
    Er wusste ja noch nicht einmal genau, wie das Artefakt überhaupt aussah. Und die Fakten waren äußerst dürftig: Der Bruder eines Grabräubers hatte es gefunden und mit Cordovas Hilfe an der Diebesbande vorbei an einen spanischen Kunstsammler verkauft. Alles, was er über den Käufer wusste, war, dass er sich Mitte der Achtziger auf Yucatán aufgehalten hatte und das Artefakt mit Hilfe seines Diplomatenstatus außer Landes bringen konnte.
    Cordova war nur der letzte Tote gewesen, den der Fund gefordert hatte; die ganze Grabräuberbande war grausam hingemetzelt worden – und vor Angst, das nächste Opfer zu sein, hatte Béjar Gaitan den Verstand verloren. Offenbar war damals jemand hinter dem Artefakt her gewesen – und war es heute noch!
    Der Mann in Weiß, ging es Tom durch den Kopf. Er hatte den ganz in weiße Kleidung gehüllten, distinguiert wirkenden Mann zuerst bei Seymor Bransons Grabungsstätte gesehen, wo dessen Handlanger – Indios – Toms Kollegen umbrachten, nachdem dieser die Grabkammer gesprengt hatte. Und dann wieder in einer Gasse in San Miguel del Cozumel, wo Tom einer optischen Illusion erlegen war: Er hatte geglaubt, der Mann in Weiß käme geradewegs aus einer Mauer heraus! Vermutlich hatte eine parallele Zwischenwand diesen Effekt hervorgerufen.
    Tom kam an einem Taxi vorbei, dessen Fahrer gelangweilt an der offenen Tür lehnte. Kurz war er versucht, sich die letzten beiden Kilometer fahren zu lassen, ging dann aber weiter.
    Wolken hingen wieder über der Stadt. Wind war aufgekommen und wirbelte Laub und Unrat vor sich her.
    Toms Hoffnung, Pedro Carcía-Carrión sei im Besitz des Artefakts, hatte sich nicht bestätigt. Ein Name von der Liste blieb ihm noch – ein Sammler in Granada, etwa hundertfünfzig Straßenkilometer entfernt. Mit einem Leihwagen war die Strecke in schätzungsweise eineinhalb Stunden zu bewältigen.
    Sollte er jetzt schon aufbrechen, um möglichst früh Gewissheit zu bekommen? Allerdings konnte er sich an den Fingern abzählen, dass er kaum vor zwanzig Uhr in Granada sein würde. Nein, es war besser, wenn er diese Nacht in Córdoba blieb und erst am kommenden Morgen aufbrach.

    Pedro Carcía-Carrión stutzte. Da war ein eigenartiges Geräusch gewesen. Er ließ den in Leder gebundenen Folianten sinken, in dem er gelesen hatte, und lauschte. Das Geräusch wiederholte sich nicht. Aldonza konnte es nicht gewesen sein; die hatte sich vor gut einer Stunde in ihr Zimmer zurückgezogen und schlief sicher schon.
    Pedro fühlte sich nicht müde. Den ganzen Abend hatte er über diesen Amerikaner nachgedacht und rechnete fest damit, dass er sich noch einmal bei ihm melden würde, und sei es nur mit einem Anruf.
    Ein Blick auf die Uhr. Kurz vor Mitternacht. Es hatte wieder leicht zu regnen begonnen.
    Missmutig blätterte Carcía-Carrión in dem Folianten. Es war ein seltenes Buch, eine Ausgabe aus dem frühen siebzehnten Jahrhundert. Er hatte es zur Hand genommen, weil er es vor Jahren von Juan erworben hatte.
    Juan war tot. Hatte ihn wirklich die ETA auf dem Gewissen? In den Fernsehnachrichten war jedenfalls kein Wort darüber verlautet worden.
    Pedro Carcía-Carrión griff nach dem Brandyglas, das neben der Leselampe stand. Er nahm einen tiefen Schluck, dann schlug er den Folianten wahllos wieder auf. Die Kupferstiche interessierten ihn mehr als der handgeletterte Text. Das Buch zeigte das erste Jahrhundert nach der Entdeckung Amerikas, die Schlachten und Entbehrungen der Spanier, die Leiden der Indianer.
    Das Bild, das ihm entgegensprang, faszinierte und entsetzte ihn
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