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2012 - Folge 3 - Tödliches Vermächtnis

2012 - Folge 3 - Tödliches Vermächtnis

Titel: 2012 - Folge 3 - Tödliches Vermächtnis
Autoren: Bastei
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zog.
    »Also noch einmal: Wer weiß, dass Ericson bei dir war?«
    »Pe … dro …«
    »Pedro. Und weiter?«
    »Carcía …«
    Juan Martinez del Mazo spürte die Ohnmacht einen Herzschlag, bevor sie sein Denken und Fühlen auslöschte. Seine letzte bewusste Wahrnehmung war ein Hauch von Hoffnung: Zeit gewinnen, bis die Polizei kam.

    Es war früher Nachmittag, als Tom Ericson das Hotel Córdoba Center verließ, in dem er sich vor wenigen Stunden eingemietet hatte. Nicht eine Wolke trübte mehr den stahlblauen Himmel über Córdoba. Die Provinzhauptstadt hatte den Archäologen mit einem heftigen Regen ziemlich unfreundlich empfangen, doch dann war der Tag schön geworden. Ende Oktober, der Spätherbst hatte begonnen, lag die Temperatur immerhin noch nahe an zwanzig Grad Celsius.
    Tom stieg in das erste der vor dem Gebäudekomplex wartenden Taxis. Das Ziel, das er nannte, lag mehrere Kilometer nördlich. Der Fahrer nickte nur knapp. Wortlos bog er auf die Avenida del Gran Capitán ein. Der lebhafte Verkehr wurde rasch dichter.
    »Sie sind zum ersten Mal in Córdoba, Señor?«, fragte der Chauffeur nach einer Weile.
    »Keineswegs«, antwortete Tom. »Allerdings ist es fast vier Jahre her.« Ihm war nicht bewusst gewesen, dass er sich besonders auffällig umgesehen hätte. Aber der Fahrer zog wohl seine eigenen Schlüsse.
    »Vier Jahre …« Der Spanier seufzte. »In der Zeit hat sich viel getan. Vor allem, was die Baustellen angeht …«
    Die bislang getrennten Fahrbahnen vereinten sich. Vor der nächsten Kreuzung herrschte Stop-and-go-Verkehr.
    »Wir müssen Geduld haben«, sagte der Fahrer. »So ist das Leben.«
    Es ging weiter, wenn auch nur wenige Dutzend Meter. Urplötzlich Hupen und Bremsenquietschen, dann erneut Stillstand.
    »Ich denke, zu Fuß komme ich schneller voran.« Tom warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Ich steige aus.«
    »No, Señor, nach der Kreuzung wird es bestimmt besser. Die Baustellen kommen erst weiter oben.«
    Ein Unfall hatte sich ereignet, kurz nach der Abfahrt. Der Rückstau auf der Abbiegespur wuchs schnell an.
    »Die nächste Einmündung ist noch Einbahnstraße und für uns gesperrt?«, fragte Tom wie beiläufig.
    »Si.« Zu mehr fühlte sich der Fahrer nicht bemüßigt. Kurz trat er das Gaspedal durch, dann wurde er schon wieder zum Bremsen gezwungen.
    »Ich schlage vor, Sie biegen auf die Calle del Escultor ab und verlassen sie über die Ramón Barba«, sagte Ericson.
    So etwas wie ein Lächeln umspielte die Mundwinkel des Fahrers, als er sich kurz dem Archäologen zuwandte. »Sie waren tatsächlich schon in Córdoba.« Das war mehr Feststellung als Frage. »Und Sie sprechen gut Spanisch, Señor. Sind Sie alemán?«
    »Americano.« Das trug Tom einen überraschten Augenaufschlag ein. Der Einheimische, so reserviert er sich anfangs gegeben hatte, taute allmählich auf. Er redete über seine Stadt und gestikulierte dabei immer heftiger.
    In der Calle Sansueña stieg Tom aus. Er stand auf einem schmalen, teilweise zugeparkten Gehweg und sah ansprechende Siedlungshäuser. Laubbäume flankierten die Straße auf beiden Seiten.
    Nach der nächsten Einmündung wurden die Gartenmauern höher. Prächtige Villen verbargen sich inmitten gepflegter Grünanlagen. Das war genau die Umgebung, die Tom einem Kunstsammler vom Schlag Carcía-Carrións zugestand. Im Hotelzimmer hatte er sich im Internet den Bereich angesehen. Er war selten unvorbereitet – Überraschungen gab es dennoch mehr als genug.
    Angemeldet hatte er seinen Besuch nicht. Das hatte er schon in Oviedo nicht getan, und für einen kurzen Moment war er mit der Verblüffung des alten del Mazo dafür belohnt worden. Was ihn dennoch nicht daran gehindert hatte, den Mann in Gedanken von seiner Liste zu streichen. Aber nicht völlig.
    Juan Martinez del Mazo hatte Dreck am Stecken. Davon war Tom überzeugt, seit er mit dem Alten geredet hatte. Auch wenn es nicht zur Sprache gekommen war, der Kunstsammler im Norden Spaniens hatte mit Cenobio Cordova Geschäfte gemacht. Vielleicht sogar, ohne dem Hehler jemals persönlich begegnet zu sein.
    Cordova hatte seine Hände offenbar in sehr vielen illegalen Geschäften gehabt. Schlimm nur, dass er bei diesem Unfall auf Cozumel ums Leben gekommen war. 1 Tom hätte viel dafür gegeben, wenigstens noch ein paar Minuten mit Cordova reden zu können.
    Immerhin: Pierre Leroys Recherche hatte sich als brauchbar erwiesen – auch wenn del Mazo wirklich keine Ahnung von dem gesuchten Artefakt hatte.
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