Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
2012 - Die Prophezeiung - Alten, S: 2012 - Die Prophezeiung - Phobos

2012 - Die Prophezeiung - Alten, S: 2012 - Die Prophezeiung - Phobos

Titel: 2012 - Die Prophezeiung - Alten, S: 2012 - Die Prophezeiung - Phobos
Autoren: Steve Alten
Vom Netzwerk:
verstrich, bis die Stille von dem ununterbrochenen Piepton des Herzmonitors unterbrochen wurde, der eine Nulllinie zeigte.
    Dr. Jerrod Mahurin, Europas führende Kapazität auf dem Gebiet psychopathischen Verhaltens, war tot.
     
     
    Station 27
     
    Leigh Nelson betrat Station 27, einer von einem Dutzend Bereichen, die ihre Kollegen als »Aquarium des Leidens« bezeichneten. Hier wurde alles zur Schau gestellt, das Gemetzel, das seelische Strandgut, die hässliche Seite des Krieges, an die niemand außerhalb des Krankenhauses erinnert werden wollte.
    Auch wenn während des gesamten Ersten Golfkrieges nur vierzehn Amputierte behandelt wurden, war die Invasion der zweiten Regierung Bush eine ganz andere Geschichte. Zehntausende amerikanischer Soldaten hatten seit der Besetzung im Jahr 2003 Gliedmaßen
verloren, ihre langfristige Pflege erdrückte ein ohnehin schon überlastetes Gesundheitswesen, während ihre Qualen dem Licht der Öffentlichkeit bewusst vorenthalten wurden. Und noch wütete der Krieg weiter.
    Die tagtägliche Arbeit auf einer Station für Kriegsamputierte erfordert einen ganz besonderen Schlag von Therapeuten. Nach Bombenexplosionen ist der menschliche Körper schwer gezeichnet von Brandmalen und Granatsplitter-Verletzungen. Die Schmerzen können fürchterlich sein, die Operationen scheinbar endlos. Depression grassiert. Viele verwundete Veteranen sind zwischen zwanzig und dreißig Jahre alt, einige noch im Teenageralter. Mit dem lebensverändernden Verlust eines Körperteils fertigzuwerden kann verheerend für das Opfer, seine Familie und die Pflegekraft sein.
    So schlimm es tagsüber war, nachts war es viel schlimmer.
    Leigh blieb am ersten Bett zur ihrer Rechten stehen, das von Justin Freitas belegt war. Der Sanitäter, gerade mal neunzehn, hatte vor zehn Wochen beim Versuch, eine Bombe zu entschärfen, beide Augen und Hände verloren.
    »He, Dr. Nelson. Woher wusste ich, dass Sie es sind?«
    »Sie haben mein Parfüm gerochen.«
    »Genau! Ich hab Ihr Parfüm gerochen. He, Doc, ich hab die Fernbedienung für den Fernseher fallen gelassen, können Sie sie mir geben?«
    »Justin, wir haben gestern darüber gesprochen.«
    »Doc, ich glaube fast, Sie sind diejenige, die blind ist. Ich habe Hände, ich kann sie spüren.«

    »Nein, Herzchen. Es sind die Nervenenden, die verwirren Ihr Gehirn.«
    »Doc, ich kann sie spüren!«
    »Ich weiß.« Nelson kämpfte mit den Tränen. »Wir werden Ihnen neue Hände besorgen, Justin. Noch ein paar Operationen und …«
    »Nein … keine Operation mehr. Ich will keine Operation mehr! Ich will keine Zangen! Ich will meine Hände! Wie kann ich mein kleines Mädchen ohne Hände halten? Wie kann ich meine Frau berühren?«
    Die Wut entzündete sich wie ein Pulverfass. Dr. Nelson hatte kaum Zeit, ein Zeichen zu geben, dass sie Hilfe brauchte, bevor sie gezwungen war, mit ihrem Patienten zu ringen, ihn unter vollem Körpereinsatz daran zu hindern, mit den Stümpfen seiner bandagierten Unterarme gegen das Bettgeländer aus Aluminium zu schlagen.
    Ein Pfleger stürzte herbei und half ihr, Justin Freitas’ Arme lange genug mit Klettbändern zu fixieren, damit sie ein Beruhigungsmittel in seine Tropfinfusion injizieren konnte, das ihn in ein Narkosedelirium versetzte.
    Dr. Nelson hielt kurz inne, um zu verschnaufen, während sie sich Notizen auf seinem Krankenblatt machte. Sechzehn weitere Amputierte lagen in Lauerstellung auf dieser Station. Der ersten von acht.
     
    Jede Station hatte ihren Pförtner, einen Kriegsveteranen, der wusste, wie seine Kameraden tickten. Auf Station 27 war es Master Sergeant Rocky Allen Trett. Acht Monate zuvor durch eine Panzerabwehrwaffe verwundet, saß der doppelt Beinamputierte aufrecht im Bett und wartete darauf, sie zu begrüßen.

    »Morgen, Schmollmund, Sie sind spät dran. Hat die Kleine Ihnen zu Hause das Leben schwergemacht?«
    »Wie war nochmal der Ausdruck, den Sie gern benutzen? Genau … fordernd. Es ist fordernd. Sie scheinen heute gute Laune zu haben.«
    »Mona kam mit den Kindern vorbei.«
    »Okay, verraten Sie’s mir nicht … die Jungs sind Dustin und Logan, Ihre Tochter ist Molly.«
    »Megan. Blaue Augen, genau wie Ihre. Großartige Kinder. Kann’s nicht abwarten, nach Hause zu kommen. Hören Sie, ich hab versprochen, nicht zu fragen …«
    »Ich hab unseren Prothetiker heute Vormittag noch mal angerufen. Er hat mir versprochen, nicht später als Mitte September.«
    »Mitte September.« Rocky bemühte sich, seine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher