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2012 - Die Prophezeiung - Alten, S: 2012 - Die Prophezeiung - Phobos

2012 - Die Prophezeiung - Alten, S: 2012 - Die Prophezeiung - Phobos

Titel: 2012 - Die Prophezeiung - Alten, S: 2012 - Die Prophezeiung - Phobos
Autoren: Steve Alten
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gefördert worden. Das für die Ausgrabung verantwortliche archäologische Team musste einen Mikrobiologen hinzuziehen, der Erfahrung in der Arbeit mit exotischen Wirkstoffen hatte.
    Montpellier liegt zehn Kilometer vom Mittelmeer entfernt. Es ist eine von Geschichte und Tradition durchdrungene Stadt, heimgesucht von einem Alptraum, an dem der gesamte eurasische Kontinent teilhatte.
    Die archäologische Ausgrabung war ein Massengrab – eine Gemeinschaftsgrube, die auf das Jahr 1348 zurückging. Sechseinhalb Jahrhunderte hatten Organe und Fleisch verschwinden und ein Durcheinander von Knochen zurückgelassen. Dreitausend Männer, Frauen und Kinder. Die Leichen waren von den Angehörigen hastig entsorgt worden, deren Trauer hinter ihre eigene entsetzliche Angst zurücktrat.
    Die Pest. Der Schwarze Tod.
    Das große Sterben.

    Dreihundert Menschen pro Tag waren in London umgekommen. Sechshundert in Venedig. Die Pest hatte Montpellier verwüstet und neunzig Prozent der Stadtbewohner hinweggerafft. In nur wenigen Jahren hatte der Schwarze Tod die Bevölkerung des Kontinents von achtzig Millionen auf dreißig Millionen dezimiert – und das alles in einer Epoche, in der die Beförderungsmittel sich auf Pferde und die eigenen Beine beschränkten.
    Wie hatte die Seuche so effektiv töten können? Wie hatte sie sich so schnell ausgebreitet?
    Die Grabung wurde geleitet von Didier Raoult, einem Medizinprofessor an der Universität des Mittelmeers in Marseille. Raoult fand heraus, dass das Zahnmark, welches im Innern der Überreste von Zähnen (die in vielen der ausgegrabenen Schädel erhalten waren) der Pestopfer gefunden worden war, DNS-Anhaltspunkte liefern konnte, die das Geheimnis entschlüsseln würden.
    Mary machte sich an die Arbeit. Der Übeltäter hieß Yersinia pestis – Beulenpest. Eine Seuche direkt aus der Hölle. Extreme Schmerzen. Hohes Fieber, Schüttelfrost und Beulen. Gefolgt vom Anschwellen der Wülste – schwarze, golfballgroße Wölbungen, die am Hals und in der Leistengegend der Opfer auftraten. Zu gegebener Zeit versagten die infizierten inneren Organe und bluteten aus.
    Ein Kinderlied aus dem 13. Jahrhundert lieferte anschauliche Hinweise darauf, wie rasch der Schwarze Tod sich ausgebreitet hatte: Ring around the rosie, a pocket full of posies, at-shoo, at-shoo, we all fall down. Ein Nieser, und die Seuche infizierte einen Haushalt, schließlich das ganze Dorf, und löschte ihre ahnungslose Beute binnen Tagen aus.

    Beeindruckt von ihrer Arbeit überreichte Didier Raoult Mary ein Abschiedsgeschenk – ein Exemplar eines kürzlich entdeckten unveröffentlichten Berichts, verfasst während der Großen Pest vom Leibarzt des Papstes, Guy de Chauliac. Aus dem französischen Original übersetzt, schilderte das Tagebuch ausführlich, wie das Große Sterben während der Jahre 1346 bis einschließlich 1348 die menschliche Spezies beinahe vollständig ausgerottet hätte.
    Mit Chauliacs Tagebuch und Proben des 666 Jahre alten Killers kehrte Mary nach Fort Detrick zurück. Das Verteidigungsministerium war fasziniert. Die Behörde behauptete, man wolle Schutzmaßnahmen für amerikanische Soldaten im Falle eines biologischen Angriffs erforschen. Die einunddreißigjährige Mary Louise Klipot wurde befördert und zur Leiterin des neuen Projekts ernannt, das Scythe (»Sense«) getauft wurde.
    Noch vor Ablauf eines Jahres übernahm die CIA die Finanzierung, und Scythe verschwand aus den Büchern.
     
    Mary wird wach, bevor der Wecker ertönt. Ihr Bauch gluckert. Ihr Blutdruck sinkt. Sie schafft es gerade noch rechtzeitig auf die Toilette.
    Mary ist seit einer Woche krank. Andrew hat ihr versichert, es sei bloß Grippe. Andrew Bradosky war ihr Labortechniker. Neununddreißig Jahre alt. Von jungenhaftem Charme und gutaussehend. Sie hatte ihn aus einem Pool von Mitarbeitern ausgewählt, nicht weil er besonders qualifiziert war, sondern weil sie ihn einschätzen konnte. Selbst seine Versuche, eine soziale Beziehung außerhalb des Labors aufzubauen, zielten auf eine Beförderung ab. Die Reise nach Cancún im letzten
April war eine willkommene Zerstreuung gewesen, zugestanden erst, nachdem er ihre Enthaltsamkeitsregeln anerkannt hatte. Mary sparte sich für die Ehe auf. Andrew hatte kein Interesse an der Ehe, aber eine Augenweide war er schon.
    Mary zieht sich rasch an. Die Arztkittel vereinfachten die Wahl ihrer Garderobe. In Räumlichkeiten der Biosicherheitsstufe 4 und in dem Umweltanzug, den sie stundenlang trug, war
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