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2005 - Gestrandet in der Nacht

Titel: 2005 - Gestrandet in der Nacht
Autoren: Unbekannt
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hatte lediglich etwas langsam gesprochen.
    Immer wieder wurde die SOL von schweren Erschütterungen heimgesucht. Der Ertruser stellte jedoch keine Fragen, um die Menschen in der Zentrale nicht von ihren Aufgaben abzulenken.
    Etwa zwanzig Minuten später verließ er die Medostation. Jetzt hatte er keine Schmerzen mehr.
    Seine Wunden waren versorgt und würden bald abgeheilt sein. Nun galt es Vorbereitungen für einen möglichen Einsatz zu treffen.
    Kerzner überquerte einen Gang, fuhr mit dem Lift vier Decks nach unten und betrat, während die SOL unter den Schlägen des unbekannten Angreifers erbebte, eine kleine Halle, die von hellem Licht erfüllt war. Auch hier waren erhebliche Schäden zu verzeichnen. Große Tische mit blühenden Pflanzen waren umgekippt, Kräutertöpfe, Büsche und kleine Bäume lagen auf dem Boden. Für den hinteren Teil der Halle war offenbar die künstliche Schwerkraft ausgefallen, denn einige Kübel mit Mandelsträuchern schwebten dicht unter der Decke.
    Ein kleiner, bärtiger Mann wieselte zwischen den Pflanzen herum und kämpfte gegen das Durcheinander an. Sichtlich nervös versuchte er, die eingetretenen Schäden zu beheben. Jede Erschütterung, die das Raumschiff traf, kommentierte er mit einem deftigen Fluch.
    Tonko Kerzner eilte zu ihm hin, packte ihn an der Schulter und hielt ihn fest. „Bodo, was ist mit meiner Küche?" fragte er.
    Der Bärtige, gut einen Meter kleiner als er, blickte erschrocken zu ihm hoch. „Deine Küche?" fragte er, um sich dann mit einem energischen Ruck loszureißen. „Mann, du hast sie wohl nicht alle! Die SOL wird angegriffen, hier geht alles drunter und drüber, und du machst dir Sorgen um deine Küche."
    „Weil sie wichtig für mich ist", betonte der Oberstleutnant, ging an dem anderen Mann vorbei, überwand den Bereich verringerter Schwerkraft mit einem Sprung und betrat einen winzigen Nebenraum. Auf einem Tisch standen und lagen allerlei Gefäße. Nur aus einem von ihnen hatte sich der Inhalt auf die Tischplatte ergossen. Es war eine farblose, stark riechende Flüssigkeit. „Was ist mit dir los?" fragte Bodo Mouskon. Er war nicht nur Botaniker, sondern zudem ein Techniker der SOL. Er kannte sich vor allem auf dem Gebiet der Positronik sehr gut aus. Wegen seines oft exzentrischen Verhaltens und seiner Vorliebe für Pflanzen sahen viele an Bord ihn jedoch als Botaniker an. „Spinnst du?"
    „Ganz im Gegenteil", antwortete der Ertruser. Er verhakte seine Daumen in dem Waffengurt, an dem ein schwerer Thermostrahler und ein Kombistrahler befestigt waren. Beide legte er so gut wie nie ab. Er war ein Experte für Waffen aller Art, für primitive Faustkeile ebenso wie für Transformkanonen. „Ronald Tekener hat angedeutet, daß es zu einem Einsatz für mich kommen könnte, und ohne das Zeug komme ich nicht aus. Das weißt du doch!"
    „Mach dir keine Sorgen! „Der blickte in die Runde. Das Durcheinander drückte sichtlich auf seine Stimmung. „Es ist alles da, was du brauchst. Du kannst das Zeug sehr schnell herstellen. Zuvor aber könntest du mir helfen, Ordnung in meinem Treibhaus zu schaffen."
    Der Ertruser hielt ihm breit grinsend die mächtigen Hände hin. „Sieh dir diese Pranken doch an, Bodo", sagte er und zeigte ihm die schwieligen Innenseiten der Hände. „Damit sollte ich deine zarten Pflänzlein lieber nicht anpacken. Las mich hier arbeiten! Das ist besser."
    „Mann!" stöhnte Mouskon. „Ich habe ja schon einiges erlebt, aber einen Mann wie dich noch nicht.
    Du bist abhängig von dem Zeug."
    Tonko Kerzner lachte. „Kann schon sein", entgegnete er. „Aber das ist auch nicht viel verrückter als das, was du treibst."
    Der Botaniker antwortete nicht. Er lehnte sich mit der Schulter gegen die Wand und blickte nachdenklich auf den Boden. Dann schüttelte er den Kopf, fuhr sich mit beiden Händen über das Gesicht und stöhnte leise. „Was ist passiert?" fragte er. „Ich bin vollkommen durcheinander. Mir ist, als hätte es mich mitten ins Gehirn getroffen. Ich war bewußtlos, und ich habe lange gebraucht, um wieder zu mir zu kommen. Danach herrschte hier das reinste Chaos."
    „Und in deinem Kopf auch! „„Mir ist nicht nach Scherzen zumute, Tonko", tadelte der Botaniker. „Verdammt, es muß doch einen Grund haben, daß ich mich so fühle. Ich bin noch immer benommen und kann kaum einen klaren Gedanken fassen."
    Der Ertruser ließ sich in die Hocke sinken, und nun befanden sich seine Augen annähernd auf der gleichen Höhe mit denen
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