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2005 - Gestrandet in der Nacht

Titel: 2005 - Gestrandet in der Nacht
Autoren: Unbekannt
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ein und zerstörte mit seiner Nüchternheit alle Illusionen. Er ließ nicht zu, daß ich mich mit falschen Vorstellungen selbst betrog.
    Mein erster Blick galt Muel-Chen. Von ihm hing jetzt mehr ab als von vielen anderen, denn nur der Emotionaut war in der Lage, die SOL mit Hilfe der SERT-Haube aus der Gefahrenzone zu fliegen.
    Ich sah, daß der junge Mann seine Augen geöffnet hatte. Seine Lippen bewegten sich.
    Aus den Augenwinkeln sah ich Ronald Tekener, der sich gerade aufrichtete. Der narbengesichtige Freund, der mit mir zusammen die Expedition der SOL leitete, war noch weit davon entfernt, sich von dem erlittenen Schock erholt zu haben. Der psionische Angriff hatte ihn hart getroffen.
    Tonko Kerzner schüttelte sich wie ein nasser Hund, um die Betäubung zu überwinden, die ihn befallen hatte. Er vernahm bedrohliches Krachen und Zischen hinter seinem Rücken, und er wollte sich umdrehen, um nachzusehen, was da los war. Doch erst allmählich und viel zu langsam für seinen Geschmack klärten sich seine Sinne. Er wälzte sich herum, und seine Augen weiteten sich.
    In dem Labor, in dem er gearbeitet hatte, bevor das Unheil über die SOL gekommen war, herrschte das reine Chaos. Aus zwei gegenüberliegenden Wänden zuckten fingerdicke Blitze, bildeten Lichtbögen, die sich quer durch den Raum aufbauten. In diesem Bereich war die drahtlose Energieversorgung der Kontrolle SENECAS entglitten.
    Die Laborantin Muriel Garrash saß zusammengesunken in einem Sessel. Die Blitze fuhren zentimeternah über ihren Kopf hinweg, und der Ertruser erfaßte entsetzt, was geschehen würde, wenn sie zu sich kam. Fraglos würde sie den Kopf heben, und dann würde der Lichtbogen ihr mitten durch die Stirn fahren.
    Kaum anders sah es für Jesschik Phiaon aus, die blonde Biologin. Sie lag auf dem Boden, aber ihre linke Hand war nicht weit von einer Stelle entfernt, an der es zu glühen begann. Wenn nicht augenblicklich etwas geschah, würde ihre Hand in wenigen Sekunden verkohlen.
    Tonko Kerzner richtete sich auf. Er zögerte. Nur an umgestürzten Tischen vorbei, an Geräten, die aus der Wand gebrochen waren, an zerborstenen Gläsern und Spezialgefäßen sowie über undefinierbare Flüssigkeiten hinweg konnte er die beiden Frauen erreichen. Das alles wäre jedoch kein Problem gewesen, wenn sich nicht immer wieder und in unberechenbaren Abständen die hochenergetischen Lichtbögen aufgebaut hätten. Sie stellten eine tödliche Gefahr nicht nur für die beiden Frauen, sondern auch für ihn dar.
    Unter anderen Umständen hätte er sich auf keinen Fall zu den beiden Frauen durchgekämpft, ohne zuvor die betreffenden Energiekreise auszuschalten. Doch dafür blieb nun keine Zeit mehr.
    Er hörte Muriel seufzen und beobachtete, wie sich der glühende Fleck auf dem Boden neben Jesschik immer mehr ausdehnte.
    Normalerweise hätte er Bergungsroboter herbeigerufen. Dafür blieb keine Zeit. Der Ertruser dachte nicht lange nach, sondern stürzte sich in das Chaos.
    Ein Blitz zuckte vor ihm auf und blendete ihn. Er fühlte, wie es brennend heiß an seinem Bauch wurde. Kerzner sah dunklen Rauch von dort aufsteigen. Der beizende Geruch von verkohltem Kunststoff stieg ihm in die Nase, und während er erfaßte, daß ihn nur Millimeter von einer tödlichen Verletzung getrennt hatten, schleuderte er einen umgekippten Tisch zur Seite und kämpfte sich weiter zu Muriel vor. Er stieß den Sessel um, in dem sie saß, fing sie auf, zog sie an sich und schnellte sich über zerbrochenes Glas und dampfende Chemikalien hinweg auf sicheren Boden.
    Nachdem er die junge Frau abgelegt hatte, schaute er nach Jesschik, die sich nun zu regen begann.
    Zu ihr zu gehen, war womöglich gefährlicher, denn nun schossen auch aus dem Boden lichtbogenartige Blitze empor. Sie bildeten ein schnell wechselndes Energielabyrinth.
    Tonko Kerzner zögerte kurz. Er suchte nach einem Weg geringen Risikos, doch es gab keinen. Er ignorierte die Gefahr, sprang zu der jungen Frau hinüber, bückte sich, schob seine Arme unter sie und riß sie hoch. Er warf sich herum und duckte sich unwillkürlich, um den tödlichen Blitzen auszuweichen.
    Kaum war er zwei Schritte gegangen, als es ihm heiß über den Rücken fuhr. Schmerzgepeinigt schrie er auf, die Frau entglitt seinen plötzlich kraftlosen Armen. Er fing sich jedoch schnell wieder, griff hastig nach ihr, zog sie wieder an sich. Es war ihm gleichgültig, wie er sie dabei hielt. Ihm kam es nur darauf an, sie so schnell wie möglich aus dem
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