Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
200 - Die Suche beginnt

200 - Die Suche beginnt

Titel: 200 - Die Suche beginnt
Autoren: Jo Zybell und Michael Schönenbröcher
Vom Netzwerk:
kannte er sich auch hier aus. Dazu kam, dass er, seit er sechzehn war, die jährlichen Expeditionen anführte, die hier Fabrikhallen und Maschinen ausschlachteten, um Materialnachschub zu besorgen. Canterbury jun. war schon als kleiner Junge immun gegen die Keime an der Erdoberfläche gewesen.
    »Hier entlang!« Paul Canterbury verließ die Bahntrasse und lief zur alten Straße hinunter. Sie marschierten durch Geröll. An vielen Stellen war der aufgesprungene Asphalt zwischen Gras und Unkraut zu erkennen. Links und rechts der überwucherten Straße standen zerfallene und von Gestrüpp überwucherte Autowracks ohne Reifen. Die meisten der alten Fahrzeuge hatten die Bunkerkolonisten im Lauf der Generationen ausgeschlachtet. Hier und da lagen Türen, verrostete Motorhauben und Getriebewellen herum. Hin und wieder sah man auch einen von Moos bedeckten Motorblock zwischen den Büschen.
    Hier, auf der Straße, mussten Richards nur noch selten die Machete benutzen. Den überwucherten Bahndamm hatten sie benutzt, um zielsicher vom anderen Ende der Stadt hierher zu gelangen. Der kleine Flughafen grenzte westlich an das Industriegebiet an.
    Während der nächsten drei Kilometer blieb Canterbury jun. wieder und wieder stehen, um sich zu orientieren. Er war der einzige Überlebende der Bunkerkolonie von Hermannsburg, der schon hier draußen in dieser Gegend gewesen war. Deswegen hatte der Alte ihn ja eingeteilt. Es war ihm gar nichts anderes übrig geblieben. Keiner hatte so viel Außendienst gemacht wie Canterbury jun., auch keiner der Toten.
    Bald entdeckte er die beiden alten Eukalyptusbäume am Fuß des gut achtzig Meter hohen Towers. Einen der Bäume hatte vor Jahren ein Blitz erwischt. Seitdem lehnte er gegen den erstaunlich gut erhaltenen Tower, und seine verwachsene Krone schien das von Rankengewächsen eingehüllte Gebäude zu umarmen.
    Die Männer beschleunigten ihre Schritte. Der Tower war ihr erstes Ziel.
    Nummer Eins hatte sie losgeschickt, um nach drei vermissten Flugpanzern zu suchen; nach fast fünfzig Prozent der Hermannsburger Flotte also. Der Befehl war so alt wie die Vermisstenmeldung: zwei Jahre. Damals, als die Energieversorgung zusammenbrach, hatten die Flugpanzer gerade das Flugfeld überquert. In welcher Höhe, war unbekannt.
    Der Ausnahmezustand in der unterirdischen Kolonie hatte die Ausführung des Befehls bis zum heutigen Tag hinausgezögert. Ohne Strom hatten sich die Luken und Schleusenschotts des Bunkers nicht mehr Öffnen lassen.
    Zuerst musste man sich natürlich um die Leute kümmern, die in irgendwelchen Aufzügen eingeschlossen waren; oder in Privaträumen, Operationssälen, Kühlhäusern, und so weiter. Sämtliche Luken und Schotts waren ausgehängt worden.
    Der Hunger und ein paar politische Morde forderten damals die ersten Opfer. Fast ein Jahr hatte es gedauert, bis man endlich auch das Schott der Außenschleuse manuell öffnen konnte. Danach brach die Seuche aus, danach die blutigen Kämpfe um die Macht, und vor einer Woche hatte irgendjemand den Alten daran erinnert, dass drei Besatzungen überfällig waren. Also erneuerte Nummer Eins den Befehl.
    Richards und Canterbury jun. brachen die Tür zum Tower auf, entzündeten eine Fackel und stiegen die Wendeltreppe rund um den Liftschacht hinauf. Von oben, vom Kontrollraum aus hofften sie die Panzer schnell entdecken zu können. Keiner von ihnen hatte Lust, tagelang Quadratmeter für Quadratmeter des von Trümmern, Wracks und Gestrüpp bedeckten Flugfelds abzusuchen.
    Der Kontrollraum war vollkommen leer. Die Primitiven hatten hier Jahrzehnte lang gehaust, bevor sie das Feld geräumt hatten. Inzwischen war die Glasfront wieder fast vollständig zugewuchert. Mit der Axt zerschlug Canterbury jun. die blinden Scheiben, mit der Machete hieb Richards das Geäst aus den Öffnungen. Die Männer zogen ihre Feldstecher aus den Beintaschen, knieten auf die moosbedeckte Instrumentenkonsole und spähten auf das Flugfeld hinunter. Wenigstens die Feldstecher funktionierten noch.
    Sie entdeckten zwei der Panzer schon nach wenigen Minuten. Von einem ragte das Heck aus dem Gestrüpp auf dem Dach einer Flughalle. Der andere stand zwischen von Pflanzen überwucherten Flugzeugwracks.
    Vom dritten keine Spur.
    »Jackson Zwo ist aufs Hallendach gestürzt«, sagte Canterbury junior. »Und Jackson Sieben hat eine Notlandung hingekriegt, wie es ausschaut. Alle Achtung! Kannst du Jackson Eins irgendwo entdecken?« Richards schüttelte den Kopf.
    Seit Canterbury jun.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher