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2:0 für Oma

2:0 für Oma

Titel: 2:0 für Oma
Autoren: Ilse Kleberger
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tropfte noch immer aus dem langen schwarzen Haar. Zu ihren Füßen hockte Rolf. „ Prego , bitte, bringst du mir Rettungsschwimmen bei?“ fragte er. Als sie nicht antwortete, zupfte er sie am Bein. „Si?“
    Sie nickte, aber Karoline rief höhnisch: „Der kann noch nicht mal schwimmen und will gleich Rettungsschwimmen lernen? Ha!“
    Maria strich Rolf über das Haar. »Ich dir beides lernen — Schwimmen und Rettungsschwimmen — basta!“
    Plötzlich faßte sich Rolf an den Kopf. „Wo ist meine Mütze?“
    Brigitte und Karoline riefen wie aus einem Munde: „Im Wasser, wo denn sonst?“
    Rolfs Augen füllten sich mit Tränen, aber Maria sagte: „ Ecco — ich dir machen Mütze aus Papier, richtige Helm!“ Rolf schluckte rasch die Tränen hinunter.
    Am Ufer hockten sie sich in die Sonne, damit Rolf und Maria trocknen konnten. Karoline war gekränkt, weil sich Brigitte neben Maria setzte und nicht zu ihr kam. Sie schlüpfte in ihr Kleid und verschwand grußlos auf dem Weg zur Hühnerfarm. Es war ihr auch lieber, daß sie nichts von der Schelte bekam, die Brigitte und Rolf sicher zu Hause bei Pieselangs erhalten würden.
    Aber es gab keine Schelte, denn weder Rolf noch Maria sagten ein Wort von dem Abenteuer. Brigitte kämpfte mit sich, ob sie es nicht erzählen müßte, aber dann überlegte sie, wie sehr sich Mutter, Vater und Oma über die Geschichte aufregen würden, und ließ es lieber bleiben. Sie versuchte, besonders nett zu Maria zu sein, was nicht leicht war, weil Maria in ihrer kurz angebundenen und hochfahrenden Art kaum zu einem Gespräch zu bewegen war. Freundlich war Maria nur zur Mutter, zu Oma Pieselang und zu Rolf. Dem bastelte sie einen prachtvollen Papierhelm mit einem Puschel an der Spitze. Oma, die sah, wie sich Brigitte mit Maria Mühe gab und daß sie traurig war, da sie keinen Erfolg hatte, flüsterte ihr zu: „Ich glaube, die Maria hat Heimweh. Wir müssen sie vorläufig erst einmal ein wenig in Ruhe lassen.“
    Als sie vom Baden zurückkamen, war Besuch da, ein Besuch, der hier zu Hause war. Heiner, der ältere Bruder von Jan, Peter, Brigitte und Rolf, der in der nächsten Stadt studierte, war mit seinem Motorrad zum Sonntagskaffee gekommen. Jan, Peter, Mario, Alessandro und Peppino umlagerten die Maschine. Heiner ließ sich von der Mutter mit Kaffee und Kuchen, den sie extra für ihn zurückgestellt hatte, verwöhnen. Während er es sich schmecken ließ, warf er ab und zu bewundernde Blicke auf Julia und besorgte auf die Gruppe von Jungen um sein Rad. „He — wenn ihr mir was kaputtmacht, zieh ich euch die Hosen stramm!“ rief er.
    „Und wenn wir nichts kaputtmachen, nimmst du uns nachher auf dem Sozius mit, ja?“ fragte Peter.
    „Oje — bei acht Kindern hätte ich da aber eine Menge zu tun!“ stöhnte Heiner. „Ich bin doch kein Taxi. Ich will meine Ruhe haben. Das heißt, wenn Sie mal eine kleine Spazierfahrt machen wollen, Julia, wäre das natürlich etwas anderes.“
    Julia lachte. „No, ick ‘ aben Angst auf solche Feuerstuhl!“
    Bald saßen die beiden allein am Tisch und plauderten, denn Brigitte und Rolf hatten sich zu den Jungen am Motorrad gesellt, Oma zeigte der Nonna, die die Zwillinge an je einer Hand hatte, den Gewürzgarten, Lehrer Pieselang ließ sich in seinem Arbeitszimmer von Vater Volpone an Hand einer Landkarte vom Bau der Autobahn berichten, und Maria half Mutter Pieselang beim Abendbrotmachen in der Küche. Als die Mutter protestierte: „Aber laß doch, Kind, ich werde auch allein fertig, geh zu den anderen!“ meinte Maria: „Macht mir aber vill mehr Spaß hier bei Sie!“
    Nach dem Abendbrot holte Heiner seine Gitarre und stimmte ein Lied an. Die Pieselangs kannten eine Menge Volkslieder, und die meisten Familienmitglieder hatten gute Stimmen. Doch die Volpones waren ihnen fast überlegen mit dem kräftigen Baß des Vaters, dem hellen, weichen Sopran von Julia, Nonnas rauher und doch reiner Altfrauenstimme und den hohen Stimmen der kleineren Kinder. Am schönsten aber sang Maria, jungenhaft spröde, voller Rhythmus und Schwung. Meist sang sie ein Solo, und der Chor fiel temperamentvoll in den Refrain ein, unterstützt vom Händeklatschen aller. Die Zwillinge hatten sich angefaßt und tanzten dazu Ringelreihen. Es wurde ein richtiger Sängerwettstreit. Ein deutsches Lied wechselte mit einem italienischen. Das einzige deutsche Lied, das die Volpones kannten, war „Stille Nacht, heilige Nacht“, und sie sangen es mit viel Gefühl in die Sommernacht
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